ZIL-Werkshallen: Vom sowjetischen Produktions-Riesen zur Geisterfabrik

Stoyan Vassev
Nur Bilder zeugen heute noch von der riesigen Produktion sowjetischer Fahrzeuge und Haushaltsgeräte.

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Limousinen für die sowjetische Beamten-Elite und Armeegeländewagenlegendäre Lkw, Fahrräder und sogar Kühlschränke rollten früher vom Band des Lichatschow-Werks (ZIL).

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Aber nun erinnern nur noch Fotografien an die einst stampfenden Maschinen der heute abgebauten Werkstätten.

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Moskaus größtes Industriegebiet besitzt eine Fläche von rund 300 Hektar.

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Dieses Industriedenkmal nahe dem Zentrum der russischen Hauptstadt ähnelt heute Szenen aus einem Endzeitfilm.

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Die Geschichte des Autoriesens geht zurück zum Anfang des 20. Jahrhunderts, als die erste Produktionsanlage 1916 gestartet wurde. Unter den Namen AMO (Moskauer Automobil Gesellschaft) arbeitete die Fabrik bis in die 1930er Jahre – dann wurde sie nach Josef Stalin umbenannt in ZIS (Sawod imeni Stalina).

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Während des Großen Vaterländischen Krieges die hier produzierten Mörsern und Granaten wurden direkt vom Förderband an die Front geschickt. Die ZIS-6-LKW, auf denen die berühmte Raketenwerfer Katjuscha transportiert wurden, machten den ganzen Weg bis Reichstag. In den Kriegsjahren produzierte das ZIS-Autowerk rund 100 000 LKW und Ambulanzen.

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Zu Sowjetzeiten arbeiteten hier 65 000 Mitarbeiter und damit schon ganze Arbeiter-Dynastien. Wladimir Iwanowitsch arbeitete hier mehr als 40 Jahren. Er bediente Aufzüge und alle Förderbänder.

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Inessa Storoschenko kam 1962 zum ZIL. Auf dem Foto sind der sowjetische Schriftsteller Maxim Gorki, Storoschenkos Vater Miron Klizkin und Werksleiter Iwan Lichatschow zu sehen. „Lichatschow war stellvertretender Leiter des Parteikreisausschusses. Später wurde er zu Stalins “Hündchen””, erinnert sie sich. „Er war manchmal sehr vulgar.”

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Wera Awsinejewa arbeitete seit 1972 als Förderbandchefin. „Damals war es eine würdige Arbeit. Schwer und interessant, es gab immer viel zu lernen”, sagt sie. „Das Werk arbeitete rund um die Uhr, sieben Tage pro Woche.“

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Einer der modernsten Lkw seiner Zeit war der ZIL-130 aus dem Jahr 1963. Der ehemalige Stolz der Automobilindustrie trug sogar das sowjetische Qualitätszeichen.

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Das ZIL-Gelände ist eine Stadt in der Stadt. Man sagt, es würde mindestens ein Jahr dauern, um alle Produktionseinheiten zu besuchen.

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Die Sowjetära hat ihre Spuren hinterlassen: Bis heute gibt es eine Benzinsäule, über die das Werk in großer Menge verfügte.

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Nach dem 20. Parteitag der KPdSU 1956 erhielt das Unternehmen den Namen seines ehemaligen Leiters: Lichatschow und damit die Abkürzung ZIL.

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Die Motor-Produktionseinheit entstand als Herz des Fahrzeugs-Motor, bestehend aus Hunderten Teilen auf einem halbautomatischen Band. Insgesamt gehören zum Montageprozess des Fahrzeugs etwa 70 Arbeitsschritte.

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Die ZIL-Garage. 1936 startete die Produktion der ersten sowjetischen Limousine, der ZIS 101. Das Modell basiert auf dem US-amerikanischen Buick. Der ZIS 110, der nach Stalins Verordnung von 1946 bis 1958 gebaut wurde, war eine Kopie des Packard. Als die Sowjetunion zusammenbrach und die „wilden 90er“ folgten, war das Unternehmen auf diese Veränderungen nicht vorbereitet. Der Werksleiter wechselte zu Mercedes und die einst legendären Limousinen fielen in Ungnade.

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Im Jahr 1992 entwickelte das Unternehmen den ZIL-5301, einen Lkw auf Basis des Mercedes-Modells. Er bildete die Grundlage für Minibusse. Bis 1994 produzierte das Werk noch den „Veteran“-Lkw ZIL-130, der den neuesten ausländischen Modellen aber leider keine Konkurrenz machen konnte. Noch konnte das Werk die Konkurrenz mit den billigeren chinesischen Modellen in den späten 1990er Jahren nicht bestehen - die Betriebsschließung wurde schnell zur Realität.

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Schon 2000 befand sich das ZIL in kritischem Zustand. Die Moskauer Regierung beschloss daraufhin, einen Technopark und ein Wohngebiet auf dem Werksgelände zu bauen. Seit 2013 existiert das ZIL als Fabrik offiziell nicht mehr und die meisten Gebäude wurden 2015 abgerissen. Zurzeit wird auf dem ehemaligen Fabrikgelände aktiv gebaut. 

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