Von fromm bis lasziv: Russische Schönheitsideale der Vergangenheit

Das Gemälde "Fürstin Sinaida Nikolajewna Jussupowa" von Walentin Serow.

Das Gemälde "Fürstin Sinaida Nikolajewna Jussupowa" von Walentin Serow.

The State Russian Museum
Zarenbräute, Schauspielerinnen, Modells – wie waren sie, die schönsten russischen Schönheiten aller Zeiten? Russia Beyond wirft einen Blick in die Vergangenheit und stellt all jene Frauen vor, die die Schönheitsideale ihrer Generation prägten.

16. Jahrhundert: Anastassia Sacharjina-Jurjewa – die erste Frau Iwans des Schrecklichen

/ Дар Ветер(CC BY-SA 3.0)/ Дар Ветер(CC BY-SA 3.0)

Um die Frau des russischen Zaren zu werden, musste Anastassia ein mittelalterliches Casting durchlaufen. Von überall her kamen Jungfrauen nach Moskau zur Brautschau. Die Geschichtsschreiber bemerkten an Anastassia vor allem ihren „kleinen Wuchs“ und ihren Zopf, der „lang und üppig“ war. Der russische Historiker Nikolai Karamsin vermutet aber, dass die Wahl des Zaren nicht allein auf Äußerlichkeiten beruhte. „Ihre Zeitgenossen sprachen Anastassia alle Frauentugenden zu: sittliche Reinheit, Demut, Frömmigkeit, Güte, mit einem gründlichen Verstand vereint. Von Schönheit sprachen sie nicht, denn sie galt ja als unabdingbares Muss einer glücklichen Zarenbraut.“

 

17. Jahrhundert: Natalia Naryschkina – die Mutter Peters des Großen

/ Hermitage Museum / Hermitage Museum

Auch diese hatte eine altertümliche Brautschau gewonnen und wurde zur Frau von Alexej Romanow. Ein kurländischer Diplomat beschrieb die Auserwählte so: „Sie ist eine Frau in ihrer Blütezeit, von erhabener Größe, mit schwarzen, leicht hervortretenden Augen und einem angenehmen Gesicht. Ihr Mund ist rundlich, die Stirn hoch, alle Glieder von grazilem Maß, die Stimme hell und wohlklingend, die Manieren ausgesprochen graziös.“

 

18. Jahrhundert: Kaiserin Elisaweta Petrowna

Jelisaweta Petrowna, Gemälde von Virgilius Eriksen / Tsarskoye SeloJelisaweta Petrowna, Gemälde von Virgilius Eriksen / Tsarskoye Selo

Die Tochter Peters des Großen eroberte die Herzen der russischen Gardisten – nicht nur durch ihren starken Charakter, sondern auch durch Sinnlichkeit und unwiderstehliches Aussehen. Ein spanischer Herzog nannte die Kaiserin „eine Schönheit, wie ich sie selten erlebt habe“. Eine wunderbare Gesichtsfarbe, schöne, helle Augen, eine stattliche Körpergröße von180 Zentimeter) und ein graziler Hals zeichneten sie aus. Ihr Leben lang pflegte die Kaiserin einen sehr peniblen Umgang mit ihrem Aussehen. Sie führte am Hof Moden ein, die ihr besonders standen. So entstand die Tradition jener Kostümbälle, bei denen Frauen Männergewänder trugen, weil die Kaiserin darin besonders aufreizend wirkte.

 

19. Jahrhundert: Fürstin Sinaida Jussupowa

Das Gemälde "Fürstin Sinaida Nikolajewna Jussupowa" von Walentin Serow. / The State Russian MuseumDas Gemälde "Fürstin Sinaida Nikolajewna Jussupowa" von Walentin Serow. / The State Russian Museum

In den angesehenen russischen Familien der damaligen Zeit gab es allerhand auserlesene Schönheiten. Eine besonders schillernde Gestalt war die Fürstin Sinaida Jussupowa, eine reiche Erbin, Mäzenin und bezaubernde Frau. „Mein Mütterchen war hinreißend: groß, schlank, elegant, von dunklem Teint und schwarzem Haar, mit Augen, die wie Sterne funkelten“, schrieb Felix Jussupow, einer der Mitverschwörer gegen Rasputin, über seine Mutter.

 

1930er-1950er: Ljubow Orlowa – Schauspielerin

/ RIA Novosti/ RIA Novosti

Die allseits beliebte Schauspielerin wurde berühmt, als sie schon mehr als 30 Jahre alt war. Die hinreißende Diva war lange Zeit das Schönheitsideal ihrer Epoche. Ihre Ehe mit dem Regisseur Grigori Alexandrow war ihr in dieser Hinsicht eine Hilfe: „Es war seine Idee, ihr Haar zu blondieren und ihr die Gestalt einer Hollywood-Diva zu verleihen“, erinnert sich der gemeinsame Freund Iwan Lukaschew. „Er hat einen Star aus ihr geformt, nicht minder als Greta Garbo.“ Selbst Josef Stalin war ein Fan der russischen Schauspielerin. Einst soll ihm auf einem Empfang aufgefallen sein, dass Orlowa etwas müde wirkte. Da drohte er ihrem Mann scherzhaft, ihn erschießen zu lassen, wenn er die Schauspielerin weiterhin derart durch Dreharbeiten beanspruche.

 

1970er: Irina Alferowa – Schauspielerin

 / Tofik Shakhverdiev/RIA Novosti / Tofik Shakhverdiev/RIA Novosti

Mit 17 kam Irina aus Nowosibirsk nach Moskau und begann, Schauspiel zu studieren. Ihre Kommilitonen gaben ihr den Spitznamen „Mädchen mit den Augen“. Ihre Schönheit wurde der jungen Irina aber für lange Zeit zum Verhängnis. Wenn es um Besetzungen ging, musste sie sich oft anhören, „außer ihren schönen Augen und süßen Lippen“ habe sie nichts vorzuweisen. Nach ihrer Rolle als Konstantia in „Drei Musketiere“ wurde sie jedoch quasi über Nacht berühmt.

 

1980er: Mascha Kalinina – Schönheitskönigin

 / RIA Novosti / RIA Novosti

Als die 16-jähirge Mascha den ersten Schönheitswettbewerb der UdSSR gewann, wurde der Jury vorgeworfen, nicht objektiv geurteilt zu haben. Doch Mascha halfen weder Geld noch Beziehungen. Außer ihrem prägnanten Aussehen im Stil der 1980er – dichte Augenbrauen und ein markantes Kinn – hatte Mascha noch den passenden Namen. „Mascha Kalinina – das klingt einfach wie ein Sinnbild für ein schönes russisches Mädchen“, erinnert sich die Organisatorin des damaligen Wettbewerbs, Maria Parusnikowa.

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