The diplomat Alexandra Kollontai. A photograph from the family archive, 1908. Reproduction.
R. Popovkin/RIA NovostiJekaterina Breschkowskaja / Published by Little, Brown and Co, Boston, 1918; photographer unknown
Als die Februarrevolution 1917 in Russland wütete, war sie bereits 73 Jahre alt. Aber selbst in diesem hohen Alter lebte sie noch im Exil in Sibirien, in das sie für ihre Rolle in der versuchten Revolution von 1905 verbannt worden war.
Ihr Alter sollte sie jedoch nicht bremsen und sie hatte großen Einfluss auf die Ereignisse im Vorfeld des Aufstandes 1917. Bekannt war Jekaterina als die „Großmutter der russischen Revolution“, umgeben war sie von einer treuen Gefolgschaft, dankbar für ihren jahrzehntelangen Kampf gegen die zaristische Führung.
Breschkowskaja wurde erstmals in den 1870er-Jahren politisch aktiv. Damals warb sie mit anderen jungen Radikalen um Unterstützung für ihre revolutionären Ziele. Bald darauf wurde sie verhaftet und zu „Katorga“-Arbeit, einer besonders harten Form der Strafarbeit, verurteilt.
Nach einigen Jahren in einem Gefängnis verließ sie Russland in Richtung Schweiz sowie später der USA. Sie kehrte erst zur Revolution von 1905 zurück in ihre Heimat. Zu dieser Zeit war sie auch in die Gründung der Partei der Sozialistischen Revolutionäre (SR) involviert. Trotz ihrer eigentlich frommen Weltansicht rief sie den bewaffneten Arm der Partei dazu auf, auch terroristische Methoden einzusetzen.
Sie wurde erneut verhaftet und nach Sibirien verbannt. Dort war sie gezwungen, bis zur Befreiung politischer Gefangener 1917 auszuharren. Auf ihrem Rückweg nach Petrograd, dem heutigen Sankt Petersburg, erhielt sie einen eigenen Zugwaggon und bei jedem Halt wurde sie von Orchestern und salutierenden Militärregimentern begrüßt.
„Das befreite Russland erwartet Babuschka, um ihr den gebührenden Respekt entgegenzubringen und mit ihr die große Freude der langersehnten Freiheit zu teilen“, schrieb damals die liberale Zeitung „Retsch“ (zu Deutsch „Rede“).
Als sie schließlich in der Hauptstadt eintraf, übertraf ihr Empfang all ihre Erwartungen. Minister fuhren zum Bahnhof, um sie willkommen zu heißen, und sie wurde im Winterpalast untergebracht.
Sie unterstütze die Übergangsregierung und verabscheute die Bolschewisten. Ihre Anhänger rief sie dazu auf, diese wie „wilde Hunde“ niederzumachen. Die Oktoberrevolution belastete sie so sehr, dass sie das Land verließ. In den USA versuchte sie dann vergebens, Gelder für den Kampf gegen den Bolschewismus zu sammeln. In den 1920er-Jahren erklärte sie ihren politischen Aktivismus schließlich für beendet. Sie starb 1934 im Alter von 90 Jahren in der Tschechoslowakei.
Maria Spiridonowa (in der Mitte, trägt Brille) / Getty Images
Maria Spiridonowa ging als eine der berühmtesten Figuren der russischen Revolution in die Geschichte ein. Sie war Mitglied der SR und verbrachte ihr Leben größtenteils in Gefängnissen oder im Exil – sowohl unter dem Zaren als auch unter sowjetischen Regierungen. Dank ihrer unerschütterlichen Willenskraft galt sie bald als „gesegnete Jungfrau der SR“.
Schon zehn Jahre vor dem Umsturz 1917 galt sie als etablierte Revolutionärin. 1906 hatte sie zudem einen Provinzvertreter für dessen Rolle in der Unterdrückung eines Bauernaufstandes getötet. Obwohl sie eine Terroristin war, sympathisierten viele Russen mit ihr. Als man sie verhaftete, schlug und womöglich auch vergewaltigte, rief dies Proteste in der Bevölkerung hervor. Zunächst wurde sie zum Tode verurteilt, doch das Gericht wandelte die Strafe letztlich in zehn Jahre in einem sibirischen Gefängnis um. Der kosakische Offizier, der sie verhört hatte, wurde letztlich von Revolutionären ermordet.
Erst nach der Februarrevolution kam sie wieder frei. Nach ihrer Rückkehr nach Petrograd stieg sie aktiv in die Politik ein. Spiridonowa wurde schließlich zu einer der Führerinnen der Linken Sozialistischen Revolutionären (Linke SR) ernannt, nachdem sich die Partei gespalten hatte.
Obwohl sie mit den Methoden der Bolschewisten nicht einverstanden war, zeigte sie Verständnis dafür, dass die Menschen ihnen folgten. Deshalb unterstützte sie die Allianz der beiden Parteien nach den Entwicklungen des Oktobers, bei denen die Bolschewisten an die Macht gelangten.
Die Allianz sollte aber nicht lange halten: Die Linke SR lehnte die von den Bolschewisten ausgehandelten Bedingungen des Friedensvertrages von Brest-Litowsk mit Deutschland ab. Deshalb versuchte sich die Partei im Juli 1918 an einem Coup, in den Spiridonowa eng eingebunden war. Als dieser Versuch scheiterte, wurde sie erneut verhaftet.
Die durchsetzungsfähige Frau wurde auch danach immer wieder vom sowjetischen Regime verhaftet und mehrmals ins Exil geschickt. 1937 wurde sie letztmals in Haft genommen und 1941 standesrechtlich hingerichtet.
Alexandra Kollontai / R. Popovkin/RIA Novosti
Alexandra Kollontai entstammte ebenfalls einer adeligen Familie. Im Unterschied zu Breschkowskaja und Spiridonowa gehörte sie jedoch nicht der SR an, sondern kämpfte auf Seiten der Bolschewisten. Bekannt ist sie vor allem für ihre feministischen Ansichten und die Propagierung der freien Liebe.
Kollontai wurde zur ersten weiblichen Ministerin der Geschichte. Im von den Bolschewisten im Anschluss an den Sturz der Übergangsregierung im Oktober 1917 zusammengestellten Kabinett nahm sie den Posten der Sozialministerin ein. Obwohl sie die Position nicht lange innehatte, erreichte sie dennoch eine Verbesserung der Frauenrechte in Russland. Für ihre unerschöpfliche Energie und ihre Leidenschaft erhielt sie den Spitznamen „Walküre der Revolution“.
Während des Bürgerkriegs war sie für die politische und propagandistische Arbeit innerhalb der Rote-Armee-Regimente in der Ukraine zuständig. Begleitet wurde sie dorthin von ihrem Ehemann Pawel Dibenko, einem sowjetischen Militärführer. Ihre Eheschließung mit ihm gilt als die erste, die nicht mehr von der Kirche abgesegnet aber dafür von den zivilen Behörden Russlands bestätigt wurde.
Nachdem sie in den frühen 1920er-Jahren aus der Führung der Partei gedrängt wurde, versuchte sie sich an einer diplomatischen Karriere: Sie wurde Botschafterin in Mexiko und Skandinavien – die zweite Frau, der diese Ehre in der UdSSR zuteilwurde.
Kollontai war fest davon überzeugt, dass Frauen die gleichen Rechte wie Männern zustehen sollten. Traditionelle Familienwerte sollten zugunsten der Gesellschaft abgeschafft werden. Ihre Konzepte waren ihrer Zeit jedoch voraus, auch wenn Russland in den 1920er-Jahren einige große gesellschaftliche Versuche erlebte.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!