Margarita Rusezkaja: „Russischlerner haben oft zu wenig Praxis“

"Um in Russland an einer Universität „Russisch als Fremdsprache“ zu studieren, ist in der Regel ein Bachelor-Abschluss Voraussetzung, da es sich um einen Masterstudiengang handelt", sagt Margarita Rusezkaja. Foto: Gleb Fjodorow

"Um in Russland an einer Universität „Russisch als Fremdsprache“ zu studieren, ist in der Regel ein Bachelor-Abschluss Voraussetzung, da es sich um einen Masterstudiengang handelt", sagt Margarita Rusezkaja. Foto: Gleb Fjodorow

Das Puschkin-Institut für russische Sprache stellte anlässlich der „World Robot Olympiad“, die vom 21. bis 23. November in Sotschi stattfand, das Projekt „Russian@edu“ vor. Es bietet teils kostenlose Online-Sprachkurse und Weiterbildungsmöglichkeiten für Russischlehrer.

RBTH: Warum war das Puschkin-Institut bei der „World Robot Olympiad“ in Sotschi vertreten?

Margarita Ruseckaja: Nach Sotschi kamen Kinder und Jugendliche aus mehr als 50 Ländern. Natürlich wurde Russisch gesprochen, aber viele der Teilnehmer hatten auch überhaupt keine Russischkenntnisse. Wir wollten diesen Kindern zeigen, wie sie Russisch lernen können, zum Beispiel mit unserem Online-Sprachkurs „Russisch als Fremdsprache“ im Rahmen unseres Projekts „Russian@edu“.

Wir haben außerdem Sprachlern-Workshops vor Ort organisiert. So konnten sich die jungen Leute wenigstens etwas in der Stadt verständigen. Sie sind ja auch gekommen, um sich auszutauschen. Das war ein erster Schritt, der in der Praxis umgesetzt wurde. Wenn nur ein Zehntel der 1 300 Teilnehmer nach der Rückkehr nach Hause weiter Russisch lernen will, ist das ein Erfolg.  

Das Angebot „Russisch als Fremdsprache“ ist kostenlos und frei zugänglich, ist das richtig?

Info:

 

Das Portal „Russian@edu" befindet sich noch in der Testphase und ist auf Russisch und Englisch verfügbar. Der Online-Sprachkurs „Russisch als Fremdsprache" ist in sechs Niveaustufen aufgeteilt. Am 20. November starteten die Grundkurse der Niveaustufe A1. Eine Anmeldung ist noch möglich. Für weitere Kurse ist eine Voranmeldung möglich. Der Kurs A2 startet voraussichtlich am 10. Dezember, B1 am 1. Februar sowie im März 2015.

Ja, lediglich ein Internetanschluss ist Voraussetzung. Kostenlos sind die Grundkurse, die auf das Sprachniveau A1 und A2 führen. Die Fortgeschrittenenkurse, die von einem Tutor begleitet werden, sind kostenpflichtig, denn die Tutoren werden von uns für ihre Arbeit bezahlt.

„Russian@edu“ bietet darüber hinaus kostenlose Informationen und Hilfen für Lehrer für Russisch als Fremdsprache wie zum Beispiel Methodentraining. Bislang haben 2 500 Lehrkräfte das Angebot genutzt. Lediglich wenn sie ein offizielles Diplom als Abschluss erhalten wollen, müssen sie die Angebote bezahlen.

Wir bieten den Nutzern unserer Angebote eine Analyse der Lernfortschritte und machen auf dieser Grundlage Vorschläge zu zusätzlichen Übungen oder weiterführenden Modulen. Dabei nutzen wir die aktuellsten Entwicklungen in den Bereichen IT, Linguistik, Computerlinguistik und Neurolinguistik.

Welche Entwicklungen sind das?

Wir haben zum Beispiel ein gemeinsames Projekt mit dem Unternehmen Abbyy auf die Beine gestellt, das sich unter anderem mit der künstlichen Sprachsynthese basierend auf semantischen Suchmaschinen auseinandersetzt. So kann das Programm automatisch die Kohärenz und die grammatische Korrektheit der Texte überprüfen. Wir nutzen es im linguistischen Modul.  

Wie unterstützen Sie ausländische Lehrkräfte, die Russisch unterrichten wollen?

Wir bieten ihnen Lehraufenthalte in Russland. Die ausländischen Kolleginnen und Kollegen beklagen häufig fehlende Möglichkeiten der praktischen Sprachanwendung. Auch von jungen Menschen, die Russisch lernen, hören wir das oft. Sie bedauern, dass sie deshalb keine modernen Ausdrücke kennen oder aktuelle Bedeutungen und Redewendungen, wie sie sich in einer Sprache oft natürlich entwickeln, etwa durch Filme. Es fehlt eine natürliche Kommunikation in russischer Sprache. Dann fallen Defizite auf, wenn es um die Regeln der modernen Geschäftskommunikation geht, etwa beim Briefeschreiben, oder wenn es darum geht, Vorträge und Reden auf Russisch zu halten.

Info:

 

Für Lehrkräfte bietet das Puschkin-Institut fünf Kurse zur professionellen Unterstützung. Die Auswahl umfasst zum Beispiel mobile und computergestützte Technologie für den Unterricht von Russisch als Fremdsprache oder theoretische Grundlagen der Sprachvermittlung und ihre Anwendung in der Praxis. Es besteht die Möglichkeit, sich als Tutor für die Online-Sprachkurse zu bewerben. Dazu sind Sprachkenntnisse mindestens auf dem Niveau C1 erforderlich. Die Tutoren werden vom Puschkin-Institut qualifiziert.

Bis zum Jahresende werden etwa 10 000 Lehrkräfte dieses Fortbildungsangebot genutzt haben. Sie kommen aus mehr als 25 Ländern und Regionen wie den USA, aus Lateinamerika, der asiatisch-pazifischen Region und aus Afrika.

Welche Möglichkeiten gibt es für Ausländer, Russisch als Fremdsprache in Russland zu studieren? Fallen Studiengebühren an?

Um in Russland an einer Universität „Russisch als Fremdsprache“ zu studieren, ist in der Regel ein Bachelor-Abschluss Voraussetzung, da es sich um einen Masterstudiengang handelt. Unter bestimmten Voraussetzungen werden auch andere Abschlüsse anerkannt, etwa eine Übersetzer-Ausbildung. Das Studium dauert zwei Jahre. Für ausländische Studenten sind gebührenfreie Studienplätze vorgesehen.

Bewerben kann man sich mit einem speziellen Bewerbungsformular. Dieses muss entweder persönlich oder per Post bei einer Niederlassung der staatlichen Agentur Rossotrudnitschestwo eingereicht werden. Dort wird dieser geprüft. Es besteht die Möglichkeit, Wünsche bezüglich des Studienorts und der Universität zu äußern. 

 

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