Eine der bekanntesten sowjetischen Spioninnen Soja Woskresenskaja.
Vladimir Savostianov/TASS1929 wurde die 22-jhrige Soja Woskresenskaja Mitarbeiterin der Auslandsabteilung der Vereinigten staatlichen politischen Verwaltung (GPU), der sowjetischen Geheimpolizei. Kurz danach erhielt die junge Frau das Angebot, nach Genf zu fahren und Liebhaberin eines deutschen Generals zu werden. Später erinnerte sie sich: „Ich habe gesagt: „Gut, fahre ich eben nach Genf und werde Liebhaberin, wenn es anders nicht geht. Aber danach erschieße ich mich.“ Einen solchen Auftrag habe ich nie wieder bekommen.“
In den 1930ern war sie in der Mandschurei, Lettland, Deutschland und Österreich tätig. Anfang Juni 1941 arbeitete Woskresenskaja verdeckt als Mitarbeiterin der Allunionsgesellschaft für kulturelle Verbindungen mit dem Ausland (WOKS). Auf einem Empfang in der deutschen Botschaft wurde sie vom Grafen von der Schulenburg zum Walzer eingeladen. Beim Tanzen fielen ihr rechteckige Stellen an der Wand zur Nachbarhalle auf – man hatte die Bilder abgehängt – und durch eine leicht geöffnete Tür erspähte sie Koffer. Ihr war klar, dass die Deutschen eilig eine Evakuierung der Botschaft vorbereiteten. Doch ihre Meldung darüber wurde ignoriert.
Nach ihrem Rücktritt im Jahr 1955 widmete sie sich der Literatur; als Autorin von Kinderbüchern hatte sie beachtlichen Erfolg. Von ihrem früheren Leben als Agentin ahnte niemand etwas – bis der KGB-Vorsitzende Wladimir Krjutschkow sie in einem Interview im Jahr 1990 enttarnte.
Foto: Fine Art Images/Vostock-Photo
Sergej Rachmaninow komponierte für sie und Zar Nikolaus II. nannte sie „Kursker Nachtigall“: Nadeschda Plewizkaja, die als Tochter eines Bauern geboren wurde und in einem Kloster in Kursk aufwuchs, war im ganzen Land als eine der bekanntesten Sängerinnen bekannt. In der Emigration heiratete Plewizkaja den geflüchteten zaristischen General Nikolaj Skoblin, 1931 wurden sie vom sowjetischen Geheimdienst angeworben.
Sechs Jahre leitete das Ehepaar Informationen aus Kreisen russischer Migranten in Europa weiter. Die größte Aktion der beiden war die Entführung des Generals Jewgeni Miller 1937 in Paris. Unter dem Vorwand, deutsche Diplomaten zu treffen, lockten sie den Vorsitzenden der Union aller russischen Militäreinheiten im Exil – der größten Organisation dieser Art außerhalb Russlands – in einen Hinterhalt, betäubten ihn und brachten ihn mit dem Schiff nach Russland.
Pech für die beiden: Vor dem Treffen hatte Miller einen Brief liegen lassen, mit dessen Hilfe die Spione aufgedeckt wurden. Skoblin flüchtete nach Spanien, wo er später starb. Plewizkaja wurde verhaftet und in Frankreich zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. 1940 starb sie im Gefängnis der Stadt Rennes.
Margarita Konjonkowa (l.) mit ihrem Mann Sergej (r.) und der Familie Einstein 1935 in Prinston. Foto: Tass
Der berühmte Bildhauer Sergej Konjonkow erreichte New York 1923, um an einer Ausstellung zur Sowjet-Kunst teilzunehmen – eine Dienstreise, die 22 Jahre dauern sollte. Während der „russische Rodin“ Werke schuf, organisierte seine Frau Margarita in seinem Atelier in Greenwich Village einen Salon, wo sie sich mit allen großen und wichtigen amerikanischen Politikern und ihren Frauen traf. Margarita Konjonkowa hatte gar Eintritt ins Weiße Haus und pflegte Umgang mit First Lady Eleanor Roosevelt.
Doch ihr eigentliches Ziel waren Wissenschaftler, die an der Entwicklung der Atomwaffe arbeiteten – Konjonkowa war mit dem „Vater der Atombombe“ Robert Oppenheimer befreundet und lernte 1935 Albert Einstein kennen. Dessen leidenschaftliche Briefe aus jener Zeit lassen unschwer erkennen, dass Margarita seine letzte Liebe war. Diese vergaß über ihre Affäre jedoch nicht ihre eigentliche Arbeit – fleißig warb sie einige amerikanische Atomphysiker an. 1945 endete die Eskapade, als die Konjonkows nach Russland abberufen wurden. Margarita Konjonkowa überlebte Einstein und ihren Mann und starb 1980 in Moskau.
Eine Liebesszene Ende der 1930er-Jahre am Bahnhof im besetzten Warschau: Ein Mann wartet mit einem Blumenstrauß in der Hand, eine Frau steigt aus dem Zug, sie erblicken sich, werfen sich in die Arme. Er ist Iwan Wasiljew, Leiter der sowjetischen Botschaft – und heißt eigentlich Pjotr Gudimowitsch –, sie ist seine Frau Marja – die in Wirklichkeit ebenfalls ganz anders heißt und die er bis dahin noch nie gesehen hat.
Für die Rolle seiner Ehefrau wurde die Spionin Jelena Modrżynska eingesetzt. Hauptaufgabe des „Paares“ in Warschau war es, die Deutschen zu observieren und herauszufinden, welche Pläne diese hinsichtlich der Sowjetunion schmiedeten. Bis sie am 22. Juni 1941 verhaftet wurden: Die Gestapo traute dem netten Paar nicht. Die Vernehmungen aber brachten keine Informationen und so wurde das Agentenpaar – wie andere Diplomaten auch – gegen in Moskau inhaftierte Deutsche ausgetauscht. Am Ende wurde es aber doch noch eine Liebesgeschichte: Zurück in der Heimat heirateten die beiden – in echt.
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Im Herbst 1941 bereitete die Gruppe für Sonderaufgaben beim Innenministerium der Sowjetunion Diversanten für den Fall einer Besetzung Moskaus durch die Faschisten vor. Die 23-jährige Anna Kamajewa war eine dieser Diversanten und sollte eine besondere Rolle einnehmen: einen Anschlag auf Hitler ausüben. Moskau wurde letztlich nicht besetzt und Kamajewa hinter die Linien der Deutschen entsandt, um Sabotageakte zu organisieren. Im Oktober 1944 schickte man sie nach Mexiko, wo sie eine Aktion zur Befreiung des Mörders Trozkis Ramón Mercader aus dem Gefängnis vorbereitete. Im letzten Moment wurde das Vorhaben jedoch abgesagt. Nach dem Krieg heiratete sie den Militärspion Michail Filonenko. Das Paar verbrachte zwölf Jahre verdeckt im Ausland, zunächst in der Tschechoslowakei, danach in China und von 1955 an in Brasilien, wo sie ein Agentennetz aufbauten.
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