Matrjoschka und Wodka sind zu den zwei beliebtesten russischen Wörtern zu zählen. Bild: Nijas Karim
Wodka
Dieses traditionell russische, alkoholische Getränk ging erstmals im 15. Jahrhundert über die Theke, nachdem man herausfand, wie der damals bekannte Kornwein gebrannt wurde. Die wissenschaftlich fundierte Brennmethode von Wodka, an der auch der berühmte russische Wissenschaftler Dmitrij Mendeleew mitgewirkt hat, erfand man aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Mendeleew, so sagt man, habe das ideale Verhältnis zwischen Wasser und Spiritus – 60 zu 40 – entdeckt. Im Jahre 1982 erhielt die Sowjetunion dann das Vorrecht zur Wodkaerzeugung und auch das ausschließliche Werberecht für die ganze Welt. Russischer Wodka wurde daraufhin unter dem vielversprechenden Spruch weltberühmt: „Only vodka from Russia is genuine Russian vodka.“ Heutzutage werden an den Flaschen jedoch auch Warnungen angebracht, die lauten: „Übermäßiger Alkoholgenuss schadet Ihrer Gesundheit.“ Der Volksmund hat dafür aber bereits eine passende Antwort parat: „Wodka in einer geringen Dosis ist in jeglicher Menge gesund.“
Troika
Diese Kutsche, vor die drei Pferde gespannt werden, kam erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts in Gebrauch. Damals benötigte man für die Postkutschen ein leichtes Gespann, mit dem die langen und üblicherweise schlechten Straßen befahren werden konnten. Die Straßen in Russland waren so schlecht, dass sie in ein bekanntes Sprichwort einflossen: „Russland hat zwei Leiden: seine Dummköpfe und seine Straßen.“
Noch im 19. Jahrhundert war die Troika das meistgenutzte Transportmittel in Russland, wobei es vor allem im Winter auch für Freizeitreisen genutzt wurde. Mit der Troika assoziiert man in Russland deshalb bis heute Weite und Freiheit, was sich auch in den vielen Gedichten und Liedern, die ihr gewidmet sind, widerspiegelt. Die aussagekräftigsten Worte darüber finden sich in Nikolaj Gogols Werk „Die toten Seelen“, in dem der Dichter Russland mit einer Troika vergleicht: „Fliegst nicht auch du, Russland, wie eine schnelle Troika, die niemand einholen kann, dahin? /.../ Russland, wohin fliegst du? Gib Antwort! Es gibt keine Antwort.“
Matrjoschka
Der Name dieser aus Holz gefertigten Puppen, in deren Inneren sich weitere bis zu 24 gleichaussehende, kleinere Puppen verstecken, leitet sich von der Koseform des altrussischen Frauennamens Matrjona ab. Dabei stammt das Vorbild dieses typisch russischen Spielzeugs gar nicht aus Russland: Als Vorlage für die Matrjoschka diente ein aufklappbares Spielzeug, das Ende des 19. Jahrhunderts aus Japan importiert wurde. Heutzutage erfreuen sich besonders Matrjoschkas mit Abbildungen russischer Politiker großer Beliebtheit. So ist beispielsweise auf der äußersten Puppe Putin, dann Jelzin, nach ihm Gorbatschow, dann Breschnew, danach Chruschtschow, nach diesem Stalin und zum Schluss eine Miniaturausgabe von Lenin zu sehen.
Datscha
Datschas sind Häuser außerhalb der Stadtgrenzen, wo Städter ihren Sommerurlaub verbringen. Die Bezeichnung „Datscha“ leitet sich dabei von dem Verb „dat“ (zu Deutsch „geben“) ab, wobei „Datscha“ etwas „Gegebenes“ bezeichnet. Früher „gaben“ die russischen und sowjetischen Behörden Vertretern privilegierter Schichten, Staatsbediensteten, Kulturschaffenden und Wissenschaftlern diese Häuser. In den 1950er- und 1960er-Jahren schlossen sich normale Bürger in Datscha-Genossenschaften zusammen und setzten sich für das Recht ein, selbst eine Datscha besitzen zu dürfen. Es gelang ihnen. Heute wird niemandem mehr eine Datscha geschenkt, man kann sie nur selbst bauen oder kaufen. Ihr Name ist aber erhalten geblieben.
Pogrom
Das Wort „Pogrom“ leitet sich vom Verb „gromit“ (zu Deutsch „zerschlagen“, „zerschmettern“) ab und bezeichnet gewaltsame Ausschreitungen gegen eine Bevölkerungsgruppe und die Zerstörung von Häusern, Geschäften und sakralen Gebäuden. Es wurde im 19. und 20. Jahrhundert zur Benennung der Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung in Russland verwendet und wurde in diesem Kontext auch in vielen europäischen Sprachen unverändert übernommen.
Die Kolchose
Das Wort „Kolchose“, auch „Kolchos“ (von „kollektiwnoe chosjajstwo“, zu Deutsch „Kollektivwirtschaft“) bezieht sich auf einen staatlichen landwirtschaftlichen Großbetrieb der ehemaligen Sowjetunion, dessen Bewirtschaftung auf Basis von öffentlichen Produktionsmitteln und der vom Kollektiv erbrachten Arbeit erfolgte. Die ersten Kolchosen wurden in Russland bereits 1918 gegründet. Von 1929 bis 1932 erfolgte dann die totale, zwangsmäßige Kollektivierung aller landwirtschaftlichen Betriebe in der Sowjetunion. Dies zog durchaus negative Folgen für die russischen Bauern nach sich, da sich die Kolchosen als eine äußerst ineffektive Wirtschaftsform erwiesen. Aus diesem Grund bezeichnet man auch heute noch in Russland eine schlecht geleitete Organisation – trotz einer großen Anzahl von Geschäftsführern – abwertend als Kolchose.
Kalaschnikow
Das Sturmgewehr Kalaschnikow, auch AK-47 genannt, ist die wohl beste Schusswaffe der Welt. Es wurde nach seinem Erfinder Michail Kalaschnikow benannt, der bereits Anfang des Zweiten Weltkriegs im Alter von nur etwa 20 Jahren Pläne für den Bau eines solchen Gewehres hatte. 1947 war es dann soweit: Das erste Sturmgewehr AK ging in Produktion. 1949 wurde dann die sowjetische Armee mit der Schusswaffe ausgestattet, später wurden auch Armeen zahlreicher anderer Länder mit ihnen ausgerüstet. Michail Kalaschnikow verstarb im Dezember 2013 im Alter von 95 Jahren.
Sputnik
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Wort „Sputnik“ in Russland als gängiges Synonym für die Worte „Mitreisender“ oder „Weggefährte“ verwendet. Als man jedoch in der Sowjetunion am 4. Oktober 1957 den ersten von Menschen erschaffenen Satelliten in die Umlaufbahn der Erde schoss, bekam das Wort eine neue Konnotation: „Himmelskörper, der sich um einen Planeten bewegt“. In diesem Sinne etablierte sich das Wort „Sputnik“ auch in vielen anderen Sprachen als Bezeichnung für einen künstlichen Satelliten. Doch das Wort wird nicht nur mit Satelliten assoziiert, sondern steht auch für den Beginn des Weltraumzeitalters. Und so hat das Wort auch eine politische Tragweite: Der Start der sowjetischen Raumfahrt veranlasste die Welt, ihr Russlandbild zu überdenken. Denn bis dahin hatte Russland als ein in technologischer Hinsicht zurückgebliebener Staat gegolten.
Perestroika
Das Wort „Perestroika“ bezeichnet eine Zeit in Russland, in der viele Reformen und eine Neuordnung des russischen Staatssystems vollzogen wurden. Diese Periode begann 1985 mit dem Amtsantritt Michail Gorbatschows als Staatsoberhaupt der Sowjetunion und endete mit dem Zerfall dieser im Jahr 1991. Vor 1985 hatte es keinerlei politische Konnotationen und wurde zur Bezeichnung eines Umbaus oder einer Neugestaltung eines Gebäudes verwendet.
In der ehemaligen UdSSR sowie in Russland verstand man unter dem Wort eine Erweiterung der persönlichen Freiheiten, die Wiederbelebung des bürgerlichen Engagements und die Einführung von freien marktwirtschaftlichen Elementen in das russische Wirtschaftssystem. In außenpolitischer Hinsicht bedeutete die Perestroika die Vermeidung von Konfrontationen und den Übergang zu einer Zusammenarbeit mit dem Westen. Außerdem hat die Zeit der Perestroika dazu geführt, dass der etwa ein halbes Jahrhundert andauernde Kalte Krieg ein endgültiges Ende nahm. In diesem Sinne konnte sich der Terminus als ein überaus positiver in allen Sprachen der Welt etablieren.
Glasnost
Dieses Wort bezeichnet eine Politik der verstärkten Transparenz bei Staatsangelegenheiten sowie der Informationsfreiheit im Lande. Glasnost bildete einen essenziellen Bestandteil in der Politik der Perestroika, der sich darin manifestierte, dass die Zensur in Russland gelockert und die zahlreichen in der sowjetischen Gesellschaft vorherrschenden Informationsbarrieren abgeschafft wurden. Es stammt übrigens von dem altslawischen Wort „glas“ (im Russischen „golos“, zu Deutsch wörtlich „Stimme“) und repräsentiert somit die Freiheit, laut und offen seine Meinung aussprechen zu dürfen.
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