Foto: PhotoXPress
Das Slavistik/Lotman-Institut für Russische Kultur an der Ruhr-Universität Bochum ist eines der bekanntesten Slawistikinstitute in Deutschland. Hier kommen deutsche, russische, ukrainische und polnische Studenten zusammen, um die russische Kultur zu studieren. Neben der alljährlichen Slawistikparty, die mittlerweile auch unter den Studenten anderer Fakultäten sehr beliebt geworden ist, veranstaltet die Fachschaft für Slawistik ihre eigene, multikulturelle Weihnachtsfeier – eine Feier, bei der Tradition oft auf Feierlaune treffe, erzählt Viktor B., Student und Mitglied der Fachschaft für Slawistik: „ Am Anfang wird bei den Fachschafts-Weihnachtsfeiern immer erst brav Glühwein getrunken, Häppchen gegessen und gewichtelt. Meistens werden dabei auch deutsche, polnische und russische Lieder gesungen, begleitet von einer Gitarre – ein bisschen Tradition muss an Weihnachten ja schließlich sein. Nach dem ‚offiziellen' Teil ist es damit dann aber schnell vorbei. Dann wird die Musik gerne etwas lauter gedreht und ausgelassen getanzt."
Emir Hamidovic. Foto aus dem persönlichem Archiv |
Dass die Russen, und Studenten ja sowieso, ein recht feierlustiges Volk sind, ist kein Geheimnis. Dass slawische Studenten beim Feiern öfter über die Stränge schlagen, stimme so aber nicht immer, findet Emir Hamidovic, Student der russischen Kultur: „Es gibt zu viele Vorurteile gegenüber slawischen Studenten. Dass sie mehr trinken würden als deutsche, ist nicht immer der Fall. Es geht vielmehr darum, wie sie feiern. Sie tanzen allgemein ausgelassener und legen keinen Wert darauf, was die anderen über sie denken."
Multikulturelle Feiern, wie die Weihnachtsfeier der Fachschaft, gehören für Studenten des Lotman-Instituts mittlerweile fest zu ihrem Studentenalltag dazu. Auch deutsche Studenten ließen sich gerne von der ausgelassenen Stimmung mitreißen, berichtet Studentin Tamara Weiss: „Die Stimmung bei solchen multikulturellen Veranstaltungen ist anders als bei ‚normalen' Partys. Das liegt vor allem an der russischen Musik und den verschiedenen Kulturen, die da zusammenkommen. Ich habe den Eindruck, dass die Deutschen beim Feiern etwas steifer sind. Bei den Slawen geht es vielmehr um den gesellschaftlichen Aspekt, um das Zusammensein mit den anderen, das Tanzen und Mitsingen."
Tamara Weiss. Foto aus dem persönlichem Archiv |
So beliebt die gemeinsamen Feieraktivitäten des Lotman-Instituts auch sind, Traditionen an Weihnachten und Silvester spielten für viele Studenten mit russischen Wurzeln ebenfalls eine wichtige Rolle, findet Studentin Karina Maier: „Heiligabend läuft bei uns seit Jahren sehr traditionell ab. Aber auch Silvester hat für meine Familie eine ganz besondere Bedeutung. Seit ich ein Kind war, feiern meine Eltern immer eine ordentliche Silvesterparty mit Freunden, viel leckerem Essen, Musik und Tanz. Zu Sowjetzeiten wurde Weihnachten ja nicht mehr gefeiert, deswegen ist Silvester für meine Eltern und viele andere Russen umso wichtiger."
Evgenij Liehr, ebenfalls Student der russischen Kultur, verbindet mit der Silvesternacht mehr als „nur" das Feiern: „Dass die Silvesternacht etwas ganz Besonderes ist, wurde mir noch mit der sowjetischen Erziehung eingeprägt. Egal, ob mit Geschenken, die an Silvester unter dem Baum lagen, oder mit Filmen, die in dieser Zeit auf allen Fernseherkanälen liefen – das und vieles mehr hat eine besondere Atmosphäre erzeugt und dazu beigetragen, dass Silvester für die Sprösslinge aus den ehemaligen UdSSR-Republiken so wichtig geworden ist. Und so schnell wird sich das auch nicht mehr ändern, ganz egal, ob man in Russland, Deutschland oder anderswo lebt."
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