Nachhilfe: Russische Institute helfen bei Grammatikfragen

Inform service russian language

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Lori / Legion-Media
In Russland gibt es Dienste, die kostenlose Auskünfte über die Grammatik der russischen Sprache anbieten. Sie werden von Redakteuren, Korrektoren und Juristen in Anspruch genommen. Anrufen darf aber jeder, der eine Frage hat.

Wo wird ein Komma gesetzt? Wird das Wort „Kabuki" groß oder klein geschrieben? Und wie bringt man einen Russen dazu, einen deutschen Namen richtig auszusprechen? Auf all diese Fragen antwortet der Auskunftsdienst der russischen Sprache; telefonisch und vollkommen kostenlos.

„Ich kam als Vertretungskraft zum Auskunftsdienst. Und dann bin ich geblieben. Ich arbeite bereits 15 Jahre hier“, erzählt Oxana Gruntschenko, Koordinatorin des Auskunftsdienstes des Winogradow-Instituts für russische Sprache. Sie erzählt, dass nur die allerbesten Mitarbeiter für lange Zeit blieben – jene, die nicht nur wüssten, wie man richtig schreibt und wie Nachschlagewerke zu benutzen sind, sondern die auch mit Menschen kommunizieren könnten. „Derzeit arbeiten bei uns sieben Personen, es sind Aspiranten und Institutsmitarbeiter. Sie alle sind mit Enthusiasmus bei der Sache“, betont Gruntschenko. Die Auskunft ist sechs Stunden am Tag erreichbar, die Mitarbeiter am Telefon bekommen ein Gehalt. Allerdings ist die Koordinatorin überzeugt, dass das Hauptmotiv für die Arbeit ganz und gar nicht das Geld ist. „Ich denke, dass die Freude an der Arbeit im Auskunftsdienst ähnlich jener ist, die ein Pädagoge verspürt, der seine Kenntnisse vermittelt“, sagt sie. „Der Service richtet sich an eine erwachsene Zielgruppe mit großer Lebenserfahrung, und für diese Leute ist es oft schwierig, einzugestehen, dass man etwas nicht weiß. Für uns ist es jedoch angenehm, ihnen zu helfen.“

Ein vergleichbarer Dienst existiert auch in Sankt Petersburg am Institut für Linguistik der Russischen Akademie der Wissenschaften. Hier antwortet man auf Fragen zwischen 12 und 16 Uhr, also vier Stunden am Tag. Auch hier sind ebenfalls Aspiranten und Institutsmitarbeiter tätig, aber auf eigenen Wunsch und unentgeltlich. Wie die Leiterin des Auskunftsdienstes Irina Kusnezowa erklärt, nutzen Fachleute die Arbeit, um Erfahrungen zu sammeln. Außerdem untersuchen sie die verschiedenen Anwendungen einzelner Wörter und beobachten das Auftreten neuer Wörter.

Die Geschichte des Auskunftsdienstes

Im Moskauer Winogradow-Institut für russische Sprache entstand der Auskunftsdienst in den 1950er-Jahren. Damals beantwortete man Briefe. Später, in den 1970er-Jahren, entstand eine gesonderte Telefonleitung, über die ein Mitarbeiter per Telefon eine Beratung anbot. In den 1990er-Jahren musste das Institut den Dienst aus Geldmangel einstellen, aber nun ist er wieder aktiv. „Wir kommunizieren weiterhin schriftlich, aber jetzt senden die Menschen Emails. Wir haben höhere Zahlen als früher“, sagt Gruntschenko. „Unsere Höchstleistung war die Beantwortung von 100 Fragen an einem Tag, man telefoniert jedoch mit rund 20 bis 30 Personen.“

Heutzutage bitten die Mitarbeiter die Anrufer nicht mehr, sich vorzustellen, aber viele erkennen sie an der Stimme – es sind Redakteure des Fernsehens und der Zeitungen, aber auch Korrektoren. Auch Ministerien melden sich: Am häufigsten rufen die Mitarbeiter des Außen- und das Verteidigungsministeriums an. 

„Es kommt vor, dass verärgerte Menschen anrufen, die man auf ihren Fehler hingewiesen hat. Zuweilen suchen Anrufer in unserem Dienst aber auch ein „Schwert der Gerechtigkeit“. Ein Mensch hat irgendwo einen Fehler gesehen, ruft sofort an und fordert, dass man dies verbieten müsse. Dann müssen wir ihm erklären, dass wir nichts verbieten dürfen", erzählt Gruntschenko.

Auskunftsdienst für Ausländer

Ausländer wenden sich selten an die Dienste, aber man erinnert sich gewöhnlich an ihre Anrufe. „Ich erinnere mich, wie einmal ein Mensch anrief und fragte, wie man mit den Buchstaben der russischen Sprache den deutschen Namen Hansjürgen wiedergibt“, erzählt Gruntschenko. „Bedingung war, dass der Namen in einem Wort geschrieben werden musste. Gleichzeitig sollte aber bei der Aussprache eine Pause in der Mitte des Namens gemacht werden. Wir empfahlen, ein hartes Zeichen zu verwenden. Wenn es auch etwas ungewöhnlich aussieht, so bleibt die richtige Aussprache jedoch erhalten.“

In beiden Diensten sind die Mitarbeiter überzeugt, dass sie mit Ausländern sprechen können. „Ich musste auf einen ähnlichen Anruf antworten“, erzählt Kusnezowa. „Der Anrufer bat mich, die Anwendung und den Unterschied der Bewegungsverben zu erklären. Er sprach mit Akzent. Ich bin überzeugt, dass unsere Mitarbeiter bei Bedarf solche Fragen auf Englisch beantworten können."

Manchmal kommt es jedoch auch vor, dass die Philologen mit diplomatischen Botschaften in Verbindung treten müssen, um diese oder jene Frage zu beantworten. „Um zu erfahren, was „Kabuki“ bedeutet und ob es groß zu schreiben ist, mussten wir uns an die japanische Botschaft wenden. Man sagte uns, dass dieses Wort aus zwei japanischen Zeichen besteht: Gesang und Tanz. Also ist das Kabuki-Theater eine Bezeichnung, die unserem „Ensemble für Gesang und Tanz“ gleichzusetzen ist, und man darf es nicht groß schreiben", erzählt Gruntschenko.

Telefonnummern der Auskunftsdienste für russische Sprache

Moskau

An Werktagen von 11:00 bis 17:00 Uhr.

Tel. +7 (495) 695-26-48

Sankt Petersburg

An Werktagen von 12:00 bis 16:00 Uhr.

Tel. +7 (812) 328-16-12

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