Harvesting cotton.Uzbekistan 10/01/1976
Zelma/RIA NovostiDie Baumwollernter in Usbekistan, 1973 / R. Shamsutdinov/TASS
Baumwolle war ein strategischer Rohstoff, sowohl im sowjetischen Alltag als auch in der Armee: Ohne ihn wären erschwingliche Massenbekleidung oder die Herstellung von Waffen unvorstellbar gewesen.
Aserbaidschan, August 1979 / F Nuraliyev/TASS
Laut offizieller Statistik lag die Sowjetunion in den frühen 80er Jahren dem Umfang nach auf Platz eins der weltweiten Baumwolleernte.
Kasachstan 1988 / A. Kadyrkulov/TASS
Usbekistan, Kirgisien, Turkmenistan, Tadschikistan und Kasachstan: Der Anbau wurde in den zentralasiatischen Republiken konzentriert. Obwohl sie Teil der Sowjetunion waren, unterschied sich die Lebensweise dort doch deutlich von der im übrigen Land.
Tadschikistan, Oktober 1980 / Mahmud Babadzhanov/TASS
Während die sozialistischen Gesetze in großen Städten doch vorrangig eingehalten wurden, herrschte auf dem Land buchstäblich noch eine Art Feudalherrschaft.
Usbekistan, September 1972 / E.Kornienko/TASS
Das weiße Gold wurde so für einige Regionen zum Fluch, besonders für Usbekistan, eine der größten Anbauflächen.
Usbekistan, August 1973 / Alisher Usmanov/TASS
Um den Baumwollbedarf der Sowjetunion zu decken, verkündete der damalige Republik-Chef Scharaf Raschidow im Februar 1976: Statt der jährlichen vier Millionen Tonnen würde Usbekistan nun 5,5 Millionen Tonnen liefern.
Aserbaidschan, August 1979 / V. Kalinin/RIA Novosti
Diese Verpflichtung bedeutete eine Baumwoll-Sklaverei für die Bevölkerung. Alle wurden bei der Ernte zur Arbeit gezwungen, sogar Kinder durften bis Ende des Jahres nicht in die Schule, solange die letzte Baumwolle noch nicht mit den Händen geerntet war.
Turkmenistan, September 1978 / K.Muradov/TASS
Und trotz aller Zwangsarbeit und dem maximalen Einsatz menschlicher Ressourcen war es unmöglich, so eine Menge Baumwolle einzufahren.
Kasachstan / I.Budnovich/TASS
Nach und nach entwickelte sich ein Riesensystem verfälschter Angaben und Ergänzungen auf verschiedenen Ebenen. Die Baumwollernter beschwerten Taschen mit den Steinen. Für eine Bestechung wurden die Unterlagen für die Züge mit ganz leeren Wagen als komplett ausgelastet abgefasst.
Usbekistan, 1976 / Zelma/RIA Novosti
Auch noch kurz vor dem Zerfall der Sowjetunion funktionierte rund um die Produktion des wertvollen Rohstoffs ein riesiges korrumpiertes System von verfälschten Ergänzungen und Manipulationen.
Fidel Castro (links) und Scharaf Raschidow (in der Mitte) im Mai 1963 / Vasily/RIA Novosti
Diese ganze Kette brach erst nach Leonid Breschnews Tod im Jahr 1982 zusammen, als der KGB-Chef Juri Andropow, der jahrelang belastendes Material gegen die usbekischen Behörden gesammelt hatte, an die Macht kam.
Turkmenistan, September 1977 / K.Muradov/TASS
Laut einer Legende rief Andropow dann Raschidow 1983 an und fragte, wie viel Baumwolle in der Tat ohne verfälschte Zahlen geerntet werde. Nach diesem Gespräch starb Raschidow laut der offiziellen Version „plötzlich und unerwartet eines natürlichen Todes“. Aber manche sagen, er habe sich vergiftet.
Usbekistan, Oktober 1982 / Rustam Shagayev, Sh.Sharapov/TASS
Nach der Aufdeckung des Skandals wurde eine ganze Ermittlergruppe nach Usbekistan entsandt. Das Ergebnis: Haftstrafen für alle Beteiligten und Todesstrafen für die Führung.
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