Russlands Landwirtschaftsminister Alexander Tkatschow (rechts) besuchte vergangene Woche Berlin und traf sich da mit seinem Amtskollegen Christian Schmidt (links).
Landwirtschaftsministerium RusslandTkatschow: Das Treffen mit Christian Schmidt ist ein Schritt zum allmählichen Aufbau eines Dialogs zu Agrarfragen zwischen Russland und der Bundesrepublik Deutschland. Unsere Landwirtschaft ist einer der Wirtschaftsbereiche geblieben, in die deutsche Investoren noch direkt investieren. Unsere deutschen Partner verlassen den russischen Wirtschaftsraum nicht. Ausländische Investoren sind mehr und mehr an einer Lokalisierung ihrer Produktion interessiert. In einigen Fällen ist das eine notwendige Maßnahme, um die eigene Marktpräsenz aufrechtzuerhalten. Wir sehen auch gute Chancen auf dem deutschen Markt für russische Produzenten und Lieferanten von Agrarprodukten.
In unserem Gespräch haben wir ein großes Spektrum an Themen erörtert. Wir haben auch über die Wiederbelebung der russisch-deutschen Arbeitsgruppe für die Zusammenarbeit im Agrarbereich gesprochen, die sich zuletzt im Juli 2013 getroffen hat.Wir haben uns ebenso darauf geeinigt, alle drei Monate Konsultationsgespräche von Experten für Veterinärmedizin, Pflanzengesundheit und Tierseuchen in Russland und Deutschland durchzuführen. Es ist zudem geplant, das System zur Sicherheit gegenseitiger Produktlieferungen zu erneuern. Dies würde es ermöglichen, das bilaterale Handelssystem unserer beiden Ländern in kürzester Zeit wiederherzustellen. Früher oder später werden die gegenseitigen Sanktionen wieder aufgehoben. Wir müssen uns deshalb bereits jetzt Gedanken über die weitere Entwicklung unserer Handelsbeziehungen machen.
Mit dem mexikanischen Landwirtschaftsminister José Calzada wurde die Möglichkeit erörtert, den Warenumsatz bei Agrarprodukten zu steigern. Im vergangenen Jahr hat der Handelsumsatz zwischen den beiden Ländern im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent zugenommen und rund 150 Millionen US-Dollar (140 Millionen Euro, Anm. d. Red.) betragen. Bei dem Treffen mit dem brasilianischen Minister Blairo Maggi ging es um die Zulassung einzelner Fleischerzeugnisse, auch Rindfleisch, für den brasilianischen Markt.
Russische Verbraucher erhalten ein größeres Warensortiment. Bei der Öffnung des russischen Marktes für Waren aus Ländern, gegen die Sanktionen verhängt worden sind, muss man an diese Frage ausgewogen und unter Berücksichtigung der Interessen beider Seiten angehen. Wenn wir Entscheidungen treffen, werden wir in erster Linie die Interessen unserer eigenen Agrarproduzenten vertreten, die seit Einführung der Gegensanktionen sehr viel in neue Projekte investiert haben.
Die Frage der vollständigen oder teilweisen Aufhebung von Beschränkungen für Agrarlieferungen an den russischen Markt müssen im Zusammenhang mit der Aufhebung der Gegenbeschränkungen für russische Molkereiprodukte sowie Hühner-, Rind- und Hammelfleisch behandelt werden.Die russische Agrarindustrie ist mittlerweile ein moderner und wettbewerbsfähiger Wirtschaftszweig, der in den vergangenen Jahren sehr gute Ergebnisse geliefert hat. Inzwischen deckt Russland seinen Bedarf an Getreide, Fleisch, Pflanzenöl, Zucker und Kartoffeln vollständig selbst. Und unsere internationalen Kollegen konnten sich davon überzeugen, dass Russland nicht nur mit Erdöl handelt.
Der Rückgang der russischen Präsenz ist in erster Linie mit der Einführung der Sanktionen zu erklären. Aber das bedeutet nicht, dass wir unserer Produkte etwa nicht mehr exportieren oder sie für die Verbraucher in anderen Ländern uninteressant geworden wären.
Wir liefern auch weiterhin Getreide nach Deutschland, darunter Weizen, Mais und Buchweizen. Wir exportieren zudem Schokolade und Konditoreiwaren, Bohnen, Erbsen und andere Waren. Russland dehnt die Absatzmärkte für seine Agrarprodukte aktiv aus. Die größten Handelspartner bleiben auch weiterhin China, die Türkei, Ägypten und Nordafrika. Im vergangenen Jahr hat Russland seine Agrarexporte um vier Prozent auf 17 Milliarden US-Dollar (15,8 Milliarden Euro, Anm. d. Red.) gesteigert, und das durch gestiegene Exporte von Getreide, Pflanzenöl und Fisch. Wir präsentieren unsere Errungenschaften übrigens weltweit aktiv auf anderen Agrarmessen: in China, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie in Ländern, in denen unsere Agrarproduzenten an der Erschließung neuer Absatzmärkte interessiert sind.
Die ungekürzte Fassung dieses Beitrags erschien zuerst auf Rossijskaja Gazeta.
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