Ein Arbeiter wickelt in der VEM Motors GmbH in Wernigerode den Stator für einen Elektromotor.
DPA/Vostock-PhotoDas Unternehmen Genborg, 500 Kilometer südlich von Moskau in der Oblast Lipezk beheimatet, hat vergangene Woche Freitag in einem eigenen Werk mit der Produktion von Elektromotoren begonnen. Diese sollen in der Rohstoffgewinnung, Metallurgie, Chemie und Nahrungsmittelindustrie zum Einsatz kommen.
Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um die einzigen in Russland produzierten Elektromotoren, die der Energieeffizienzklasse IE-3 entsprechen und nach EU-Standards zur Premiumklasse zählen. Neben Genborg würden sonst nur weltweit führende Unternehmen wie Siemens, ABB und WEG Motoren dieser Klasse herstellen, bestätigt die staatliche russische Stiftung für Industrielle Entwicklung gegenüber RBTH.
„Das Projekt war ursprünglich für den Exportmarkt gedacht und erhielt deshalb den Namen Genborg, weil er europäisch klingt", erzählt Fjodor Dudin, Generaldirektor des Unternehmens. Bei voller Kapazität plane man, zehn Prozent der Produktion nach Westeuropa, 30 Prozent in die GUS-Staaten und 60 Prozent auf den russischen Markt zu liefern. Exporte ins nahe und ferne Ausland seien ab 2017 geplant.
Die Investitionen zum Aufbau des Produktionsstandortes betrugen 1,4 Milliarden Rubel, rund 20,5 Millionen Euro. Einen Teil davon erhielt Genborg von der größten russischen Bank Sberbank, 10,4 Millionen Euro, und der Stiftung für Industrielle Entwicklung, die sich aus Staatsmitteln finanziert und rund 4,7 Millionen Euro zusteuerte. Das Werk soll Kapazitäten für die Produktion von jährlich 25 000 Elektromotoren haben. Dies entspricht einem Warenwert von 1,3 Milliarden Rubel, mehr als 19 Millionen Euro. Bis 2021 plant das Unternehmen, bis zu acht Prozent des russischen Marktes zu beliefern.
Alexei Schedrow, Leiter der Abteilung für Innovations- und Industriepolitik der Oblast Lipezk, sagt, dass die neuen Motoren auch bei den „Nachbarn“ des Werkes genutzt werden dürften. Unter diesen sind neben NLMK, einem der größten Metallurgie-Unternehmen Russlands, auch der Maschinenbaukonzern ZNO-Himmasch und das lokale Werk des italienischen Haushaltsgeräteherstellers Indesit.Die Verwendung von Genborg-Motoren plane zudem auch der Lipezker Werkzeugmaschinenhersteller Intermasch, der vor Kurzem ebenfalls ein Darlehen von der Stiftung für Industrielle Entwicklung erhalten hat. Dies bestätigt Juri Schamkow, stellvertretender Direktor der Stiftung. Intermasch liefert nicht nur in die GUS-Staaten, sondern auch nach Europa, China und Südostasien.
Deutsche Motoren der Klassen IE2 und IE3 werden ebenfalls in der metallurgischen Industrie verwendet. Laut dem geschäftsführenden Direktor von VEM Motors, Rüdiger Strümpel, werden die Produktionen von Genborg und VEM jedoch nicht miteinander konkurrieren, sondern „sich gegenseitig ergänzen“, da das deutsche Unternehmen Motoren anderer Spezifizierung herstelle.
„Heute produziert VEM etwa 2 500 verschiedene Modifizierungen von Elektromotoren und versorgt damit weltweit alle Industriezweige, von Kraftwerken bis hin zum Schiffbau“, sagt Strümpel. Eine Produktion von Motoren unter der Marke Genborg mit VEM-Komponenten sei ebenfalls geplant.
Die Kapazität des Werkes soll für die Produktion von VEM-Motoren um 5 000 bis 10 000 Einheiten jährlich erweitert werden. Die Bedingungen der Zusammenarbeit würden derzeit noch diskutiert. Dabei könne es sich zum Teil um Lohnfertigung, zum Teil aber auch um Herstellung unter der Marke Genborg handeln, sagt Fjodor Dudin, Direktor des Werkes.
Im Rahmen der Eröffnung des Werkes unterzeichnete Genborg zudem ein Abkommen über die Lieferung einzelner Komponenten durch das deutsche Unternehmen Schuler, das sich auf die Metallverarbeitung und der Massivumformung spezialisiert hat. Diese sind für die Produktion der Motoren zwingend notwendig.
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