Wladimir Putin mit den Mitgliedern der Jugendbewegung "Naschi". Foto: PhotoXPress
Die Jugendbewegung Naschi („Die Unseren") ist vor allem durch ihre skandalösen politischen Aktionen wie zum Beispiel das Aufziehen von Posten vor der britischen Botschaft in Moskau bekannt geworden. Nun soll sie reformiert werden. Russische Medien berichten, dass bis Jahresende auf ihrer Basis eine neue Jugendorganisation unter anderer Bezeichnung und mit anderen Aufgaben entstehen soll.
Über den geplanten „Neustart" der Bewegung äußerten sich zwei Kremlbeamte gegenüber der Zeitung Wedomosti: Die Hauptaufgabe der neuen Bewegung solle in der sozialen Adaption der Jugend bestehen. Bereits früher teilte die Zeitung Iswestija mit, dass die Teilnahme von Mitgliedern der Organisation an politischen Aktionen, zum Beispiel an Kundgebungen, nunmehr unterbunden werden solle.
Die Bewegung Naschi wurde im Jahr 2005 gegründet. An ihren politischen Massenaktionen nahmen bis zu 100 000 Menschen teil. Laut Wassilij Jakemenko, einem der Gründer der Bewegung, betrachteten „Die Unseren" Russland „als das historische und geografische Zentrum der Welt". Dessen Freiheit sei durch die „unnatürliche Union aus Kommunisten, Faschisten und Liberalen, die in ihrem gemeinsamen Hass gegenüber unserem Präsidenten Wladimir Putin vereint sind", bedroht.
Eine der größten Massenaktionen der Bewegung war die Kundgebung zur Unterstützung von Wladimir Putin auf dem Manege-Platz am 5. März 2012, einen Tag nach den Präsidentschaftswahlen. Die Bewegung Naschi war mit Unterstützung der Präsidentenverwaltung gegründet worden. Wie russische Medien feststellten, war sie dazu berufen, die Gefahr der „orangefarbenen Revolution" in Russland zu bekämpfen.
Viele ihrer bisherigen Aktionen hatten einen eindeutig skandalösen Charakter. 2007 stellten sie Posten vor der Botschaft Großbritanniens in Moskau auf, da sie den damaligen Botschafter Anthony Brenton der Finanzierung der russischen Opposition beschuldigten. Eine weitere provokante Aktion fand auf dem im Jahr 2010 durchgeführten Jugendforum statt. Aktivisten der Bewegung platzierten eine Installation aus auf Pfählen aufgespießten Attrappen von Köpfen russischer Oppositioneller und westlicher Politiker in Schirmmützen mit Nazi-Symbolen.
Im Jahr 2008 verwandelte sich die Bewegung jedoch in eine Art Konglomerat aus Organisationen, die sich mit weniger globalen Themen als dem Kampf gegen die „orangefarbene Revolution" beschäftigten. Eines dieser Projekte ist „Chrjuschi protiv – Schweinchen dagegen". Mit Schweinemasken verkleidete Aktivisten der Bewegung stürmen dabei immer wieder Supermärkte, um in den Regalen Lebensmittel mit überschrittenem Haltbarkeitsdatum aufzuspüren. Ein anderes Projekt, das weithin bekannt wurde, ist „Stopcham" („Stoppt die Rowdys"). Hierbei kämpfen Aktivisten für die Einhaltung der Regeln im Straßenverkehr.
Wie die Zeitung Wedomosti mitteilt, sollen diese Projekte aus der Bewegung ausgegliedert und in eigenständige, nichtkommerzielle Organisationen umgewandelt werden.
Wassilij Jakemenko, der Gründer der Bewegung, hat seine ganz eigene Meinung über die Bewegung: „2005 brachte Naschi 50.000 Menschen gegen die orangefarbene Gefahr in Russland auf die Straße. Am 6. Dezember 2011 waren sie die Einzigen, die auf den Majakowskij-Platz zogen, um das Wahlergebnis zu verteidigen. Im Jahre 2012 waren die 20.000 Leute von Naschi die letzten kampfbereiten Menschen auf den Plätzen. Alles, was gegenwärtig in der Politik geschieht, ist nichts weiter als eine Reprise", zitiert ihn die Zeitung Wedomosti. „Damit anstelle ‚Der Unseren' etwas inhaltlich vollkommen Neues in Erscheinung tritt, müsste der politische Kurs geändert werden und damit der erfolgreiche politische Kurs. Ich glaube nicht, dass damit irgendjemandem gedient wäre."
„Die Bewegung Naschi hatte zwei Aufgaben: die ‚Straße' einzunehmen und die Jugend von der Opposition fernzuhalten", sagte der Politologe Alexej Makarkin im Interview mit RBTH. Weder das eine noch das andere sei gelungen, glaubt der Politologe. Die Regierung werde sich auch weiterhin mit Jugendpolitik beschäftigen, aber Makarkin nimmt an, dass solcherlei Art Projekte in Zukunft wohl einen etwas eingeschränkteren Rahmen haben werden.
Quelle: Zusammenstellung von Meldungen aus den Zeitschriften Iswestija und Wedomosti.
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