Ärger am Kreml: Umstrittenes Wladimir-Denkmal wird eingeweiht

Das Bauwerk zu Ehren von Großfürst Wladimir ist umstritten.

Das Bauwerk zu Ehren von Großfürst Wladimir ist umstritten.

Vladimir Astapkovich / RIA Novosti
Am Donnerstag wird auf dem Borowizkaja-Platz unweit des Moskauer Kremls ein Denkmal zu Ehren des Großfürsten Wladimir eingeweiht, der im Jahr 988 die Rus christianisierte. Die Errichtung der 16 Meter hohen Statue wurde zu einem der größten Skandale der jüngeren Zeit.

Die Idee, ein Denkmal des Großfürsten Wladimir zu bauen, stieß von Anfang an auf Widerstand und sorgte für rege Diskussionen. Die Initiative für das Denkmal ging von der Russischen Militärhistorischen Gesellschaft aus, die von Kulturminister Wladimir Medinskij geleitet wird. Anfang letzten Jahres führte die Gesellschaft eine Ausschreibung für den besten Denkmalentwurf durch. Nach einer geheimen Abstimmung wurde der Entwurf einer 24 Meter hohen Statue des Bildhauers Salawat Schtscherbakow und des Architekten Wasily Danilow gewählt.  

Eine politische Geste

Der Bau des Bauwerks könnte den Kulturerbe-Titel in Gefahr bringen. Foto: Vladimir Smirnov / TASSDer Bau des Bauwerks könnte den Kulturerbe-Titel in Gefahr bringen. Foto: Vladimir Smirnov / TASS

Denkmalgegner argumentieren, der Großfürst habe keinen Bezug zu Moskau, weil die Stadt erstmals 1147 namentlich erwähnt wurde – hundert Jahre nach dem Tod Wladimirs. Außerdem sei er bei der Eroberung der Stadt Polozk im Jahr 980 besonders brutal vorgegangen, vergewaltigte die Tochter des damaligen Fürsten von Polozk und zwang sie, seine Frau zu werden. Später ermordete er ihren Vater und zwei Brüder.

Darüber hinaus sehen die Kritiker einen politischen Aspekt. Das Bauwerk könnte als Machtdemonstration des russischen Präsidenten Wladimir Putins gesehen werden: das Denkmal als Tribut für seinen mächtigen Namensvetter, wie der bekannte regierungskritische Journalist Oleg Kaschin bemerkte.

Außerdem hätte die Statue des Bildhauers Schtscherbakow ursprünglich größer als das Denkmal des Großfürsten in Kiew sein sollen. Vor dem Hintergrund des russisch-ukrainischen Konfliktes sieht man darin auch eine politische Geste. 

Eigentlich sollte das Denkmal bereits am offiziellen 1 000. Todestag des Großfürsten am 4. November 2015 eingeweiht werden. Nach einem Vorschlag der Russischen Militärhistorischen Gesellschaft hätte es auf den Sperlingsbergen direkt vor der Staatlichen Universität errichtet werden sollen. Die geologischen Landschaftsmerkmale erschwerten jedoch den Bau einer 300 Tonnen schweren Statue über der Moskwa: Erdrutsche hätten die Folge sein können.

Gegner der Initiative riefen eine Petition ins Leben, die knapp 80 000 Unterschriften sammelte. Die Moskauer Regierung sah sich gezwungen, nach einem alternativen Standort zu suchen. Sie schlug drei Orte vor: die Moskworezkaja-Promenade, den Lubjanskaja-Platz und den Borowizkaja-Platz. Auf einer von der Regierung betriebenen Online-Plattform stimmten die Moskauer für die dritte Option. Die Kommission der Stadtduma für Baukunst genehmigte den Borowizkaja-Platz als Bauort.

Kulturerbe-Titel in Gefahr

Doch Aktivisten wiesen darauf hin, dass die für das Denkmal vorgesehene Stelle an der Kreuzung der Mokhowaja- und Snamenka-Straße dem Denkmalschutz unterliege, weswegen dort nicht gebaut werden darf. Anfang des Jahres folgte eine Warnung der Unesco: Ohne notwendige Konsultationen über die Landschaftsplanung und im Falle eines Verstoßes gegen die Bestimmungen zum Schutz des Kulturerbes würde dem Moskauer Kreml der Status des Weltkulturerbes entzogen. Also mussten Änderungen vorgenommen werden: Die Höhe der Staue wurde auf 12,2 Meter reduziert, das ganze Denkmal samt Kreuz ist nun nicht höher als 16,8 Meter.     

Es bestehe nun kaum mehr die Gefahr, dass dem Kreml der Status des Weltkulturerbes entzogen wird, meint die Organisation Archnadzor, die sich für den Erhalt von Kulturgütern einsetzt. „Die Anweisungen der Unesco sind nirgends niedergeschrieben und deswegen nicht verbindlich. Also gibt es keine rechtliche Grundlage für eventuelle Sanktionen“, erklärt der Leiter der Organisation Rustam Rachmatullin. Ob die Unesco das genauso sieht, wird sich zeigen: Russland muss bis zum 1. Dezember einen Bericht über den Bau des Denkmals für Großfürst Wladimir vorlegen.

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