Schon bei seiner Gründung im Jahre 1864 konnte der Moskauer Zoo sich mit einigen Superlativen schmücken. Er gehörte zu den ersten Zoos Europas, in Russland war er sogar der allererste zoologische Garten. Zudem war es die erste derartige Anlage, die sich mit Frost und kalten Wintern auseinandersetzen musste.
Obwohl einer der Gründer ihn als „Museum an der frischen Luft“ anpries, fanden zu Beginn gerade einmal 300 Tiere hier eine neue Heimat. Die meisten waren Spenden von nationalen und internationalen Prominenten. Zar Alexander II. schenkte einen asiatischen Elefanten, von einem ägyptischen Herrscher bekam man ein Zebra.
Als das Land 1917 von der Revolution und dem darauffolgenden Bürgerkrieg erschüttert wurde, kamen fast alle Tiere ums Leben. Der Zoo musste anschließend wiederaufgebaut werden und wurde 1919 verstaatlicht.
Heute ist er mit rund 8 000 Tieren der größte Zoo Russlands.
Ende der 1920er-Jahre wurde der Roman „Die Insel der Gorillas“ zu einem Bestseller. In dem Buch geht es um eine Insel, auf der Frauen sich zu militärischen Zwecken mit Gorillas paaren müssen. Eine Moskauer Zeitung nutzte den Erfolg des Romans für einen makabren Scherz und versprach Frauen in einer Werbeanzeige ein Rendez-Vous mit einem Gorilla.
Der Leiter des Gorillageheges wurde Berichten zufolge (rus) regelrecht mit Anfragen bombardiert. Einige Frauen kamen sogar persönlich, in der Hoffnung ihre Fantasie befriedigt zu bekommen. Der Zoodirektor verlangte zwar eine öffentliche Zurückweisung des Artikels, sah jedoch davon ab, als man ihm sagte, dass dies nur weitere unerwünschte Aufmerksamkeit auf die Geschichte lenken würde.
1935 verstieß eine Löwin eines ihrer Jungtiere und weigerte sich, es zu füttern. Die Tierpflegerin Wera Tschaplina nahm das Löwenkind daraufhin mit in ihre Wohngemeinschaft und nannte es „Kinuli“ (der Verlassene).
Eines Tages wurde Kinuli krank und die Bewohner der WG mussten alle ihre Kräfte zusammennehmen, um den kleinen Löwen zu pflegen. Zum Glück gelang es ihnen, das Tier wieder aufzupeppen.
Kinuli freundete sich mit dem schottischen Schäferhund Peri an, in dem er eine Art Elternersatz sah. Als Kinuli nach einem Jahr wieder zurück in den Zoo gebracht werden sollte, war die Freundschaft zwischen Peri und Kinuli so eng geworden, dass sie sich partout nicht voneinander trennen wollten. Schließlich entschied man sich, Peri in den Zoo mitzunehmen, wo die beiden Tiere noch viele glückliche Jahre miteinander verbrachten.
Der Christian Science Monitor veröffentlichte einen Artikel („Löwen und Lämmer in Moskau“) über diese eigenartige Geschichte und es wurden zahlreiche Dokumentationen produziert. Tschaplina selbst schrieb den Roman “Kinuli”. Sie erhielt unzählige Briefe aus dem ganzen Land.
Trotz aller Schwierigkeiten und trotz der Luftangriffe der Nazis schloss der Zoo im zweiten Weltkrieg nicht. Man sagt, dass er in dieser Zeit mehr als fünf Millionen Besucher hatte, obwohl die meisten Tiere nach Swerdlowsk im Ural evakuiert wurden. Elefanten und andere große Säugetiere, darunter fast alle Raubkatzen, blieben jedoch in Moskau.
Die Hingabe für ihre Arbeit, die die Zooangestellten während des Krieges an den Tag legten ist beeindruckend. Obwohl sie selbst hungerten, gaben sie ihr Bestes, damit die Tiere genug zu Fressen hatten. Während eines Bombenangriffs gerieten zahlreiche Wohnhäuser für Angestellte des Zoos in Brand. Die Tierpfleger versuchten jedoch nicht, ihre Besitztümer zu retten, sondern blieben bei den Tieren.
Nicht alle Tiere lebten gerne im Zoo. Einer Legende zufolge entkam im Jahre 1972 ein Pinguin sogar mehrfach.
Wie es dem Tier gelang, aus dem Zoo auszubrechen, ist zwar bis heute unbekannt, aber Fakt ist, dass die Polizei des Öfteren beobachtete, wie ein Pinguin im Zentrum Moskaus spazieren ging. Anfangs brachten die Beamten das Tier immer zurück in den Zoo. Doch der Vogel entwickelte seinen eigenen Willen und weigerte sich fortan, ohne Frühstück nach Hause zugehen.
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