Seit bereits mehr als zwanzig Jahren veröffentlicht die Wohltätigkeitsstiftung „Bilderbücher für blinde Kinder“ taktile Bücher und verschenkt sie an blinde und sehbehinderte Kinder in ganz Russland. Ziel ist es, den Kindern den Zugang zur Literatur zu ermöglichen. Besonders beliebt sind die Veröffentlichungen russischer und ausländischer Volksmärchen. Die Bücher sind in 3D und zum Teil vertont.
Die als „Blindenschrift“ bekannte Braille-Schrift kommt nicht zum Einsatz, denn auch Kinder mit Sehbeeinträchtigungen müssen das Lesen erst lernen und können das im Kleinkindalter meist noch nicht. Die von der Stiftung herausgegebenen Bücher enthalten vielmehr haptische Elemente und einen „magischen Stift“ – ein Elektrogerät, das Mikrocodes in den Büchern abliest, und die entsprechenden Musik- und Audiodateien dazu wiedergibt.
Alexander Degen, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, erinnert sich, dass am Anfang lediglich Postkarten produziert wurden. Nachdem es erhabene Drucktechniken gab, wurden auch die ersten Bücher für Vorschulkinder verlegt. Seit dem Gründungsjahr 1994 wird die Stiftung von der Unesco unterstützt.
Die Bücher der Stiftung sind für alle gedacht. Oft zeigen sich auch nicht-beeinträchtigte Kinder fasziniert. Daraus ergeben sich häufig Anknüpfungspunkte für ein Gespräch, die Integration wird gefördert, so Degen. „Auch die Kinder, die sehen können, finden unsere Bücher schön“, sagt er. Die Stiftung legt Wert auf eine hochwertige Verarbeitung und eine ansprechende künstlerische Gestaltung. Die Bilderbücher dienen teilweise auch der Vorbereitung auf das Erlernen der Braille-Schrift.
Der "magische Stift", der Mikrocodes in den Büchern abliest, und die entsprechenden Musik- und Audiodateien dazu wiedergibt. Foto: Stiftung „Bilderbücher für blinde Kinder“
Unlängst hat die Stiftung ein Buch für die Eltern sehbehinderter Kinder veröffentlicht, geschrieben von Fachpädagogen. „Dieses Buch fasst die Arbeit des Forschungszentrums für Kindergesundheit und des Instituts für Heilpädagogik zusammen. Die Stiftung kooperiert seit Jahren mit diesen beiden Institutionen“, erzählt Degen. „Das Forschungszentrum beschäftigt sich unter anderem mit Sehstörungen bei Neugeborenen. Frühe Hilfen innerhalb der ersten sechs Lebensmonate können dazu beitragen, dass sich die Sehkraft zumindest teilweise entwickelt. Geschieht dagegen nichts, ist es sehr wahrscheinlich, dass das betroffene Kind niemals wird sehen können.“
Die Stiftung arbeitet nicht gewinnorientiert. Die Bilderbücher gibt es daher auch nicht zu kaufen. Sie sind nur direkt bei der Stiftung erhältlich, die sich auch über Spenden finanziert. Jeder kann einen Beitrag dazu leisten, auch das Leben blinder und sehbehinderter Kinder ein wenig bunter zu machen.
Ein ausführliches Interview mit Alexander Degen wurde von Alena Jermolajewa aufgezeichnet und auf der offiziellen Website des Literaturjahres veröffentlicht.
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