Vom 28. bis 30. Juni 2017 findet in Krasnodar im Süden Russlands die „XIV. Deutsch-Russische Städtepartnerkonferenz“ statt. Unter dem Motto „Kontakte knüpfen - Projekte anstoßen - Vertrauen stärken: Impulse für die deutsch-russischen Beziehungen" bietet dieses Treffen Gelegenheit für Erfahrungsaustausch und neue Kontakte. Die Konferenz wird das größte bilaterale Ereignis der deutsch-russischen Beziehungen im Jahr 2017 sein. Teilnehmen werden unter anderem die Außenminister Deutschlands und Russlands Sigmar Gabriel und Sergej Lawrow.
RBTH-Korrespondent Peter Brinkmann sprach mit Matthias Platzeck, dem Vorstandsvorsitzenden des „Deutsch-Russischen Forums“ und Ex-Ministerpräsident von Brandenburg, über die Bedeutung der Konferenz für die deutsch-russischen Beziehungen. Im zweiten Teil des Interviews spricht Platzeck über eine mögliche Annäherung beider Länder und die Zukunft der Sanktionen.
Nun gibt es ja mit der Ostpolitik von Egon Bahr und Willy Brandt in den 1970er-Jahren Beispiele, wie es trotz großer Spannungen, ja Feindseligkeiten, zu einer Entspannungspolitik kommen konnte. Wie hieß die Formel damals, die zum Gelingen beitrug?
Und warum klappt das derzeit nicht?
Weil wir uns in Schuldzuweisungen verlieren, anstatt konstruktiv über das zu diskutieren, was wir anpacken und auch ändern können. Ich schlage vor, die Ebene zu wechseln und über Themen zu sprechen, wo keine Dissonanzen bestehen. Nicht, ohne Probleme dabei gänzlich auszuklammern. Wir sollten zum Beispiel versuchen, Gespräche zwischen der Eurasischen Wirtschaftsunion und der Europäischen Union in Gang zu bringen. Dies wäre eine andere Abstraktionsebene. Wenn wir hier erfolgreich miteinander arbeiten, würden wir nach längerer Zeit vielleicht auch wieder zur ungelösten Krim-Problematik zurückkommen und vielleicht eine Lösungen finden, die wir heute angesichts der Spannungen noch gar nicht sehen können. Auch das Konzept der neuen Ostpolitik hat ja 1989 zur deutschen Wiedervereinigung geführt. Das hatte Jahre zuvor niemand vorhergesehen.
Was muss zwischen Russland und der EU geschehen, damit sich das Klima deutlich verbessert?
Wie lange werden die Sanktionen das Klima zwischen Russland und der EU noch belasten? Sind sie nicht ohnehin wirkungslos?
In einer Umfrage der Körber-Stiftung vom vergangenen Jahr hat sich eine deutliche Mehrheit von 81 Prozent der Deutschen für engere Beziehungen zwischen den beiden Ländern ausgesprochen. Wir sollten auch in Erwägung ziehen, dafür in Vorleistung zu treten und beginnen, einseitig Sanktionen abzubauen. Auch das kann dazu beitragen, Bewegung in die Konfrontation zu bringen. Das Potenzial der Beziehungen ist groß für beide Seiten. Sowohl der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier als auch sein Nachfolger Sigmar Gabriel haben gesagt: Wir müssen einen Mechanismus finden, um aus diesen Sanktionen herauszukommen. Ich halte es deswegen für vernünftig, Fortschritte im politischen Bereich an ein allmähliches Herausgehen aus den Sanktionen zu koppeln. Unabdingbare Voraussetzung aber für die Kooperation ist eine Sicherheitsordnung auf dem europäischen Kontinent, in die Russland als gleichberechtigter Partner eingebunden ist.
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