Leben und Lachen an der Front: Aus dem Alltag russischer Soldaten im Ersten Weltkrieg

Wenn wir an den Ersten Weltkrieg denken, sehen wie endlos graue Tage in dreckigen Schützengräben, schwere Artillerie und selbstmörderische Attacken auf Maschinengewehrnester. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit: Selbst an der Front wurden Feiertage begangen und  Spaß gemacht.

Den Ersten Weltkrieg – oder Großen Krieg, wie er von den Menschen jener Zeit genannt wurde – bestimmten immer mehr die neuen Kriegsgerätschaften. Monatelang, wenn nicht gar jahrelang, saßen gegnerische Truppen an ein und derselben Stelle einander gegenüber fest und ließen die Maschinen kämpfen. Den Alltag der Soldaten bestimmten in solchen Zeiten Nichtstun und Langeweile. Kein Wunder also, dass sie die Tage versuchten, wenigstens durch Kleinigkeiten zu versüßen. 

Besonders beliebt waren damals Theateraufführungen vor den Frontsoldaten. Mancherorts inszenierten die Militärs sogar eigene Stücke. Aber richtige Feierstimmung kam auf, wenn renommierte Bühnen zu ihnen kamen.  

In einem Brief von der Front an seine Familie schrieb ein russischer Soldat über das Gastspiel der berühmten Ballerina Ewgenija Lopuchowa: „Unsere ‚Ritter‘ aus Kursk, Smolensk, Rjasan und anderen Orten umringten die Künstler und schauten, wie Madame Lopuchowa tanzte. Sie war großartig! Wald und Hügel schützten uns dabei vor dem Feind. Wir hatten viel Spaß – und das direkt vor der Nase der Deutschen!“ 

Manchmal bekamen die Soldaten auch Geschenke von ihren Familien. Viele soziale Organisationen sammelten Spenden, die sie dann an die Front schickten, um die Kampfmoral der Militärs zu unterstützen. Städtische Behörden, Geschäftsleute und einzelne Bürger waren unter den großzügigen Spendern. Wie ein Korrespondent der russischen Zeitung „Sowremennoje Slowo“ („Aktuelles Wort“) schrieb, nahmen die Soldaten diese Geschenke oft als Zeichen der engen Verbindung zwischen Gesellschaft und Armee wahr, als Beweis dafür, dass die Menschen zuhause sie noch nicht vergessen haben. 

An der Ostfront setzt Ende 1916 sogar eine häufige Verbrüderung zwischen russischen, deutschen und österreichischen Soldaten ein, die sich 1917 immer weiter ausbreitete, als die russische Armee bereits völlig demoralisiert war. Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1915, als solche Verbindungen noch sehr selten waren.  Es könnte sich dabei allerdings auch um einen Spaß unter russischen Soldaten handeln, bei dem einfach einer in die Uniform des Feindes schlüpfte.

Muslimische Soldaten aus dem 267. Duchowschtschinskij-Infanterieregiment: Insgesamt dienten etwa 1,5 Millionen Muslime während des Ersten Weltkrieges in der russischen Armee. Aus Angst, dass sie auf die Seite der Türken des Osmanischen Reiches desertieren könnten, wurden muslimische Militärs vorrangig zu Operationen in Mitteleuropa eingesetzt. 

Soldaten bereiten sich auf einen Tauzieh-Wettbewerb vor – eines ihrer liebsten Freizeitbeschäftigungen. 

Russische Soldaten 1916 – offensichtlich gut gelaunt – unweit des französischen Städtchens Mailly-le-Camp: Mehr als 45.000 Offiziere und Soldaten dienten damals im Expeditionskorps der Russischen Armee in Frankreich und kämpften zur Verteidigung der Champagne und in der Schlacht um Verdun.

Soldaten des 267. Duchowschtschinskij-Infanterieregiments machen 1916 eine ganz einfache Schneeballschlacht. 

Vorbereitungen für das Osterfest 1917: Die Soldaten schenken sich gegenseitig Ostereier und Osterbrote. Die Russische Armee befand sich damals in einem Zustand kompletter Anarchie und litt unter massiver Desertation, Verbrüderung mit dem Feind und Lynch-Aktionen gegen die Vorgesetzten.

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