Von Superhelden und historischen Werken: Das russische Kino 2017

"Paradise" von Andrei Kontschalowski ist dieses Jahr für einen Oscar nominiert.

"Paradise" von Andrei Kontschalowski ist dieses Jahr für einen Oscar nominiert.

Kinopoisk.ru
Viele russische Filme dieses Jahres haben gute Chancen, auch international erfolgreich zu werden. Sie erzählen von sowjetischen Superhelden, der Dramatik des Krieges, der Liebe und der Vergänglichkeit. RBTH stellt die wichtigsten Premieren des Jahres vor.

1. „Paradise”

„Paradise” erzählt die Geschichte des SS-Offiziers Helmut, der in ein Konzentrationslager reist, um Vorwürfe der Korruption zu untersuchen, und dort seine erste Liebe trifft: die russische Fürstin Olga. Sie wurde als Mitglied des französischen Widerstandes verhaftet und ins Konzentrationslager geschickt. Während der Besatzung hatte sie jüdische Kinder in ihrem Pariser Haus versteckt. 

Der Film des Regisseurs Andrei Kontschalowski wird 2017 wohl zum Hauptexportprodukt der russischen Filmindustrie werden. Das Werk wurde bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig für die beste Regie ausgezeichnet und ist für einen Oscar nominiert. Zufall ist das nicht: Das Thema des Holocausts, das aus einer interessanten Perspektive beleuchtet wird, der berühmte Regisseur und letztendlich die hochqualitative Arbeit machen den Film so einzigartig. Man kann „Paradise“ mögen oder auch nicht, aber eins steht fest: Der Film ist ein Muss für alle, die sich für die moderne Filmindustrie interessieren.

2. „Anna Karenina. Vronskys Geschichte”

"Anna Karenina. Vronskys Geschichte" / Kinopoisk.ru"Anna Karenina. Vronskys Geschichte" / Kinopoisk.ru

Einer der Klassiker der russischen Literatur wird in diesem Fall von Regisseur Karen Shakhnazarov verfilmt, der dank seinem Film „Zarenmörder“ (1993) mit Hauptdarsteller Malcolm McDowell weltberühmt wurde.

Wie man schon dem Filmtitel entnehmen kann, beschäftigt sich Shakhnazarov mit dem männlichen Aspekt des klassischen Romans: Der Hauptprotagonist ist Vronsky, der hier eigentlich nicht als heimtückischer Verführer, sondern als ein komplizierter und vielseitiger Charakter dargestellt wird. Die neue Interpretation, der bekannte russische Literaturname und die ewige Liebesgeschichte werden die Zuschauer weltweit faszinieren.


3. „Die Reise nach China: Das Geheimnis der eisernen Maske”

„Die Reise nach China: Das Geheimnis der eisernen Maske” / Kinopoisk.ru„Die Reise nach China: Das Geheimnis der eisernen Maske” / Kinopoisk.ru

Der zweite Teil der Verfilmung von „Wii“, des bekannten Werkes von Nikolai Gogol, hätte bereits 2016 in den Kinos laufen sollen. Die Premiere musste allerdings aus gutem Grund verschoben werden: Die an der Filmproduktion beteiligten chinesischen Partner glaubten so sehr an den Erfolg des Projektes, dass sie beschlossen, das Budget für den Film aufzustocken und das Drehbuch zu überarbeiten. Jegliche Parallele zu dem Werk Gogols ist aus dem Filmtitel verschwunden, dazu kamen aber die Anspielungen auf Alexandre Dumas den Älteren.

Die Besetzung des Filmes ist zudem noch um einige Kinostars reicher geworden: Jackie Chan (der gleichzeitig auch Produzent des Films ist) und Arnold Schwarzenegger spielen mit. „Die Reise nach China“ des Regisseurs Oleg Steptschenko gehört deswegen schon jetzt zu den Blockbustern des Jahres im Reich der Mitte. Dies deutet darauf hin, dass der Film auch international Interesse wecken kann.    

4. „Verteidiger”

"Verteidiger" / Kinopoisk.ru"Verteidiger" / Kinopoisk.ru

Laut den Produzenten werde „Verteidiger” eine Antwort auf die amerikanischen Verfilmungen der Marvel-Comics sein. Die Geschichte wurde direkt am Drehort gezeichnet und erzählt von sowjetischen Superhelden, unter ihnen auch ein Bärenmensch, die das Land und die Welt vor der Apokalypse gerettet haben. Den Filmtrailer kann man sich bereits seit einem Jahr im Internet anschauen, getan wurde dies mehr als sechs Millionen Mal.

Die Reaktionen waren unterschiedlich und reichten von ironischen Kommentaren über die Versuche der russischen Filmindustrie, Hollywood einzuholen, bis zu Behauptungen, dass das Budget nichts über den Erfolg aussage. Die Erwartungen an Regisseur Sarik Andreasyan sind dementsprechend hoch.

5. „Arrythmia”

"Arrythmia" / Pressebild"Arrythmia" / Pressebild

Regisseur Boris Khlebnikov gehört in Russland zu den wichtigsten Filmmachern der 2000er-Jahre. Zudem ist der Filmemacher dank seiner Filme „Koktebel” und „Das lange glückliche Leben”, die auf verschiedenen Filmfestivals ausgezeichnet wurden, weltweit bekannt. 2013 verlegte der Regisseur seinen Schwerpunkt auf Fernsehserien und wandte sich von der Leinwand ab. Deshalb wird 2017 zum Jahr seiner Rückkehr ins große Kino.

„Arrythmia” ist eine russisch-europäische Koproduktion. Die vom Europarat gegründete Stiftung Eurimages stellte 120 000 Euro für die Dreharbeiten zur Verfügung. Zu den Sponsoren gehört zudem auch das deutsche Bundesland Nordrhein-Westphalen. Die Geschichte über einen Notarzt, der täglich fremden Menschen das Leben rettet, aber sein eigenes total vernachlässigt, hat gute Chancen auf Erfolg – sowohl bei europäischen Filmfestivals als auch in Kinos weltweit.

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