Hunde bei der Arbeit: Tierische Therapeuten

Valery Sharifulin/TASS
Im Zentrum Assistenzhunde in Moskau werden seit 15 Jahren tierische Alltagsbegleiter und Therapiehunde für Menschen mit Behinderungen ausgebildet. Bevor ein erfolgreiches Mensch-Hund-Team zusammengestellt werden kann, müssen die Vierbeiner jedoch viel trainieren.

Im kynologischen Ausbildungszentrum Assistenzhunde hat man sich seit 15 Jahren auf ein besonderes Training von Hunden spezialisiert. Die Vierbeiner werden dort zu Blindenführhunden oder tierischen Therapeuten ausgebildet, die Menschen mit Behinderungen zur Seite stehen.

Lernfreude ist wichtig

Einen Blindenführhund auszubilden ist eine zeitaufwändige und arbeitsintensive Angelegenheit. Besonders geeignete Rassen sind Golden Retriever, Collies und Deutsche Schäferhunde. Lernfreunde und ein friedliches Wesen sind wichtige Voraussetzungen. Die Tiere beginnen ihre Ausbildung im Alter von einem Jahr.  

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Zunächst werden die Vierbeiner außerhalb der Stadt in einem speziellen Zentrum trainiert. Später geht es dann ins wahre Leben und sie müssen lernen, in der Stadt zurechtzukommen. Die Ausbildung besteht aus zwei Phasen: allgemeines Verhaltenstraining und dazu ein spezielles Führhundetraining. Die Hundetrainer gehen außerdem auf die Wünsche der zukünftigen Herrchen und Frauchen ein. „Wir wissen vorher, zu wem das Tier später kommt. Wir erhalten Informationen über die Vorlieben und Gewohnheiten des Halters“, erzählt Jelena Orotschko, Kynopädagogin am Zentrum Assistenzhunde. Die Trainer wählen dann das passende Tier aus. „In der Regel liegen wir richtig. Die Hunde bauen meist eine gute Bindung zu ihrem neuen Besitzer auf“, sagt Orotschko.

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Sechs Monate dauert die Ausbildung, an die sich eine zweistufige Prüfung anschließt. Unter anderem müssen die Hunde dabei verschiedene Aufgaben erfolgreich bewältigen und unter Beweis stellen, dass sie Herrchen oder Frauchen sicher führen können. Wurde die Prüfung bestanden, beginnt die größte Herausforderung erst, weiß Jelena Orotschko: Aus dem Menschen und seinem Hund muss ein Team werden. „Beide müssen eine Bindung zueinander aufbauen, miteinander leben und die Eigenschaften und Bedürfnisse des anderen kennenlernen.“ Der Hund müsse seinen Besitzer als Rudelführer anerkennen, obwohl dieser beeinträchtigt ist. „Der Hund muss verstehen, dass er dennoch gehorchen muss“, stellt Orotschko klar. An diesem Punkt seien vor allem die Hundetrainer gefragt.

Bedingungslose Liebe

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Zentrums Assistenzhunde liegt in der tiergestützten Therapie von Kindern mit Entwicklungsstörungen, berichtet Tatjana Ljubimowa, Leiterin des Projekts Sonnenhund. Diese Therapieform geht auf den US-amerikanischen Psychotherapeuten Boris Levinson zurück. Der Einsatz eines Therapiehundes kann helfen, motorische und kommunikative Störungen abzubauen. Etwa 15 Minuten dauert eine Therapieeinheit, die in Einzel- oder Gruppensitzungen durchgeführt werden kann. 

Die Übungen erscheinen sehr einfach. In einer Aufwärmphase führt das Kind den Hund gemeinsam mit einem Hundeführer etwa fünf Minuten an der Leine im Kreis herum „Ein guter Therapiehund gibt dabei selbst das Tempo vor“, erzählt Ljubimowa. Darauf folgen Übungen zur Raumorientierung. Bei jeder Übung singen die Kinder und Therapeuten volkstümliche Reime und Lieder. Auf diese Weise werden das Gefühl für Rhythmus gestärkt und die sprachlichen Fähigkeiten trainiert. Das funktioniert auch bei Kindern mit eingeschränkter Sprachentwicklung gut.

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Die letzten fünf Minuten dürfen die Kinder mit den Therapiehunden spielen und kuscheln. Am Ende sind alle glücklich: die Kinder, denn sie fühlen sich geliebt und geborgen, die Eltern, die sehen, dass ihr Kind zufrieden und entspannt ist, und nicht zuletzt auch die Hunde, die eine wichtige Aufgabe erfüllt haben. In diesen letzten fünf Minuten werden die Tiere gestreichelt und massiert. Die Kinder spüren den Atem des Tieres, der beruhigend wirkt. Zum Schluss gibt es noch einmal eine Extra-Streicheleinheit und die Kinder verabschieden sich von ihrem Hund, natürlich mit Namen. „Unabhängig davon wie schwierig das Kind ist, wie ernst die Entwicklungsstörungen sind, ob kognitiv, motorisch oder sprachlich: Ab dem Moment, in dem ein Kind die Leine in der Hand hält, wächst sein Selbstbewusstsein“, weiß Ljubimowa. „Der Hund gibt dem Kind das Gefühl, dass er es so liebt und akzeptiert wie es ist.“ 

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