Das historische Stadtbild von Sankt Petersburg bleibt intakt. Foto: voopik.spb.ru
Mit seinen 396 Metern Höhe wäre der „Gazprom-Tower" höchster Wolkenkratzer Europas geworden. Das geplante Verwaltungshochhaus des Staatsunternehmens spiegelte dessen beispiellose Erfolgsgeschichte in den vergangenen zehn Jahren.
2007 wurden die Baupläne für das Ochta-Zentrum offiziell bekannt gegeben e_SEnD mit seinem Herzstück, dem Gazprom-Tower. Demnach sollte der sich wie eine Flamme in die Lüfte windende Turm aus Glas und Beton schon 2012 bezugsfertig sein. Doch die Bewohner von Sankt Petersburg wehrten sich. Sie gingen auf die Straße, sammelten Zehntausende Unterschriften und zogen gegen das Bauvorhaben massenhaft vor Gericht. Der Sankt Petersburger Kultrocker Boris Grebenschikow kommentierte: als „habe der Teufel dort hingespuckt".
Die Bürger wehren sich vor Gericht und auf der Straße
Die Emotionen kochten vor allem deshalb hoch, weil der Turm mitten in die geschichtsträchtige Altstadt gepflanzt werden sollte. Die Sankt Petersburger waren seit jeher stolz auf ihr europäisch anmutendes Stadtzentrum. Die fünfstöckigen zierlichen Wohnhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert waren sogar von der sowjetischen Megalomanie verschont geblieben. Und jetzt wollte ein staatliches Gasunternehmen durch seine Geltungssucht diese kulturelle Einheit zerstören. Proteste kamen nicht nur von den Bürgern: Die UNESCO kündigte an, Sankt Petersburg auf eine „schwarze Liste" des Weltkulturerbes zu setzen. Zuletzt fragte auch Präsident Dmitri Medwedjew öffentlich an, ob es nicht Alternativen gäbe.
Die Proteste haben sich gelohnt: Im Dezember zog die Sankt Petersburger Gouverneurin Walentina Matwijenko die Notbremse. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat Gazprom daraufhin im März ein 14 Hektar großes neues Gelände etwas außerhalb erworben, hier soll nun bis zum Jahr 2017 die neue Firmenzentrale entstehen.Das bisherige Baugebiet, in das der Staatskonzern schon sieben Milliarden Rubel (175 Millionen Euro) investiert hat, will Gazprom wieder verkaufen.
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