Immer mehr Ausländer zieht es zum Fallschirmspringen nach Russland.
Sofia GretschichinaIm Moskauer Umland gibt es viele kleine und schöne Städte, aber die Stadt Kolomna, etwa 120 Kilometer von Moskau entfernt, ist für jeden Touristen etwas Besonderes. Kolomna, eine der ältesten und herrlichsten Städte im Umfeld Moskaus, ist ein Anziehungspunkt für alle Reisenden – und das nicht nur wegen seiner aufregenden Geschichte.
Seit mehr als 15 Jahren gibt es den Aeroclub Aerograd, 20 Minuten außerhalb der Stadt, in dem man Fallschirmspringen oder das Fliegen eines Flugzeugs erlernen kann. Unter Fachleuten gilt der Aeroclub als die beste Ausbildungsplattform für Fallschirmspringer in Europa. Warum aber bevorzugen Ausländer die russische Landezone?
Seit 2003 versucht der Club ausländische Kunden zu gewinnen. Zunächst begann man aktiv mit dem Ausbau der notwendigen Infrastruktur: Hotels, Restaurants, ein Flugsimulationszentrum, Winter- und Sommerhallen für die Lagerung der Fallschirmsysteme sowie auch Erholungszonen wurden gebaut. Gleichzeitig schickte der Leiter des Clubs, Roman Lednew, Infomaterialen über Aerograd an internationale Sport- und Extremzeitschriften. „Und auf einmal kamen Scharen von Touristen hierher. Der Hauptgrund: Bei uns ist es billiger zu springen als in Europa oder in den USA. Auch wenn man den Flug und die Unterkunft dazuzählt. Außerdem ist das Klima hier im Sommer milder und das spielt schon eine große Rolle, besonders beim Üben“, erzählt der Absetzer Daniil Boroweew, der unter anderem für die Organisation beim Absprung aus dem Flugzeug verantwortlich ist.
Die meisten Touristen, die Aerograd besuchen, kommen aus dem Nahen Osten. „Aber es gibt auch viele Italiener, Franzosen und Chinesen. Zu uns kommt man sogar aus Neuseeland und Australien“, sagt Daniil. In Aerograd arbeiten 40 Absetzer, drei von ihnen haben nur mit Ausländern zu tun: Zwei kümmern sich um den praktischen Teil und der dritte unterrichtet die Theorie für Fallschirmsprünge – auf Englisch. Daniil gehört zum Team und hilft gerade Funda aus der Türkei.
Laut Daniil ist die richtige Kommunikation das größte Hindernis, wenn man mit Ausländern arbeitet. „Manchmal hat man genau deswegen Probleme. Jede Nation hat ihre eigene Kultur und Mentalität. Das, was die Russen witzig finden oder im Gegenteil ernst wahrnehmen, kann anders für einen Ägypter, Franzosen oder Chinesen sein“, erklärt Daniil. „Normalerweise machen wir Witze, um die Leute zu entspannen. Aber nicht jeder Ausländer wird den russischen Humor verstehen und das kann noch mehr Spannung verursachen. Deswegen muss man eher als Psychologe agieren.“
Aber nicht nur russische Absetzer sind im Club tätig: Es gibt auch ausländische Betreuer, wie den FreeFly-Pioneer Olav Zipser oder die Swoop-Pilotin Cornelia Mihai.
Der Aerograd-Club wird öfter zum Austragungsort internationaler Wettbewerbe. „Dieses Jahr haben wir Freundschaftsvergleichskämpfe im großen Format „Friend's meet 2016“ durchgeführt. Ein paar Mal wurden hier auch Weltpokalwettbewerbe für die Disziplin Swoop ausgetragen.“
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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