Hairdressing saloon Charodeika, Moscow. 1971
Shidlovskiy/RIA NovostiMercier als Angelique in "Marquise of Angels" / ZUMA Press/Global Look Press
Michele Mercier war kaum bekannt in der Sowjetunuion. Aber als abenteuerliche Angelique in einer verfilmten Romanserie flimmerte sie durch wohl jedes Wohnzimmer der UdSSR. Mit ihrem atemberaubenden Äußeren und mutigem Auftreten vertrat Angelique für die Frauen damals das Ideal einer echten Power-Frau. Sie war hingebungsvolle Ehefrau, leidenschaftliche Liebhaberin und fürsorglich Mutter in einem. Und es gibt auch Sex-Szenen in dem Film, obwohl das weithin als Tabu im sowjetischen Kino galt. Die anstößigsten Szenen hat die Zensur dann auch entfernt, aber einerotischer Unterton blieb durchaus.
/ Kinopoisk.ruKaum ein anderer Film war in der Sowjetunion so erfolgreich wie die Reihe über Angelique. 43 Millionen Menschen sahen "Angelique" ("Marquise of Angels"). Viele Eltern nannten ihre Kinder bald Anschelika, die Frauen trugen Frisuren wie Mercier im Film. Sogar ein BH, der in den 60er Jahren in Mode kam, erhielt den Namen "Angelique".
Loren in "Hochzeit auf italienisch" / Global Look Press
Das sowjetische Publikum vergötterte Sophie Loren. Ihre Filme, besonders die mit Marcello Mastroianni wie zum Beispiel "Hochzeit auf italienisch" waren sehr erfolgreich in der UdSSR. Viele Frauen dort sahen in Loren eines der Hauptsymbole des Westens. In einer zeitgenössischen sowjetischen Komödie fragt dann auch eine Frau ihren Mann, der von einer Auslandsreise zurückkehrte, ob er denn da auch Loren gesehen und Cola getrunken hätte. Es gab auch Geschichten über Armee-Mensen, wo ein Banner dazu aufrief:
"Esst Möhren, Zwiebeln und Meerrettich - und ihr werdet aussehen wie Sophie Loren!" (Auf Russisch reimt sich das auch noch prima.")
"Sonnenblumen" / Kinopoisk.ru
Loren besuchte auch selbst mehrmals die Sowjetunion. Das berühmteste Bild zeigt sie vor einer Lenin-Statue im Moskauer Kreml. Es stammte von ihrem ersten Besuch 1965, als sie den Preis des Moskauer Internationalen Filmfestivals (MIFF) für die Beste Rolle in "Hochzeit auf italienisch" erhielt.
Vier Jahre später kam sie zu Dreharbeiten für den Film "Sonnenblumen", eine italienisch-sowjetische Koproduktion, wieder unter Mastroianni. Dazu verbrachte sie dann ganze zwei Monate in der Sowjetunion. Leider aber bekamen sie die sowjetischen Damen in dem Streifen nicht zu sehen, denn der war nicht für die Kinos dort gedacht. Die Geschichte von einem italienischen Soldaten zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetunion wurde von der Zensur nicht freigegeben.
Brigitte Bardot 1962 / AFP
Viele Filme mit Bardot bekam das Sowjetpublikum zwar nicht zu sehen. Die Zensur hielt sie in Streifen wie "Und immer lockt das Weib" für zu frivol. Aber immerhin "Babette zieht in den Krieg" durfte doch gezeigt werden.
"Babette zieht in den Krieg" / Kinopoisk.ru
Und auch die Verbote schmälerten Bardots Popularität nicht. Allein die "Babette-Frisur" blieb lange Zeit hip, ebenso der Bikini. Bardot trug viel zur Verbreitung des knappen Bade-Outfits bei: Als sie in den 50ern so am Strand in Cannes spazierte, bezechnete sie gar ihr eigener Ehemann Roger Vadim als "laufenden Sex". Und obwohl es Bikinis in der Sowjetunion nicht zu kaufen gab, waren die Badestrände des Landes doch voll mit ihnen.
Vlady 1965 / AP
Diese französische Schauspielerin hat auch noch selbst russische Wurzeln. Beide Eltern waren russische Emigranten. Die sowjetischen Kinofans liebten sie - vielleicht auch, weil sie zunächst mit Robert Hossein verheiratet war, der in der Filmserie "Angelique" den Ehemann der Hauptfigur spielte.
Vlady mit ihrem zweiten Mann Wladimir Wyssozki in Paris / Getty Images
Aber so richtig berühmt wurde sie erst, als sie 1969 dann den kultigen Barden Wladimir Wyssozki heiratete. Um ein unbegrenztes Einreisevisum für die Sowjetunion zu erhalten, trat sie dann sogar Frankrecihs Kommunistischer Partei bei. Wyssozki zog alle Aufmerksamkeit auf sich und so stand auch Vlady mit ihm gemeinsam ständig im Blitzlicht. Niemals blieb unkommentiert, wie sie sich gerade kleidete: Mal zu offenherzig, mal zu zugeknöpft - der Klatschspresse konnte man es auch in der Sowjetunion nie recht machen. Besonders bekannt war sie für ihre hautengen Jeans und lockeres, loses Haar.
Brylska in "Ironie des Schicksals" / V. Alisov/RIA Novosti
Ein weiteres Sex-Symbol für die sowjetischen Frauen war die polnische Schauspielerin Barbara Brylska. In dem Silvester-Kult-Streifen "Ironie des Schicksals" spielte sie die Lehrerin Nadja. Kein anderer Film ihrer etwa 70 Kinorollen habe sie je so berühmt gemacht, sagte sie später einmal selbst. "Das ganze Land hat sich über Nacht in mich verliebt!", so Brylska überwältigt.
Szene aus "Ironie des Schicksals" / Kinopoisk.ru
Ihre traurigen Augen, das strenge Gesicht - das mochten die Frauen damals. Sie hat eine Art neue "Sowjet-Frau" kreiert: eine ernsthafte, aber gleichzeitig sanfte Dame, die Männer anzieht sowie ebenso elegant raucht, wie sie Gitarre spielt. Ihr Safari-Hut und das Winterkleid wurden der Renner in der sowjetischen Damenmode. Brylska gilt als eine der mit Abstand berühmtesten ausländischen Schauspielerinnen in der UdSSR. Und auch sie selbst fand ihr Bild in "Ironie des Schicksals" offenbar so gut, dass sie sich jahrelang optisch kaum veränderte.
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