Sowjetische Soldaten in Berlin, 30. April 1945
Oleg Knorring/SputnikIn Clint Eastwoods Film „The 15:17 to Paris“ über drei junge Amerikaner die einen terroristischen Anschlag im Schnellzug Thalys verhinderten, gibt es eine Szene, in der drei Amerikaner in einem Berliner Museum zu sehen sind. Ein sie begleitender Museumsführer erzählt ihnen, dass sich Adolf Hitler in Berlin, umzingelt von der Roten Armee, das Leben genommen hat. Die drei Amerikaner wirken überrascht, hatten sie doch bis dahin angenommen, dass Hitler von der US-Armee gefangen genommen worden war.
„Ihr Amerikaner könnt nicht jedes Mal die Lorbeeren dafür ernten, wenn das Böse besiegt wird!“, erwidert der Museumsführer berechtigterweise. Denn obwohl die Alliierten sehr viel in den Sieg über den Nationalsozialismus investiert hatten, war es letztendlich die Rote Armee, die Berlin eroberte und Hitler in den Selbstmord trieb.
Im Frühjahr des Jahres 1945 geriet Hitler in eine ausweglose Lage, als die Sowjets aus dem Osten und die Alliierten aus dem Westen nach Berlin vorrückten. Der Krieg neigte sich dem Ende zu, doch der rücksichtslose Naziführer wollte sich nicht ergeben.
„Es ist nicht unsere Art, wie Schafe abgeschlachtet zu werden“, zitiert der Biograph Joachim Fest Worte von Hitler und fügt hinzu, dass dessen Charakter auch in seinen letzten Lebensmonaten durch nichts als Kompromisslosigkeit, Blutrünstigkeit und Überheblichkeit geprägt war.
Der Führerbunker
Getty ImagesDennoch begriff Hitler, dass sich die Naziherrschaft dem Ende zuneigte. Von Januar bis zu seinem Tod im April des Jahres 1945 lebte er im Führerbunker, einem Unterschlupf der Reichskanzlei im Zentrum von Berlin, den er aufgrund der schweren Bombardements der Alliierten kaum mehr verließ.
„Er vergeudete seine Zeit mit nutzlosen Streitereien, Vorwürfen und Reminiszenzen“, schreibt Fest. Hitlers innerste Vertraute bekamen auf einmal einen alten, hysterischen Mann mit zitternden Händen zu Gesicht, der nur Kuchen aß und zeitgleich von „Sieg“ und „unermüdlichem Kampf bis zum Ende“ redete.
Zu dieser Zeit gab es längst keine Hoffnung mehr für das Dritte Reich, den Krieg zu gewinnen. Am 9. April nahm die Rote Armee Königsberg ein und eroberte am 13. April das österreichische Wien. Drei Tage später begann die Schlacht um Berlin.
„Über 3,5 Millionen Soldaten kämpften auf beiden Seiten“, sagt der Historiker Anatolij Dawydenko. „Keine andere militärische Operation des Zweiten Weltkrieges hatte eine solche Größenordnung. Es ging um Berlin, wissen Sie.“
Die Schlacht um Berlin
Getty ImagesAuch der General und Panzeroffizier, Nikolaj Popel schreibt in seinen Memoiren: „Wir haben für jeden Meter Berliner Boden mit unserem Blut bezahlt." Tatsächlich verlor die Rote Armee bei der Einnahme der deutschen Hauptstadt etwa 80 000 Mann.
„Im Bunker herrschte jedoch weiterhin ein künstlicher Optimismus“, schreibt Fest über den 20. April, Hitlers 56. Geburtstag. Fast alle anderen Nazi-Größen waren bereits aus der Stadt geflohen, doch Hitler beschloss zu bleiben. Verzweifelt befahl er dem deutschen Volk, weiter zu kämpfen und sprach abseits von jeder Realität von Armeen und Divisionen, die bereits ausgelöscht worden waren.
Fest nimmt an, dass der Chef des Generalstabs Krebbs in diesen letzten Tagen nicht einmal mehr den Versuch unternahm, dem verrückt gewordenen Führer korrekte Informationen zukommen zu lassen: „Krebbs überließ Hitler seinen ‚Kriegsspielen‘, die keine Verbindung mehr zur Realität hatten und lediglich auf Illusionen fußten.“
Adolf Hitler und Eva Braun
Getty ImagesAm 26. April wurde schließlich das Reichskanzleigebäude von der Roten Armee bombardiert. Zwei Tage später hörte Hitler die Nachricht, dass Himmler, einer seiner engsten Mitarbeiter, mit den Alliierten über eine Kapitulation verhandelte, und der faschistische italienische Diktator Benito Mussolini von seinen Feinden gefangen genommen und erhängt wurde. Aus Furcht, „ein Schauobjekt des Moskauer Zoos“ zu werden, beschloss Hitler daraufhin, sich umzubringen.
Da die Rote Armee nur wenige Blocks vom Führerbunker entfernt war, musste er schnell handeln. Am 29. April heiratete Hitler seine langjährige Lebenspartnerin Eva Braun und nahm nur einen Tag später mit ihr in seinem Zimmer das Gift Zyanid ein und erschoss sich.
Ein sowjetischer Soldat sitzt auf dem Sofa, auf dem Adolf Hitler Selbstmord begangen haben soll.
Getty ImagesWeniger als eine Woche später fanden sowjetische Soldaten unter Führung von Leutnant Alexej Panasow am 5. Mai die verbrannten und vergrabenen Leichen von Hitler und Eva Braun in der Nähe des Bunkers. Laut dem Generalstabschef der Roten Armee, Marschall Georgij Schukow, kommentierte Stalin die Nachricht, die um die Welt ging, folgendermaßen: „Schade, dass wir es nicht geschafft haben, ihn lebendig gefangen zu nehmen“.
Nikolai Popel schreibt, dass sich die meisten sowjetischen Soldaten nicht besonders für Hitlers Schicksal interessierten und erinnert sich an ein Gespräch mit einem Offizier, der die Reichskanzlei erobert hatte:
„Dieser Schurke ist in letzter Minute entkommen... nur verbranntes Fleisch und die Knochen sind übrig geblieben.“
„Seien Sie nicht traurig, Oberst. Wir wollten den Sieg, nicht ihn!“
Zwei sowjetische Soldaten weisen auf das mutmaßliche Grab Hitlers.
Getty ImagesAm 2. Mai kapitulierte schließlich die Berliner Garnison, am 9. Mai die gesamte Armee des Dritten Reichs. Die Nationalsozialisten unter Hitlers Führung hatten den Zweiten Weltkrieg verloren.
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