Das Bauwerk zu Ehren von Großfürst Wladimir ist umstritten.
Vladimir Astapkovich / RIA NovostiDie Idee, ein Denkmal des Großfürsten Wladimir zu bauen, stieß von Anfang an auf Widerstand und sorgte für rege Diskussionen. Die Initiative für das Denkmal ging von der Russischen Militärhistorischen Gesellschaft aus, die von Kulturminister Wladimir Medinskij geleitet wird. Anfang letzten Jahres führte die Gesellschaft eine Ausschreibung für den besten Denkmalentwurf durch. Nach einer geheimen Abstimmung wurde der Entwurf einer 24 Meter hohen Statue des Bildhauers Salawat Schtscherbakow und des Architekten Wasily Danilow gewählt.
Der Bau des Bauwerks könnte den Kulturerbe-Titel in Gefahr bringen. Foto: Vladimir Smirnov / TASS
Denkmalgegner argumentieren, der Großfürst habe keinen Bezug zu Moskau, weil die Stadt erstmals 1147 namentlich erwähnt wurde – hundert Jahre nach dem Tod Wladimirs. Außerdem sei er bei der Eroberung der Stadt Polozk im Jahr 980 besonders brutal vorgegangen, vergewaltigte die Tochter des damaligen Fürsten von Polozk und zwang sie, seine Frau zu werden. Später ermordete er ihren Vater und zwei Brüder.
Darüber hinaus sehen die Kritiker einen politischen Aspekt. Das Bauwerk könnte als Machtdemonstration des russischen Präsidenten Wladimir Putins gesehen werden: das Denkmal als Tribut für seinen mächtigen Namensvetter, wie der bekannte regierungskritische Journalist Oleg Kaschin bemerkte.
Außerdem hätte die Statue des Bildhauers Schtscherbakow ursprünglich größer als das Denkmal des Großfürsten in Kiew sein sollen. Vor dem Hintergrund des russisch-ukrainischen Konfliktes sieht man darin auch eine politische Geste.Eigentlich sollte das Denkmal bereits am offiziellen 1 000. Todestag des Großfürsten am 4. November 2015 eingeweiht werden. Nach einem Vorschlag der Russischen Militärhistorischen Gesellschaft hätte es auf den Sperlingsbergen direkt vor der Staatlichen Universität errichtet werden sollen. Die geologischen Landschaftsmerkmale erschwerten jedoch den Bau einer 300 Tonnen schweren Statue über der Moskwa: Erdrutsche hätten die Folge sein können.
Gegner der Initiative riefen eine Petition ins Leben, die knapp 80 000 Unterschriften sammelte. Die Moskauer Regierung sah sich gezwungen, nach einem alternativen Standort zu suchen. Sie schlug drei Orte vor: die Moskworezkaja-Promenade, den Lubjanskaja-Platz und den Borowizkaja-Platz. Auf einer von der Regierung betriebenen Online-Plattform stimmten die Moskauer für die dritte Option. Die Kommission der Stadtduma für Baukunst genehmigte den Borowizkaja-Platz als Bauort.
Es bestehe nun kaum mehr die Gefahr, dass dem Kreml der Status des Weltkulturerbes entzogen wird, meint die Organisation Archnadzor, die sich für den Erhalt von Kulturgütern einsetzt. „Die Anweisungen der Unesco sind nirgends niedergeschrieben und deswegen nicht verbindlich. Also gibt es keine rechtliche Grundlage für eventuelle Sanktionen“, erklärt der Leiter der Organisation Rustam Rachmatullin. Ob die Unesco das genauso sieht, wird sich zeigen: Russland muss bis zum 1. Dezember einen Bericht über den Bau des Denkmals für Großfürst Wladimir vorlegen.
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