Spielszene aus dem Film "Moskau glaubt den Tränen nicht". Foto: RIA Novosti
„Moskau glaubt den Tränen nicht" ist einer der erfolgreichsten Filme aus Sowjetzeiten. Ende 1979 feierte er in Moskau Premiere. Wenig später, am 11. Februar 1980, wurde der Film im Fernsehen gezeigt und erreichte 90 Millionen Zuschauer. Auch im Ausland fand der Kultfilm Beachtung und wurde unter anderem als bester ausländischer Film mit einem Oscar bedacht.
Regisseur Wladimir Menschow konnte Hollywood mit seinem Film über starke Frauen überzeugen, ein Thema, das in den USA schon 1959 im ebenfalls sehr erfolgreichen Melodram „The Best of Everything" („Alle meine Träume") aufgegriffen wurde. Darin ging es um die Geschichte dreier Frauen, die in einem Verlagshaus arbeiten und auf der Suche nach ihrem persönlichen Lebensglück sind. Ihre Lebenswege entwickeln sich sehr unterschiedlich.
In „Moskau glaubt den Tränen nicht" geht es ebenfalls um drei Frauen und deren Leben zwischen 1958 und 1978. Sie kommen aus der Provinz nach Moskau, um dort ihr Glück zu finden. Die beständige Katharina, gespielt von Wera Alentowa, arbeitet in einer Fabrik und träumt von einem Universitätsabschluss. In ihrer freien Zeit sitzt sie über ihren Lehrbüchern. Für die frivole Ljudmila, die Irina Murawjowa spielt, ist das Leben in Moskau wie ein großes Glücksspiel. Ljudmila will einen schönen und reichen Mann treffen (was ihr auch gelingt). Die bescheidene Antonina, verkörpert von Raisa Rjasanowa, arbeitet auf einer Baustelle und heiratet gleich zu Beginn des Films einen einfachen Arbeiter.
Jahre später ist nur noch Antonina glücklich. Katharina, die Hauptfigur des Films, wurde vom Vater ihrer Tochter verlassen und muss sich als alleinerziehende Mutter behaupten. Jahre später ist sie erfolgreiche Fabrikdirektorin, was aber ihrem Liebesglück mit einem anderen Mann im Wege steht. Ljudmila ist geschieden, ihr Ex-Ehemann Alkoholiker.
Die Alltäglichkeit der Hauptfiguren war den sowjetischen Machthabern ein Dorn im Auge, sie passten nicht zum sozialistischen Frauenbild und auch sozialistische Propaganda suchte man in dem Film vergeblich. Ein „weinerliches, den sowjetischen Frauen unwürdiges Melodram", so lautete das Urteil der Machthaber. Doch den großen Kassenerfolg und die Auszeichnung mit einem Oscar konnten auch sie nicht ignorieren.
Von der besonderen Wertschätzung durch den Academy Award erfuhr Regisseur Menschow übrigens erst aus den Nachrichten. Da es der 1. April
war, hielt er es zunächst für einen Scherz. Zur Preisverleihung in die USA durfte er nicht fahren. Erst 1989, auf der Veranstaltung zur Verleihung des russischen Filmpreises „Nika", erhielt Menschow seinen Oscar doch noch. Vorher wurde die Trophäe im staatlichen Kino aufbewahrt. Der Regisseur soll die Statuette förmlich an sich gerissen und danach nicht wieder hergegeben haben. Menschows Geschichte ähnelte somit der seiner Hauptfiguren in „Moskau glaubt den Tränen nicht": Das Glück kommt nicht immer auf direktem Wege.
Der Oscar für Menschow war nicht der erste für einen sowjetischen Film und auch nicht der letzte. In jedem Jahrzehnt war ein sowjetischer Film erfolgreich. „Krieg und Frieden" erhielt den Oscar 1968, „Dersu Usala" 1975, „Burnt by the Sun" 1994.
Die Beiträge des Online-Festivals „Double 2" mit englischen Untertiteln sind hier zu sehen.
Der Regisseur Wladimir Menschow (75) und die Hauptdarstellerin aus „Moskau glaubt den Tränen nicht", Wera Alentowa (73), sind seit mehr als 50 Jahren eines der berühmtesten Paare des sowjetischen und russischen Kinos.
Sie sehen durchaus Parallelen zwischen ihrem Leben und Menschows Oscar-gekröntem Werk. Auch sie kamen aus der Provinz nach Moskau, um sich an der Schule des Tschechow-Künstlertheaters MChAT einzuschreiben. Dort lernten sie sich kennen und heirateten. 1969 bekamen sie eine Tochter.
Menschow ist auch ein bekannter Schauspieler. Er spielte in etwa einhundert Filmen mit. Als Regisseur drehte er bisher sechs Spielfilme, in drei von ihnen spielt auch Wera Alentowa. „Moskau glaubt den Tränen nicht" ist ihr erfolgreichstes gemeinsames Projekt. Es erhielt nicht nur den Oscar, sondern war auch auf der Berlinale 1980 als bester Film nominiert. Auf dem internationalen Filmfestival San Michele in Brüssel im Jahr 1981 gewann Alentowa den Preis als beste Schauspielerin für ihre Rolle der Katharina.
Noch heute ist das Paar im Kino zu sehen und steht zudem im Moskauer Puschkin-Theater in dem Stück „Liebe. Briefe." gemeinsam auf der Bühne, bei dem Tochter Julia Regie führt.
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