Obwohl der ursprünglich griechische Name sehr international ist, die USA, Großbritannien, Deutschland und andere europäische Länder haben alle ihre eigenen Formen, so dominiert er dennoch in Russland. Ein Beispiel: Drei Zaren der Familie Romanow erhielten den Namen Alexander.
Der erste besiegte 1812 Napoleon, der zweite schaffte 1861 die Leibeigenschaft ab und dem dritten gelang es, Russland während seiner gesamten Herrschaftszeit von 13 Jahren aus Kriegen herauszuhalten. Nicht schlecht, was?
Aber auch vom Adel abgesehen ist Alexander der beliebteste Name in Russland – und das durchgehend seit den 1950er-Jahren. Und ein weibliches Analog dazu gibt es auch: Alexandra. Die männliche und die weibliche Ausführung teilen sich dabei die Kurzform: Sascha.
Obwohl Alexander im vergangenen Jahrhundert deutlich erfolgreicher war als Iwan, ist dieser Name dennoch ein absoluter Klassiker. Überraschenderweise kommt aber auch er ursprünglich nicht aus Russland. Er stammt von dem sehr alten jüdischen Namen John ab. Dennoch wurde Iwan sehr erfolgreich, nachdem das Christentum im Mittelalter die alte Rus eroberte.
Russische Folklore ehrt den Namen in einer eher ausgefallenen Art: Das beliebteste Märchen, in dem er vorkommt, ist „Iwan Durak“, was so viel wie „Iwan, der Idiot“ heißt. Der einfältige Mann wird von allen als Idiot wahrgenommen, obsiegt aber letztlich, indem er seine Gegner austrickst. Er heiratet eine wunderschöne Prinzessin und aus ihm wird „Iwan Zarewitsch“, also „Iwan der Prinz“.
Während Iwans in russischen Märchen stets für ihren Status kämpfen müssen, gilt Elena von vornherein als „die Schöne“. Der Name, der im Russischen wie jener der Zeus-Tochter Helena klingt, bekleidet meist Prinzessinnen, die von ihren Helden vor den verschiedensten Übeln und fiesen Schurken gerettet werden müssen.
Laut Nachforschungen der Suchmaschine Yandex in sozialen Netzwerken im Jahr 2012 war Elena der beliebteste Mädchenname in Russland, zumindest wenn man nach der Zahl der auf diesen Namen registrierten Nutzer in den Netzwerken geht.
Tatsächlich ist es bei Mädchennamen schwieriger, einen klaren Gewinner im Beliebtheitsranking zu finden: Mehrere Namen streiten sich um den ersten Platz, je nach zeitlicher Epoche. Seit 2015 zum Beispiel ist Sofia der beliebteste Name für neugeborene Mädchen. Wenn Sie Ihre Tochter also heute Sofia nennen, wird diese in Russland viele Gleichaltrige mit demselben Namen finden.
Es wird nicht überraschen, dass auch Sofia ursprünglich nicht aus Russland stammt, sondern ebenfalls bis nach Griechenland zurückreichen, wo der Name so viel wie „die Weise“ bedeutet. Im Christentum glaubte man, dass Heilige Sofias die Mütter von Töchtern mit den Namen Glaube, Hoffnung und Liebe sein müssten. Und tatsächlich gibt es im Russischen auch diese drei weiblichen Namen: Vera („Glaube“), Nadeschda (Hoffnung“) und Ljubow („Liebe“).
Dieser lateinische Name ist in der jüngsten Vergangenheit immer beliebter geworden: Neugeborene Maxims schlagen in den vergangenen zwei Jahren jeden anderen Namen – mit der Ausnahme Alexander. Ein zusätzlicher Bonus ist, dass der Name in jedem Land bekannt ist, insbesondere wenn die Kurzform Max verwendet wird.
Der wohl berühmteste Maxim in der russischen Geschichte war Maxim Gorki. Sie kennen Ihn wahrscheinlich als Autor mit einem Schnäuzer wie Nietzsche, der den literarischen Stil des Sozialistischen Realismus‘ schuf. In Moskau ist ein berühmter Park nach ihm benannt. Ironischerweise war der Name Maxim Gorki ein Pseudonym. In Wirklichkeit hieß der Autor Alexei Peschkow.
Unter jüngeren Menschen ist der Name vor allem auch durch die populäre Sängerin MakSim bekannt. Diese ist logischerweise eine Frau. Wenn Sie Ihr neugeborenes Mädchen Maxim nennen wollen, ist das also auch völlig in Ordnung – insbesondere wenn Sie außerhalb von Russland leben.
Ja, wie hätten wir darauf verzichten sollen, den Namen Wladimir zu erwähnen? Wir tun dies übrigens nicht wegen Putin (oder auch Lenin). Viel interessanter an russischen Namen ist, dass sie oft aus anderen Sprachen entwendet wurden. Weiter oben haben wir das bereits deutlich gemacht. Deshalb ist es schwierig, klassisch slawische Namen zu finden, die bereits vor Russlands Christianisierung im 9. Jahrhundert existierten.
Aber es gibt doch einige von ihnen und sie alle klangen sehr nobel, als Russland noch heidnisch war. Für gewöhnlich bestehen sie aus zwei Teilen, so wie Wladimir, Swjatoslaw oder auch Jaroslaw. In der Vergangenheit durften nur Prinzen solche Namen tragen. Sie sollten ihre Stärke untermauern.
So besteht der Name Wladimir eigentlich aus den Worten Wladika und Mira, was so viel wie „der, der die Welt beherrscht“ bedeutet. Diesen Namen trug übrigens auch jener Prinz, der das Christentum nach Russland bringen sollte. Swjatoslaw bedeutet „der heilige Ruhm“, Jaroslaw lässt sich mit „der helle Ruhm“ übersetzen. Zumeist sind diese Namen heute nicht mehr wirklich beliebt. Sie bieten aber den Vorteil, dass alle Kinder, die einen solchen tragen, russischer klingen als die Russen selbst. Wenn Sie genau das möchten, haben Sie die freie Wahl.
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