Wer gelernt hat, mit Russen zu feiern, wird es nicht mehr missen wollen.
ShutterstockRussen sind keine Alkoholiker. Und nein, sie trinken nicht ohne Grund. Dies stellt sich allerdings anders dar, wenn es einen besonderen Anlass zum Trinken gibt: ein neuer Job, der Kauf eines neuen Autos oder endlich eine Hochzeit. Für gewöhnlich hat man Zeit, sich auf ein Gelage vorzubereiten. Allerdings gilt auch, dass die „Gefahr“ überall lauert und jederzeit „zuschlagen“ kann, zum Beispiel wenn man Dienstagabend von der Arbeit nach Hause fährt und in der Metro zufällig einem alten Freund begegnet, den man lange Zeit nicht gesehen hat. Ein unbedeutendes Ereignis – möchte man meinen – und Zeit zur Vorbereitung hatte man auch nicht. Aus diesem Grund sollte man unbedingt immer die Augen offen halten, denn man weiß nie, wann man unter der Woche oder auch mal spät in der Nacht trinken muss. Meistens geschieht dies an einem Freitag, oder an einem Mittwoch, der jedem in Russland als der „kleine Freitag“ bekannt ist.
Es wird strengstens empfohlen, Kenntnisse über wesentliche Ereignisse der Weltgeschichte, Religion, Politik, des Sports und der Kunst rechtzeitig aufzufrischen. Zudem wird streng angeraten, sich eine eigene Meinung zu mehr oder minder wichtigen, tagesaktuellen Themen zu bilden. Denn trinkende Russen sprechen gerne über tiefgründige Themen. Wenn man nicht am Gespräch teilnimmt, dann läuft man Gefahr, am Tisch einzuschlafen. Und bloß keine Angst: Diese Gespräche und Diskussionen sind überhaupt nicht bindend und am nächsten Morgen sind sie wieder vergessen.
Gegen 23.00 Uhr kann man in den Alkohol-Abteilungen der Moskauer Geschäfte einen Menschenandrang beobachten, der manch einem für diese späte Stunde sonderbar erscheinen mag. Denn in Russland gibt es ein Gesetz, dass den Verkauf von alkoholischen Getränken nach einer festgelegten Uhrzeit verbietet. Wann genau dieser Punkt erreicht ist, unterscheidet sich von Region zu Region: In Moskau beginnt die trockene Zeit um 23.00 Uhr, in Sankt Petersburg bereits eine Stunde früher.
Es wird empfohlen, sich den sowjetischen Film „Ironie des Schicksals“ (russischer Titel: Ironija sudby ili S ljochkim parom) anzusehen. Warum? Ganz einfach: Wer öfter nach Russland reist, kommt eh nicht umhin, dem Film zu begegnen. Zudem wird im Film erzählt, wie man besser nicht trinken sollte, und was mit einem passieren kann, wenn man unglücklich das Dampfbad betritt. Außerdem werden 95 Prozent der Witze und Zitate des Sitznachbarn verständlicher, nachdem man den Film gesehen hat. Und ganz nebenbei ist der Film auch wirklich empfehlenswert.
Mit Russen zu trinken, ist eine Kunst. Und es bereits beim ersten Mal zu beherrschen, wird Ihnen – wie jedem anderen, der es versucht – nicht gelingen. Doch ganz bestimmt wird einem dabei nicht langweilig werden. Sollte man zudem die ersten Male durchgehalten haben, dann wird einem das Trinken in russischer Gesellschaft garantiert viel Spaß bereiten. Wenn man schließlich wieder Zuhause ist, so wird man mit einem leichten Schmunzeln jene Partys beobachten, die von Freunden veranstaltet werden.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!