Das neoklassizistische Gebäude hat eine bewegte Vergangenheit.
Lori/Legion-MediaDas Gebäude, in dem sich die Botschaft und Residenz des Botschafters Österreichs befinden, ist ein Denkmal des Moskauer Neoklassizismus. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der Moskauer Handels- und Bau-Aktiengesellschaft errichtet. Der Direktor des Unternehmens, Jacob Reck, sagte damals, dass er bestrebt sei, die Stadt mit „stilvollen Häusern zu schmücken, die über den technischen Komfort westeuropäischer urbaner Gebäude verfügen und sich gleichzeitig in das nationale Kolorit Moskaus einpassen“. Als er beschloss, das neue Gebäude errichten zu lassen, beauftragte er deshalb den renommierten Architekten Nikita Lasarew mit der Planung. Dieser entwarf ein Bauwerk, das Fachleute heute als ein Beispiel des mit Elementen des Jugendstils angereicherten russischen Neoklassizismus bezeichnen.
Das Gebäude wurde 1906 fertiggestellt und fand auch gleich einen Käufer – den Besitzer mehrerer Textilfabriken Nikolai Mindowskij. Ihm ist es zu verdanken, dass das Gebäude eine Rolle in der Weltliteratur spielte. Denn Mindowskij war zu jener Zeit sehr gut bekannt mit dem jungen, aber in russischen Literaturkreisen bereits anerkannten Schriftsteller Boris Pasternak. 1911 war Pasternak zu Besuch bei Mindowskij und das Haus hinterließ beim Schriftsteller einen so nachhaltigen Eindruck, dass er dessen Beschreibung in seinen Roman Doktor Schiwago einbaute: Der Säulensaal, in dem die Romanheldin Lara auf ihren Verführer Komarowski schießt, ist in Wirklichkeit der Empfangssaal des Hauses Mindowskijs.
Als Österreich 1955 seine Unabhängigkeit wiedererlangt hatte, wurde das Gebäude erneut zur diplomatischen Vertretung der Alpenrepublik. Hier wurde im April 1955 die offizielle österreichische Delegation, bestehend aus Bundeskanzler Julius Raab, Vizekanzler Adolf Schärf, Außenminister Leopold Figl und Staatssekretär Bruno Kreisky, untergebracht. Sie waren nach Moskau gereist, um den Vertrag über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Österreichs abzuschließen.
Am 12. April fand im Empfangssaal der Botschaft Österreichs ein Festmahl statt, an dem der Vertreter des sowjetischen Ministerrats Nikolai Bulgakin, dessen Stellvertreter sowie Außenminister Molotow und Handelsminister Mikojan teilnahmen. Seitdem gilt das „Mindowskij-Haus“, das Gebäude der österreichischen Botschaft, als Symbol der Freundschaft zwischen den beiden Ländern.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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