Wie schon „Leviathan“ weiß auch der neue Film des Regisseurs zu begeistern.
Reuters„Loveless“, der neue Film von Andrei Swjaginzew, wurde im Hauptprogramm der Internationalen Filmfestspiele von Cannes gezeigt. Die von Kritikern erwartete Goldene Palme ging zwar an Pedro Almodóvar, jedoch wurde der Regisseur mit dem Preis der Jury ausgezeichnet.
Jedes neue Werk von Swjaginzew ist ein großes Ereignis für die Filmwelt. Seine Arbeiten werden regelmäßig mit Preisen ausgezeichnet. Sein letzter Film, „Leviathan“, erhielt 2014 in Cannes den Preis für das beste Drehbuch und wurde zudem 2015 für einen Oscar in der Kategorie der besten fremdsprachigen Filme nominiert. Den Golden Globe konnte er in dieser Kategorie gewinnen. Sein erster Film „Die Rückkehr“ gewann den Goldenen Löwen beim Filmfestival in Venedig.
„Loveless“ scheint auf den ersten Blick ein gewöhnliches Familiendrama zu sein, doch es steckt viel mehr darin. Ein junges Paar steht am Rande einer Scheidung. Beide haben erfolgreiche Liebhaber. Sie wollen ihren Sohn in ein Waisenhaus geben, vergessen diese Entscheidung aber am nächsten Tag bereits wieder, weil sie zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind. Doch der Junge verschwindet.
Die Handlung scheint sich auf die Suche zu konzentrieren, ähnlich wie in „Gone Girl“ oder „Der Schwarze Falke", aber laut Filmkritiker Anton Dolin suchen die Protagonisten nicht im Äußeren sondern in ihrem Inneren. Der Kritiker bescheinigt den Dialogen und Schauspielern zudem eine große Natürlichkeit – auch in den erotischen Szenen, was allgemeinhin als sehr schwer zu erreichen gilt.
Eine Szene aus dem Film "Loveless". / Kinopoisk.ru
Noch vor der Premiere in Cannes sicherten sich Filmverleihe in vielen europäischen Ländern die Rechte für das Werk. Dies geschah bereits als Swjaginzew die Produktion seines neuen Films ankündigte. Firmen in Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien, Dänemark und Finnland sicherten sich bereits die Rechte. Der Produzent Alexander Rodnjanski bestätigte zudem, dass man kurz vor dem Abschluss der Verhandlungen mit Verleihen in asiatischen und südamerikanischen Ländern stehe.
Der Kinostart in Russland wurde für den 1. Juni angesetzt. In Europa wird der Film ab September zu sehen sein.
Filmkritiker waren sich einig, dass der Film auf den russisch-ukrainischen Konflikt anspiele. Sie fragten Swjaginzew deshalb, ob er in seinem Werk auf die politische Lage eingehe – wie er dies offensichtlich in „Leviathan“ bereits getan hatte. In letzterem Film werden die Korruption, der wachsende Einfluss der Russisch-Orthodoxen-Kirche und die Probleme der russischen Behörden thematisiert.
Der Regisseur selbst sagt, dass es nicht einfach war, Parallelen zum Konflikt mit der Ukraine zu vermeiden. Die Metapher wirke wie ein Hintergrund des Films. „Bei dieser Geschichte geht es um Menschen, den Mangel an Empathie, permanente Selbstsucht und Egoismus. Wir wollten das Drehbuch des Films nicht zu einer politischen Aussage machen."
Swjaginzew habe vor allem das Thema des menschlichen Zusammenlebens interessiert. „Die Hauptfiguren stehen beinahe auf dem Schlachtfeld. Nach zwölf, 13 Jahren des gemeinsamen Zusammenlebens finden sie sich im Nichts wieder", erzählte er Journalisten in Cannes.
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