Sberbank CEO German Gref. Sberbank ist die größte Bank Osteuropas. Foto: Gettyimages/Fotobank
Die russischen Banken blieben aufgrund der geringen Integration des Landes in die europäische Wirtschaft von der europäischen Schuldenkrise unbetroffen. Andererseits haben sie dadurch nur eingeschränkt Zugang zu billigem Geld. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Der Bankensektor Russlands und Europas 2012 von der Ratingagentur Standard & Poor's.
Ende des vergangen Jahres hatten die Banken Europas eine geringe Liquidität und unzureichend Kapital. Einer der Gründe war die horrende Menge toxischer Aktiva in den Bilanzen — in erster Linie Staatsanleihen südeuropäischer Staaten. Die Europäische Zentralbank musste den Banken im Rahmen des LTRO-Programms (long-term refinancing operations) eine günstige Finanzierung auf drei Jahre zur Verfügung stellen. Insgesamt ist das mehr als eine Billion Euro. Wie es im Bericht von S&P heißt, wurden die Ratings von zwanzig der fünfzig größten europäischen Banken im Wesentlichen um eine Stufe gesenkt. Wobei ein Großteil dieser Korrekturen Ende 2011, Anfang 2012 vorgenommen wurde. In diesem Zeitraum hat S&P ungefähr vierzig Ratings bzw. Prognosen für Banken herabgestuft.
Die ganze Zeit über war Russland für die einheimischen Banken ein ruhiges Fahrwasser. Das Geld der russischen Banken wurde, allerdings nur in geringem Umfang, wie die stellvertretende S&P-Abteilungsleiterin für Finanzinstitute Natalja Jalowskaja erläuterte, in europäischen Finanzinstituten angelegt, unter anderem zur Finanzierung griechischer Schulden.
Ende 2011 haben Experten der russischen Zentralbank diese Einlagen auf 700 Milliarden Rubel (etwa 17,5 Milliarden Euro) bzw. 1,7 % aller Aktiva des Bankensystems der Russischen Föderation geschätzt. Das entspricht eher dem Niveau aufstrebender Märkte. Die Kapitalausstattung des russischen Bankensystems beträgt nach Einschätzung von S&P gegenwärtig 6,6 % — das ist mehr als in Frankreich, Spanien oder Italien.
Die fehlende Integration der russischen Banken in Europa hat jedoch auch Schattenseiten. Diese werden einen immer größeren Einfluss auf die Entwicklung des hiesigen Bankensystems haben und zwar in dem Maße, wie die Banken Europas wieder gesunden. Eine der Schattenseite ist die eingeschränkte Möglichkeit, Geld im Westen auszuleihen. Das russische System lebt bis heute von kurzfristigen Einlagen, wodurch ihm zusätzliche Wachstumsquellen entzogen werden, erklärte Jalowskaja.
Das führt dazu, dass die staatlichen Banken im Wettbewerb mit den privaten im Vorteil sind, da sie Zugriff zu einer günstigeren Finanzierung haben. Das Ergebnis: Der Bankensektor Russlands entwickelt sich ungleichmäßig. „Die Tatsache, dass der Staat in der Lage ist, seinen Banken unter die Arme zu greifen, ist natürlich positiv“, meinte Jalowskaja. Gleichzeitig jedoch schränke die wachsende Rolle der Staatsbanken die Konkurrenzfähigkeit anderer Banken entschieden ein, so die Expertin.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Forbes
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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