Verbrannt bei lebendigem Leibe und zwei weitere Tragödien der sowjetischen Raumfahrt

Die Besatzung des „Sojus 11“-Raumschiffs kam durch der Kapseldekompression ums Leben.

Die Besatzung des „Sojus 11“-Raumschiffs kam durch der Kapseldekompression ums Leben.

TASS
Trotz des Erfolges des sowjetischen Raumfahrtprogramms verlief nicht alles reibungslos. Wir haben für Sie die drei größten Katastrophen, die die Gefahren von Weltraummissionen verdeutlichen, aufgeschrieben.

1 Sojus 1

Mitte der 60er Jahre kam der Wettstreit im Weltraum zwischen den beiden Supermächten ins Rollen. Nach ersten Erfolgen wie dem Start von Sputnik und der Entsendung des ersten Menschen in den Kosmos war die Sowjetunion etwas in Rückstand geraten. Zumindest hatte der Kreml diesen Eindruck. Die USA hatten zu dieser Zeit ihr Weltraumprogramm verstärkt vorangetrieben und die sowjetische Führung brauchte ein paar Errungenschaften, um das wieder auszugleichen. In diesem Zusammenhang setzte Moskau seine Hoffnungen auf das neue Raumfahrzeug „Sojus“. Es kam die Forderung auf, die Wostok-Raumschiffe zu ersetzen, die Jurij Gagarin 1961 in die Umlaufbahn gebracht hatten. „Sojus“ wurde als Teil des sowjetischen Mondprogramms entwickelt.

Im Jahr 1967, das neue Raumschiff war noch nicht ganz fertig, wollte die sowjetische Führung dennoch nicht länger warten. Im April desgleichen Jahres fand nicht nur der erste Start des Raumschiffs „Sojus“ statt, es sollte auch die allererste Ankopplung an ein anderes Raumschiff, die „Sojus 2“, geben, deren Start kurz darauf geplant war. Zwei Mitglieder seiner Besatzung hätten dabei in das Raumfahrzeug „Sojus 1“ umsteigen und zur Erde zurückkehren sollen.

Trotz der Tatsache, dass sich „Sojus 1“ immer noch in der Entwicklungsphase befand, wurde die Rakete gestartet. An Bord befand sich der erfahrene 37-jährige Kosmonaut Oberst Wladimir Komarow. Als „Sojus 1“ die Umlaufbahn erreichte, traten jedoch Probleme auf. Der Start von „Sojus 2“ wurde abgebrochen und „Sojus 1“ musste auf die Erde zurückkehren.

Wladimir Komarow

Es stellte sich heraus, dass das Navigationssystem des Flugzeugs kaputt gegangen war und viel von Komarows Fähigkeiten abhing, als er das Raumschiff manuell steuerte. Er schaffte es, den Abstieg auf der richtigen Flugbahn anzusetzen, doch als alle dachten, dass das Schlimmste bereits hinter ihnen lag, öffnete sich der Hauptfallschirm, der den Fall der Fahrzeugkapsel verlangsamen sollte, nicht. Wladimir Komarow kam beim Aufprall auf den Boden ums Leben.

„Wir haben Komarows Körper eine Stunde später entdeckt, nachdem wir begonnen hatten, die Trümmerteile zu beseitigen. Zuerst war es schwer zu begreifen, wo sein Kopf, seine Arme und Beine waren. Anscheinend kam Komarow ums Leben, als das Gerät auf der Erde aufsetzte und das Feuer seinen Körper in ein 30 Mal 80 Zentimeter kleines Stück verwandelte“, schrieb einer der Leiter der Rettungsmission. Bis heute ist nicht wirklich sicher, warum sich der Fallschirm nicht öffnete. Komarows Tod war der erste tödliche Unfall im Weltraum.

2 Sojus 11

Dieses Mal forderte die Katastrophe drei sowjetische Kosmonautenleben. Sie waren die ersten, die die neue Weltraumstation „Saljut 1“ betraten.

Georgij Dobrowolskij, Wladislaw Wolkow und Wiktor Patsajew erreichten am 7. Juni 1971 erfolgreich die Weltraumstation und blieben dort bis zum 30. Juni. Die Mission sollte länger dauern, aber ein Feuer brach aus und ihr Aufenthalt wurde verkürzt.

Wiktor Patsajew, Wladislaw Wolkow und Georgij Dobrowolskij

Zunächst schien die Rückkehr der „Sojus 11“ gut zu laufen. Es gab keine Probleme mit den Fallschirmen. Als die Rettungseinsatzkräfte jedoch die Kapsel nach der Landung fanden, antwortete niemand auf ihr Klopfen. Als sie die Luke öffneten, „fanden sie alle drei Männer ... bewegungslos, mit dunkelblauen Flecken in ihren Gesichtern und Blut, das aus ihren Nasen und Ohren lief. ...Dobrowolskij war noch warm“, erinnerte sich der Vorsitzende der staatlichen Untersuchungskommission, Kerim Kerimow. Das Rettungsteam versuchte, bei den Kosmonauten eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen, doch sie waren bereits tot. Die Autopsie ergab, dass ihres Tod aufgrund einer Kapseldekompression und der daraus folgenden Erstickung eintrat.

Als Grund für die Tragödie wurde ein Problem mit einem Belüftungsventil genannt. Das Ventil wurde in der Sinkkapsel auf 168 Kilometern Höhe geöffnet. Innerhalb von Sekunden ging der Druck in der Kapsel verloren. Die Position der Körper der Kosmonauten gab Anlass zu der Annahme, dass sie bis zum letzten Moment versuchten, das Austreten von Sauerstoff aus der Kapsel zu stoppen, aber nicht genug Zeit dafür hatten.

Nach der Tragödie fand der nächste Start eines „Sojus“-Raumschiffs erst 27 Monate später statt. Sein Design wurde dafür verändert. Die Besatzung wurde auf zwei Mitglieder reduziert, weil drei Personen in Raumanzügen nicht hineinpassten. Die Kosmonauten trugen die Raumanzüge nun während der Landung, um das Schicksal der „Sojus 11“ nicht zu wiederholen und im Fall einer Dekompression zu überleben.

3 Tragödie am Kosmodrom „Plessezk“

Diese Tragödie hatte die größte Zahl der Todesopfer: Dutzende von Menschen starben aufgrund einer Explosion auf der Startrampe auf dem Kosmodrom „Plessezk“ im Norden von Russland.

Am 18. März 1980 war der Start der mit einem Spionagesatelliten des Militärs ausgestatteten „Wostok-2M“-Rakete geplant. Diese galt als äußerst zuverlässig. Seit 16 Jahren hatte es nur einen Vorfall mit ihr gegeben. Ab 1970 traten überhaupt keine Probleme mehr auf.

Vor diesem Vorfall wurde die Rakete überprüft: Es wurden keine Defekte entdeckt. Während des Betankens kam es jedoch zu einem Feuer, bei dem Dutzende von Tonnen von Kraftstoff zu brennen begannen. Zum Glück schaffte es die Mannschaft auf der Startrampe, die Treibstoff-Lastwagen wegzufahren, sonst hätte die Tragödie noch größere Ausmaße angenommen.

Gedenkfriedhof neben dem Weltraumbahnhof Plessezk

44 Menschen kamen bei diesem Feuer ums Leben, vier weitere erlagen später ihren Verletzungen. Die staatliche Kommission machte diejenigen, die für die Treibstoffversorgung zuständig waren, für das Feuer verantwortlich. Doch 16 Jahre später sprach sie eine unabhängige Kommission frei und fand den wahren Grund für das Feuer: Die Materialien, die für die Treibstofffilter verwendet wurden.

>>>Absturz nach Gagarin: Woran scheiterte das sowjetische Mondprogramm?

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