Russlands furchtlose Postboten: Fliegend, fahrend und laufend im Einsatz

Russian Post
Für lange Zeit inspirierte die Langsamkeit der russischen Post eine Vielzahl von Witzen und spöttischen Anekdoten. Tatsächlich aber arbeiten die Männer und Frauen der Post hart, um Briefe auch in die entlegensten Gegenden Russlands zu bringen.

Vor einigen Jahren gewann Natalja Scherbakowa einen Roller in einem Gewinnspiel der Post. Seitdem benutzt sie ihn als einziges Fortbewegungsmittel, um in ihrer Heimatstadt Schalja in der Region Swerdlowsk Briefe, Zeitungen und Rentenschecks auszutragen.

Die Schicht eines Postboten beginnt für gewöhnlich um acht Uhr morgens und geht bis zum Mittag. Bis dahin sollten alle Briefe und Pakete selbst in die entferntesten Ecken ausgeliefert worden sein. Postboten in Dörfern laufen oft bis zu zwölf Kilometer am Tag, bei jedem Wetter.

Das ist Petschkin, Russlands berühmtester Postbote. Er stammt aus dem sehr beliebten Zeichentrickfilm “Drei aus Prostokwaschino”, der auf einem Kinderbuch von Eduard Uspenski basiert. Als Petschkin ein Fahrrad geschenkt bekommt, verrät er, dass ihn das zum glücklichsten Mann der Welt mache. In Wirklichkeit aber ist das Fahrrad noch immer die verbreitetste Fortbewegungsart für Postboten auf dem Land.

Die schwerste Zeit für Postboten ist der Frühling, wenn der Schnee schmilzt und Eiswasser viele der Straßen zu abgelegenen Dörfern überschwemmt. Für gewöhnlich aber sind die Männer und Frauen der Post gut auf diese Herausforderung vorbereitet. Sie tragen spezielle Kleidung und oft werden Boote zum wichtigsten Hilfsmittel beim Austragen.

Manchmal aber sind selbst Boote nicht genug, um Pakete an jeden Ort zu bringen. Deshalb setzt die Russische Post auch Helikopter ein, um in die entlegensten Gebiete zu liefern.

Dies ist ein spezielles Boot, das sowohl auf Wasser als auch Eis vorwärts kommt. Die lokale Bevölkerung wartet voller Vorfreude auf ihre Post – und manchmal sind die Boote die einzige Verbindung zwischen den Dörfern und der Außenwelt. Deren Ankunft ist dann nicht nur wegen der Briefe relevant, sondern eine Frage des Überlebens: Sie bringen Lebensmittel, Medizin und andere wichtige Dinge.

Auf dem Land ist der Postbote hoch angesehen, bei allen Einwohnern bekannt und oft Gast für eine Tasse Tee – auch wenn dieses Angebot aus Zeitmangel meist abgelehnt werden muss. Zudem werden Postboten oft zu wichtigen Bezugspersonen für einsame Rentner, denen sie ihre Renten vorbeibringen. Dann bringt der Postbote nicht nur die Post, sondern liefert auch wichtige Informationen aus dem Dorf und der Welt.

Während der Beruf des Postboten kein einfacher ist, gibt es dennoch viele weibliche Briefträgerinnen. Selbst in der konservativen Republik Tschetschenien macht sich eine tapfere Frau aus dem Dorf Schatoi mit Post auf den Weg über Bergkämme und Hängebrücken, die über tiefen Schluchten baumeln.

Heutzutage hat die Russische Post ihre eigenen Autos, Laster, Helikopter, Boote und sogar Flugzeuge. In der Sowjetunion allerdings nutzten Postboten noch natürlichere Wege, ihre Post auszuliefern: zu Pferd oder mit Rentier- beziehungsweise Hundeschlitten.

Briefkästen finden sich auch an vielen unerwarteten Orten Russlands. Dazu zählen jene hoch in den Bergen oder auch jener an der Waldresidenz von Väterchen Frost.

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