Google-Fragen: Ist Russland reich oder arm?

„Wie wird Wodka ...?“, „Warum ist Putin ...?“ – in der Reihe „Google-Fragen“ gibt RBTH Antworten auf die beliebtesten Suchmaschinen-Anfragen über Russland. Heute berichten wir über die wirtschaftliche Lage in Russland.

/ Ekaterina Lobanova/ Ekaterina Lobanova

Russland ist voller Rätsel und Paradoxe. Internationale Google-Fragen bestätigen diese Realität. Menschen aus dem Ausland fragen, weshalb Russland so arm sei und wundern sich gleichzeitig, warum Russen so reich seien. Robbie Williams veröffentlicht ein Musikvideo, in dem er reiche Russen und ihre Art, Geld zu verprassen, durch den Kakao zieht, und der „Guardian“ berichtet, dass die Zahl der Russen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, seit 2014 steige. Ist Russland nun ein armes oder ein reiches Land?

Ressourcen-Supermacht

Das erste, was in den Sinn kommt, wenn man von Russlands Reichtum spricht, sind die natürlichen Ressourcen des Landes. Russland besitzt in der Tat die größten Erdgasreserven – laut der OPEC etwa ein Viertel der weltweiten Vorkommen. Im Erdöl-Ranking liegt das Land laut British Petroleum weltweit auf dem fünften Platz. Nach Angaben des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung habe die Produktion von Brenn- und Energiestoffen im Jahr 2015 63 Prozent der gesamten russischen Exporte betragen. Die Einnahmen durch Erdöl- und Erdgasverkäufe sollen 43 Prozent des Staatshaushaltes ausmachen. Nirgendwo auf der Welt gibt es so große Waldlandschaften und somit so viel Holz wie in Russland. Über mehr Süßwasservorkommen verfügt nur Brasilien. Diese Statistiken sind logisch: Es wäre bitter, im größten Land der Welt keine natürlichen Ressourcen zu finden.

Ökonomen weisen darauf hin, dass die große Abhängigkeit von Energieträgern gefährlich für die russische Wirtschaft sei. Dies mache abhängig vom Ölpreis. Experten fordern deshalb eine Reduzierung dieser Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen.

Ende der Rezession

Die Sanktionen und der massive Rückgang der Ölpreise von 111 auf 32 US-Dollar pro Barrel in den Jahren 2014 bis 2016 schwächten die russische Wirtschaft enorm. Im Jahr 2015 sank das russische Bruttoinlandsprodukt um 2,8 Prozent. Dank der Stabilisierung der Erdölpreise soll dieses im Jahr 2016 nur noch um 0,6 Prozent schrumpfen, so die Einschätzung des staatlichen Statistikamtes Rosstat. Im Jahr 2016 soll Russlands Bruttoinlandsprodukt nach Kaufkraft 3,75 Billionen US-Dollar betragen – Platz sechs weltweit. Laut Prognosen des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers werde Russland noch weitere 33 Jahre, bis zum Jahr 2050, auf diesem Rang verbleiben.

Von „Interfax“ befragte Wirtschaftsexperten glauben, dass Russland allmählich von der wirtschaftlichen Rezession in eine Stagnation übergehen werde. Die Bevölkerung wird dennoch ärmer. Im Jahr 2016 fielen die Realeinkommen im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 Prozent.

Staat der Ungleichheit

Es ist insgesamt schwierig zu sagen, ob die Russen reich oder arm sind, da sich ein Großteil des Reichtums in den Händen eines geringen Teils der Bevölkerung befindet. Laut dem Suisse Global Wealth Report2016 kontrollieren ein Prozent der russischen Bevölkerung mehr als 74,5 Prozent des Vermögens.

„Die Ungleichheit der letzten Jahre soll laut Rosstat gesunken sein, doch sie bleibt im Vergleich zu anderen Ländern relativ hoch", sagt Jelena Grischina, Leiterin des Forschungslabors für Rentensysteme und versicherungsmathematische Analysen am Institut für Gesellschaftsanalyse und Prognosen an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienst beim Präsidenten Russlands (RANEPA).

Laut Rosstat-Statistik gelten in Russland 20,3 Millionen Menschen, also 13,9 Prozent der Bevölkerung, als arm. Dazu zählen all jene, die weniger als das Existenzminimum von 9 889 Rubel, also 163 Euro, im Monat verdienen. Trotz der anhaltenden Rezession und dem hohen Maß an Ungleichheit sollte die Armutsgrenze in Russland nicht überbewertet werden, sagt Tim Worstall, Ökonom und Forbes-Kolumnist.

Er analysierte eine Artikel der „International Business Times“, in dem fälschlicherweise behauptet wurde, dass die Russen mehr als die Hälfte des Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssten: „Wenn Russen 50 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, würden wir von einem Ort sprechen, der genauso arm ist wie Bangladesch. Das entspricht einfach nicht der Wahrheit.“

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