Acht Fakten über den Reisepalast der Zarin Katharina II.

К. Росси. Вид Путевого дворца в Твери. 1800

К. Росси. Вид Путевого дворца в Твери. 1800

Carlo Rossi
Fünf Jahre dauerten die Restaurierungsarbeiten, nun wurde der Reisepalast der russischen Zarin Katharina II. in Twer wiedereröffnet. Eine bewegte Geschichte begleitet ihn seit seiner Erbauung im 18. Jahrhundert. RBTH hat sich auf die Spuren des besonderen Ortes begeben und erzählt acht spannende Details über den Palast und seine Bewohner.

Der Reisepalast im Jahr 1800\nCarlo Rossi<p><strong>Der Reisepalast im Jahr 1800</strong></p>\n
Ein Archivbild vom Reisepalast\nPublic domain<p><strong>Ein Archivbild vom Reisepalast</strong></p>\n
Der Reisepalast&nbsp;im Jahr 2016\nGeorgiy Dolgopskiy (CC BY-SA 4.0)<p><strong>Der Reisepalast&nbsp;im Jahr 2016</strong></p>\n
 
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In Twer ist der Reisepalast der russischen Zarin Katharina II. nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wiedereröffnet worden. Der im 18. Jahrhundert errichtete Palast diente der Zarin als Erholungsort auf dem Weg von Sankt Petersburg nach Moskau. Er überlebte Kriege und die Revolution und wurde auf der Grundlage von Fotos und Dokumenten aus dem frühen 20. Jahrhundert wiederaufgebaut. RBTH präsentiert acht wenig bekannte Details über den Palast.

1. Erbaut auf dem „Zarenweg”

Peter der Große ernannte Sankt Petersburg 1712 zur Hauptstadt des Russischen Reiches und verlegte den Regierungssitz von Moskau dorthin. Seitdem gilt der Weg zwischen den beiden Städten als „Regierungsbundesstraße“. Zwei Jahrhunderte lang nutzten Zaren die Straße, an der über die Zeit Städte und Klöster entstanden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Weg unter Katharina II. gepflastert und auf der gesamten Strecke baute man im Abstand von jeweils 65 Kilometern insgesamt elf Reisepaläste, damit die Zarin sich erholen konnte. In der Stadt Twer befindet sich der üppigste.

2. Kein typischer Palast

Reisepaläste waren in der Regel nicht besonders bemerkenswert: bescheidene, zweistöckige Gebäuden mit einem dreieckigen Frontispiz in der Mitte, alle nach demselben Muster erbaut. In der Abwesenheit der Zarin nutzte man sie als Poststelle oder Hotel. Lediglich der Reisepalast in Twer stellte eine Ausnahme dar. Er wurde nach dem Vorbild der feierlichen Residenzen Sankt Petersburgs erbaut und avancierte so zum Treffpunkt für Tanzabende und offizielle Audienzen. 1767 übernachtete Katharina II. während ihrer Reise aus Sankt Petersburg nach Simbirsk, der heutigen Stadt Uljanowsk, 900 Kilometer östlich von Moskau, im Reisepalast. Im Gefolge der Zarin reisten etwa 2 000 Menschen, darunter österreichische, französische und britische Botschafter. Eine Konkurrenz zur Üppigkeit der Innenräume im Twerer Palast stellte nur der Peter-Reisepalast in Moskau dar.

3. Erbaut am Ort eines Brandes

Die Baustelle in Twer wurde nach einem großen Brand im Jahr 1763 eröffnet. Das Feuer hatte damals den Holzkreml und weitere Gebäude zerstört. Architekt Pjotr Nikitin, Schöpfer der Bebauungspläne für viele Provinzstädte wie Kaluga oder Torzhok, musste die Stadt wiederaufbauen. Dank Nikitin wurde Twer zur zweitschönsten Stadt des Reiches – nach Sankt Petersburg. So empfand es zumindest die Zarin selbst. Den Reisepalast ließ Nikitin an der Stelle des niedergebrannten Bischofshauses am Ufer der Wolga errichten.

4. Von berühmten Architekten entworfen

Am Bau des Palastes waren die besten Architekten beteiligt. So war der junge Matwej Kasakow ein Assistent Nikitins. Dieser sollte später noch das Senatsgebäude im Moskauer Kreml, die Moskauer Lomonossow-Universität und den Peter-Reisepalast entwerfen. Die Dekoration der Gemächer übernahm Vallin de La Mothe, Architekt der Kleinen Eremitage und der Akademie der Künste in Sankt Petersburg. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Reisepalast für die neuen Besitzer von den Baumeistern Carlo Rossi und Joseph Bové umgebaut: der eine entwarf das Gebäude des Generalstabs auf dem Palastplatz, der andere das Bolschoi-Theater. Die Ikonen der Palastkapelle wurden von Wladimir Borowikowski gemalt. Er galt als bester Porträtist der Epoche Katharinas.

5. Innenausstattung wie in den hauptstädtischen Palästen

Die Innenräume wurden ursprünglich nach dem Vorbild der feierlichen Residenzen gestaltet: teure Textiltapeten, holländische Öfen mit bemalten Kacheln, Parkettboden, Gipssäulen mit Marmor-Imitaten, üppiger Stuck, Spiegel, geschmiedete Treppen und Lampen aus Bronze. Die Räume wurden mit Gemälden und Plastiken geschmückt. Der Palast gefiel der Zarin bekanntlich und ihre Zeitgenossen erwähnten die üppige Dekoration in ihren Memoiren.

6. Ein Treffpunkt für den Adel

Anfang des 19. Jahrhunderts bekam der Reisepalast eine neue Funktion: Er wurde zur Residenz des Twerer Generalgouverneurs, dem Prinzen Georg von Oldenburg, und seiner Frau, der Großfürstin Katharina Pawlowna, Schwester des Zaren Alexander I. Der Zar selbst gestaltete die innere Dekoration des Palastes mit. So wurde der Ort in dieser Zeit zum Treffpunkt für den Adel und einem populären Literatursalon. Im Reisepalast las zum Beispiel der bekannte Historiker Nikolai Karamsin dem Zaren einige Kapitel aus der „Geschichte des russischen Staates“.

7. Fünfjährige Restaurierung

2012 begann die Restaurierung des Reisepalastes. Zu Sowjetzeiten waren viele der Dekorationselemente zerstört und Kunststücke geraubt worden. Dennoch versuchte man, dem Palast sein ursprüngliches Antlitz zu verleihen. Entlang der Haupttreppe wurden die Wandbilder des Malers Fjodor Bruni rekonstruiert. Die Gemälde des Landschaftsmalers Giovanni Canal, die einst die Treppe schmückten, wurden in die Museumssäle verlagert. Von der üppigen Innenausstattung blieben die nach Entwürfen Rossis angefertigte Möbelgarnitur mit vergoldeten Sphinxen auf den Armlehnen und die Sessel mit Schwanen, die vom Architekten der Kasaner Kathedrale Andrej Woronichin konzipiert wurden.

8. Vom Palast zum Museum

Seit fünfzig Jahren beherbergt der Reisepalast die Gemäldegalerie Twers. Zum Museum wurde der Palast jedoch bereits vor der Revolution: 1894 organisierte man dort eine Ausstellung Moskauer und Sankt Petersburger Künstler, zwei Jahre später wurde das öffentliche Museum für Geschichte und Archäologie auf dem Gelände eröffnet. In den 1960er-Jahren wurden die nach dem Krieg restaurierten Ausstellungssäle mit Kunstwerken russischer Maler aus dem 18. und 19. Jahrhundert, unter ihnen Borowikowski, Lewitan, Korowin und Serow, geschmückt.

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