Immer mehr Frauen wollen in der russischen Armee dienen. Foto: Sergej Pjatakow/RIA Novosti
Anfang März teilte das russische Verteidigungsministerium mit, dass Frauen ab 2018 in der russischen Marine dienen könnten. Diese widersprach jedoch und so entflammte eine Diskussion über die Rolle der Frau in den russischen Streitkräften.
Vertreterinnen des schönen Geschlechts würden bereits seit langer Zeit in der russischen Armee dienen. Dadurch stelle sich die Frage der Diskriminierung überhaupt nicht, betonte die Führung der russischen Marine. Gleichzeitig fügte man hinzu, dass bereits zahlreiche Frauen vor allem in der Kommunikation, den medizinischen Bereichen und bei den Küstenstreitkräften ihren Dienst leisteten. Auf Kriegsschiffen oder U-Booten sei es manchmal schlichtweg unmöglich, komfortable Bedingungen für Soldaten beider Geschlechter zu schaffen. Dies zeigten auch die häufigen Skandale bei der amerikanischen US Navy.
Auch wenn die amerikanischen Schiffe moderner als die russischen sind, können unangenehme Zusammenstöße nicht vermieden werden. Das zeigt die kürzlich bekanntgewordene Geschichte eines 24-jährigen Feldwebels des amerikanischen U-Bootes Wyoming, der seine weiblichen Kameradinnen nicht nur in der Dusche und im Umkleideraum gefilmt, sondern diese Aufzeichnungen auch noch im Internet verbreitet hatte.
Die stellvertretende Verteidigungsministerin Tatjana Schewzowa gab am 15. März bekannt, dass sich in diesem Jahr mehr als 220 Frauen an militärischen Hochschulen eingeschrieben hätten. Zusätzlich durchlaufen fast 1 000 Schülerinnen ihre Ausbildung in Kadettenkorps. „Frauen, die jetzt erst den Weg der militärischen Ausbildung einschlagen, können im Laufe der Zeit wichtige Führungspositionen einnehmen. Unsere wichtigste Aufgabe bleibt, gute Nachwuchskräfte für unsere Streitkräfte auszubilden", betonte Schewzowa. Momentan beläuft sich die Zahl von Frauen in den russischen Streitkräften auf mehr als 35 000. Davon sind 2 600 Offiziere, 72 sogar Kommandoämter innehaben.
Noch zu Sowjetzeiten durchgeführte medizinische Studien zeigen, dass Frauen mit dem gleichen Körpergewicht wie Männer im Vergleich tatsächlich etwas schwächer sind. Sie verfügen jedoch über andere psychophysikalische Eigenschaften, die ihnen eine Reihe von Vorteilen gegenüber Männern verschaffen. Sie sind robuster, widerstandsfähiger gegenüber körperlichem und emotionalem Stress, gewissenhafter und sorgfältiger. Aus diesen Gründen arbeiten Frauen in der Regel in den Truppen der Verbindung, im Bereich der Informationsverarbeitung und der Kommunikation, in der Personal- sowie bei der psychologischen und medizinischen Betreuung. Im Gegensatz zu den Armeen anderer Länder hat es in Russland zudem nie eine Aufteilung in Kampf- oder Nicht-Kampf-Truppen gegeben. Auch die Frauen tragen Schulterklappen. Das bedeutet, dass sie auf Befehl des Kommandeurs mitkämpfen müssen. In den vergangenen Jahren nahmen insgesamt 710 Frauen an Militäraktionen teil.
Traditionell bemüht man sich jedoch darum, Frauen sowohl auf dem Schlachtfeld als auch zu Friedenszeiten besonders zu schützen. Im Krieg versuchen die Kommandeure die Frauen nicht an vorderster Front kämpfen zu lassen, wenn dazu keine Notwendigkeit besteht. In Friedenszeiten wird sogar Make-Up oder Schmuck toleriert.
Im Übrigen gleichen sich der Alltag und die Ausbildung von Frauen und Männern in der russischen Armee. Beide müssen Gewaltmärsche von 15 Kilometern absolvieren, werfen Granaten, bedienen alle Typen von Waffen und fahren Panzer. Der einzige Vorteil der Frauen gegenüber Männern ist das Fehlen von einigen gesetzlichen und nichtgesetzlichen Formen der Bestrafung, darunter Arrest oder schwere Übungen, wie das Rennen über mehrere Kilometer mit Splitterschutzweste und Maske.
Frauen findet man sogar in russischen Elitetruppen. Die Luftlandeschule in Rjasan wählt zum Beispiel bereits Frauen aus, die in absehbarer Zeit Offiziere werden und Truppen von Fallschirmpackern befehlen können. Während der Ausbildung müssen sie, ebenso wie die Männer, den Absprung mit Fallschirmen lernen.
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