Jakutsk. Die kälteste Großstadt auf Erden. So um die 40 Grad unter null muss sie im Winter durchschnittlich aushalten. Und da sie an den Ufern der Lena gelegen ist – eines der längsten Flüsse der Welt – verhüllt dann ein feiner Nebelschleier die gesamte Stadt.
Der russische Fotograf und Instagram-Blogger Maxim Awdeew war für längere Zeit dort. Seine Bilder geben seltene Einblicke in das Leben unter diesen extremen Wetterbedingungen.
Der Meister des Bildes höchstpersönlich. Als freier Fotograf arbeitete Maxim Awdeew mit Forbes, Financial Times, Le Monde und zahlreichen russischen Medien. Sein Spektrum ist vielfältig: An einem Tag schießt er Fashion-Bilder für ein Glanzmagazin, am nächsten ist er schon in der Ost-Ukraine, um die Folgen des Konflikts im Donbass zu dokumentieren.
„Sergej Worobjew, 53, arbeitet in der Reparaturwerft Schataj. Auf dem Foto befreit er ein Schiff auf der Lena vom Eis. Hat er die Schiffsschraube und die Antriebswelle erstmal freigelegt, machen sich Techniker und Schweißer an die Instandsetzung. Zwei bis zweieinhalb Monate dauert das ganze Verfahren.“
Zu dieser Jahreszeit können die Temperaturen auch mal auf minus 50 fallen. Doch man gewöhnt sich bekanntlich an alles. Außerdem halten Pelzhut, Daunenparka und Thermounterwäsche einen am Leben. Sich für einen Spaziergang in der Eiseskälte anzuziehen, gleicht Vorbereitungen für einen Weltraumausflug. Die Kälte brennt sich buchstäblich ins Gesicht… Hat man die Skihose verschmäht, kriecht einem die Kälte wie ein lebendes Wesen die Beine hoch und die Jeans friert an den Knien fest.
Straßenmärkte sind dabei nichts Ungewöhnliches. Überhaupt verbringen die Jakuten ihre Freizeit gern unter freiem Himmel: Sie jagen, fischen oder heimwerken. Eine Frage der Gewohnheit eben.
Unannehmlichkeiten hin oder her: Beim Fleischkauf kann man sich sicher sein, dass die Kühlkette nirgends unterbrochen wurde. Und bei den sieben Wintermonaten im Jahr sind keine Tiefkühltruhen notwendig. // Ein Junge mit einem Kaninchen auf dem Markt.
Ein Ausflug außerhalb von Jakutsk will gut geplant sein: Die nächsten Städte sind sehr weit weg und die Straßen zu den Dörfern oder Wetterstationen führen größtenteils durch die Einöde. Am besten man verreist in Begleitung von Einheimischen. Die nehmen einen extra Holzvorrat, eine Lötlampe, Ersatzräder und Werkzeug mit auf Reisen. Das ganze Zeug ist auch notwendig: Gibt es unterwegs eine Panne, ist man ganz auf sich allein gestellt.
Rentierzucht ist hier weitverbreitet – vor allem bei den Nenzen, einem kleinen indigenen Volk aus dem Norden. Rentiere sind für sie Nahrung, Kleidung und Verkehrsmittel zugleich. Um diese Tradition zu erhalten, unterstützt die Regierung die Ureinwohner mit Fördermaßnahmen – sie bekommen Wohnungen und Schneetraktoren. Einen offiziellen Feiertag gibt es obendrauf… Den „Rentier-Züchter-Tag“ Ende März.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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