Der Nikolai-Bahnhof in Sankt Petersburg auf einer Postkarte aus vorrevolutionärer Zeit.
Lori / Legion-Media1. Russlands erste Eisenbahn, die Nikolaibahn, verband Sankt Petersburg und Moskau. Der Bau begann im Jahr 1843. Architekt Rudolf Scheljasewitsch entwarf Pläne für dazwischenliegende Stationen und reichte einen Entwurf für den Sankt Petersburger Bahnhof ein, der jedoch abgelehnt wurde. Nikolaus I. entschied sich für den Vorschlag des bereits erfahrenen Konstantin Ton. Der nach dessen Entwurf errichtete Bahnhof Zarskosselski war schön und gefiel den Passagieren. Von 1849 bis 1852 wurde der aus Holz errichtete Bahnhof in ein Steingebäude umgebaut.
Der Architekt Konstantin Ton war maßgeblich am Bau der Bahnhöfe beteiligt. Porträt von Karl Brjullow. 2. Der Bau der Bahnhöfe in Moskau und Sankt Petersburg begann zeitgleich im Jahr 1844. Der Ort, an dem sich heute der Moskauer Bahnhof in Sankt Petersburg befindet, lag damals am Stadtrand der nördlichen Hauptstadt. Die ersten Entwürfe sahen den zusätzlichen Bau von symmetrisch identischen Bauwerken vor: einem Zoll- und einem Wohnhaus. Letztlich entschied man sich jedoch gegen den Bau des Wohnhauses.
In Moskau wurde der Bahnhof ebenfalls am Stadtrand erbaut. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts und bis zum Brand von 1812, als Napoleon große Teile Moskaus durch Feuer zerstören ließ, hatte sich auf diesem Ödland der Neue Feldartilleriehof, ein Werk und Lager für Kanonen und Granaten, befunden.
3. Nicht alle Bahnhöfe wurden unter der Leitung Konstantin Tons errichtet. Den Bau der Nikolaibahn leitete nämlich Graf Kleinmichel, Hauptverwalter öffentlicher Gebäude und des Transportwesens. Nach einem Streit über die Details der Konstruktionen verlor Ton seine Stelle als Inspektor von öffentlichen Gebäuden. Der Pole Rudolf Scheljasewitsch übernahm seine Aufgaben.
Der Leningrader Bahnhof in Moskau ist noch heute eine Attraktion der russischen Hauptstadt. Foto: Maxim Blinov / RIA Novosti
4. Die Entwürfe der Bahnhöfe in Moskau und Sankt Petersburg waren identisch. Die Gebäude wurden im Neo-Renaissance-Stil mit Doppelturm in der Mitte und großen venezianischen Fenstern errichtet. Das erste der Gebäude wurde im Jahr 1849 in Moskau fertiggestellt. Die Station hieß zunächst Sankt Petersburger Bahnhof, wurde jedoch nach dem Tod von Nikolaus I. in Nikolai-Bahnhof umbenannt. Zu Sowjetzeiten erhielt er den Namen Leningrader Bahnhof.
A.V. Pettsolt verewigte das Innenleben des Nikolai-Bahnhofs in Sankt Petersburg auf einem seiner Gemälde. Bild: Wikipedia.org
5. Die ersten Bahnhöfe der Großstädte waren auch innen identisch aufgebaut. Im Erdgeschoss befanden sich große Eingangshallen, Wartebereiche und kaiserliche Appartements. Darüber lagen die Dienstwohnungen der Eisenbahner. Das Innenleben der Bahnhöfe war besonders schick. Der Boden bestand aus Eichenparkett, die Öfen aus Marmor. Der erste Chef des Moskauer Bahnhofs in Sankt Petersburg war Nikolai Miklucho, Vater des berühmten Abenteurers und Ethnographen Nikolai Miklucho-Maklai.
19 Stunden – also beinahe einen ganzen Tag – benötigten die ersten Passagiere der Nikolaibahn für ihre Fahrt. Heute sind die beiden Städte durch eine Hochgeschwindigkeitsstrecke verbunden und nur vier Stunden voneinander entfernt. Archivbild.
6. Der erste Zug fuhr am 19. August 1851 von Sankt Petersburg nach Moskau. Die Passagiere waren Nikolai I. und seine Familie sowie zwei Gardisten-Bataillone. Nikolai I. traute den Brücken nicht und überquerte diese zu Fuß.
Die Fahrt dauerte 19 Stunden. Die Verbindung war die erste zweigleisige Eisenbahnstrecke Russlands. Zu diesem Zeitpunkt war sie mit einer Strecke von 645 Kilometern die längste der Welt. Die Strecke selbst wurde nach einem Entwurf der beiden Ingenieure Pawel Melnikow und Nikolai Kraft gebaut.
Die Brücke über den Fluss Msta im Nowgoroder Gebiet wird noch heute vom Schnellzug Sapsan auf seiner Fahrt zwischen Moskau und Sankt Petersburg überquert. Archivbild.
7. Drei Monate nach der ersten Fahrt wurde die Eisenbahn regelmäßig genutzt. Die Tickets waren teuer. Diejenigen, die sich keinen Platz im Schlafwagen leisten konnten, fuhren deshalb in Warenwagen oder auf offenen Plattformen. Um Tickets zu kaufen, musste man zunächst einen Antrag stellen und den Reisepass zur Eintragung vorzeigen. Das Dokument diente der Bestätigung, dass es keine Einwände gegen eine Reise gab. Erst dann konnte man ein Ticket erwerben. Bis eine Klingel ertönte, warteten die Passagiere in den Wartezimmern der Bahnhöfe. Frauen und Männer warteten zudem getrennt.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!