Die Geschichte der sowjetischen Automobilindustrie begann 1924, als die AMO (Moskauer Automobil Gesellschaft) mit der Produktion von AMO F-15 Lkws startete. Das Fahrzeugdesign war an den italienischen Fiat 15 angelehnt, wurde in wesentlichen Punkten jedoch verändert. Die Autoproduktion der Sowjetunion erfuhr ein rasches Wachstum: Landesweit wurden neue große Fabriken gebaut, in denen den sowjetischen Bedürfnissen entsprechende Autos hergestellt wurden. Einige der Modelle erinnerten an westliche Vorbilder.
1929 unterzeichnete die Sowjetunion einen Vertrag mit der Ford Motor Company, um berechtigt zu sein, Autos unter der Ford-Lizenz zusammenzubauen. Die Wagen des ersten Modells, GAZ A, wurden 1932 im GAZ Automobilwerk in Gorki (heutiges Nischnij Nowgorod) hergestellt. Das Design des GAZ A basierte auf demjenigen des Ford Modell A, dessen Produktion 1931 eingestellt wurde. Beim sowjetischen Pendant wurde das Antriebssystem des Motors neu gestaltet. Insgesamt wurden über 41 000 GAZ A Modelle gefertigt. Im Jahr 1936 wurde das alte Modell durch ein neueres, GAZ-M-1, abgelöst.
Das Design dieses Modells basierte auf demjenigen des Ford Modell B aus 1934. Es wurde ebenso, wie GAZ A, unter der Lizenz von 1929 hergestellt, erfuhr jedoch signifikante Änderungen. Seine sowjetischen Designer erfanden fast alles von der Motoraufhängung bis zur äußeren Hülle neu. Hergestellt von 1936 – 1942, handelte es sich um eines der beliebtesten Vorkriegs-Autos der Sowjetunion. Insgesamt wurden über 62 000 Autos mit unterschiedlichen Ausführungen gefertigt.
Der KIM-10 war das erste Modell sowjetischer Kleinwagen, das vom britischen Ford Prefect inspiriert wurde. Das sowjetische Auto übernahm das moderne Design der Motorhaube, der Windschutzscheibe und des Kofferraums. Die weitere Entwicklung wurde jedoch durch den Beginn des zweiten Weltkrieges vereitelt. Dieses Auto wurde nie offiziell verkauft, wenngleich 64 Fahrzeuge als Lotteriepreise vergeben wurden.
Die erste sowjetische Limousine ZIS 101 (1936) basierte auf dem Design des US- amerikanischen Buick. Im September 1942 befahl Stalin die Entwicklung einer neuen Luxuslimousine, der ZIS 110, angelehnt an das Aussehen des Packard 180. Dieses Oberklasse-Auto wurde bis 1958 für sowjetische Funktionäre insgesamt 2 000 Mal hergestellt. Die Produktion des Packard 180 selbst wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eingestellt.
Am 4. Dezember 1946 wurde das erste Moskwitsch-400-Auto in der Moskauer Kompaktwagen Fabrik (AZLK) gefertigt. Der Viersitzer konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 90km/h erreichen und erinnert stark an den deutschen Opel Kadett K38. Stalin drängte auf die Produktion des Autos, da er ein großer Fan des Opelmodells war. Dieses hatte er 1940 auf einer Ausstellung im Kreml gesehen. Das Projekt wurde jedoch wegen des Zweiten Weltkriegs verschoben. 1947 begann die Moskauer Fabrik das Modell in Serie zu produzieren. 1954 löste der Moskwitsch-401, der einen wesentlich leistungsfähigeren Motor besaß, das Vorgängermodell ab. Insgesamt rollten 216 000 Limousinen und 17 000 Cabriolets aus der Fabrik. 1956 wurde schließlich auch dieses Modell durch den neuen Moskwitsch-402 ersetzt.
Die dritte Generation der Moskwitsch Autos basierte auf einem anderen deutschen Fahrzeug, dem Opel Kadett A (1962), der sich vom Vorgängermodell durch den geräumigeren Innenraum abhob. Im Jahr 1967 begann die Moskauer Kompaktautofabrik, das neue Moskwitsch-412-Modell mit einem stärkeren Motor und mehr PS zu montieren. Es handelte sich hierbei um ein besonders für den Export beliebtes Modell. In Bulgarien war es unter dem Namen Rila, in Belgien unter dem Namen Scaldia, wohlbekannt. Das sowjetische Modell wurde bis 1976 in Moskau, danach bis 1998 in einem Werk in Ischewsk hergestellt.
Das Design des Wolga Modells ähnelte dem des amerikanischen Ford Falcon (1962) und des Plymouth Valiant (1962). Das Fahrzeug wurde in einem Werk in Gorki bis 1985 produziert und war hauptsächlich für den Gebrauch als Taxi und Limousine mit Chauffeur gedacht. Der GAZ-24-76 Scaldia, eine Abwandlung des GAZ-24 Modells, erfreute sich als Taxi sowohl in Belgien als auch in Frankreich großer Beliebtheit. Insgesamt verließen 1,4 Millionen GAZ-24 Modelle das Werk in Gorki.
Dieser neue sowjetische Kleinwagen ähnelte vom Aussehen her dem deutschen Modell NSU Prinz IV aus dem Jahr 1961. Das deutsche Auto orientierte sich seinerseits am Design des US-amerikanischen Chevrolet Corvair aus dem Jahr 1959. Das zweitürige Coupé wurde bis 1972 auf dem Gebiet der heutigen Ukraine in einem Kommunar Autowerk hergestellt.
1966 unterzeichneten die italienische Firma Fiat und das sowjetische Außenhandelsministerium ein Kooperationsabkommen. Im Rahmen dieses Abkommens begann die UdSSR mit der Produktion des Kombiwagens VAZ 2102 und der Limousine VAZ 2101. Das Design war angelehnt an das des Fiat 124, der 1967 zum „europäischen Auto des Jahres“ gewählt wurde. Dennoch wurde der VAZ 2101 mit über 800 Änderungen umfassend „russifiziert“. Der VAZ 2101, auch bekannt als „Kopeck“, wurde in der Sowjetunion richtiggehend zu einem „Volksauto“. Das Modell war das erste Auto der VAZ-Familie und der Wagen war in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich. Bis 1988 produzierte das AvtoVaz Werk in Toljatti 4,85 Millionen solcher Autos. Darum wurde der VAZ 2101 von den Medien im Jahr 2000 zum „Besten russischen Auto des zwanzigsten Jahrhunderts“ gekürt.
In den 1980er Jahren gelang es der Sowjetunion ein komplett neues Modell eines Moskwitsch zu entwerfen: einen Kombi mit Vorderradantrieb, basierend auf dem Design des französisch-amerikanischen Simca Chrysler 1308. Dem sowjetischen Auto wurde ein modernes Äußeres und für den Export der Name Aleko verpasst. Das Moskauer Werk produzierte über 716 000 dieser Autos in verschiedenen Ausführungen. Das letzte Modell, Svyatogor, wurde 2002 gebaut.
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