Flugzeugabsturz in Ostukraine: Aufständische und Regierung beschuldigen sich gegenseitig. Foto aus den freien Quellen
Das Flugzeug der Luftfahrtgesellschaft Malaysia Airlines zerschellte ungefähr 80 Kilometer von Donezk entfernt, in der Nähe der Siedlung Snjeschnoje. Die Zeitung „Ukrainskaja Pawda" teilt unter Verweis auf ihre Quellen mit, dass der Kontakt zum Flugzeug abgebrochen sei, als dieses sich auf einer Höhe von 10 000 Metern im internationalen Flugkorridor über der Ukraine befunden habe. Malaysia Airlines bestätigte, dass der Kontakt zum Flugzeug über dem ukrainischen Hoheitsgebiet, ungefähr 50 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt, verloren ging. Das Flugzeug sei vor dem Absturz vom geplanten Kurs abgewichen, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Im Gebiet Snjeschnoje seien Leichen der Opfer gefunden worden, wie RIA Nowosti mitteilte. Die Flugzeugtrümmer sind über eine Fläche von mehr als einem Quadratkilometer verstreut.
Sowohl die ukrainische Armee als auch die Aufständischen der selbsternannten Volksrepublik Donbass dementierten eine Mitwirkung am Absturz des Flugzeugs. Der Präsident der Ukraine Petro Poroschenko äußerte, dass die Armee seines Landes nichts mit dem Vorfall zu tun habe. Die Erklärung des Staatsoberhauptes wurde auf seiner offiziellen Internetseite veröffentlicht. „Wir betonen, dass die bewaffneten Streitkräfte der Ukraine keinerlei Aktionen zur Bekämpfung von Luftzielen durchgeführt haben", heißt es dort. Der Präsident teilte außerdem mit, dass er eine Sonderkommission zur Untersuchung des Vorfalls einberufen habe. Der stellvertretende Innenminister der Ukraine, Anton Geraschtschenko, erklärte, die Maschine sei mit einer Flugzeugabwehrrakete vom Typ Buk abgeschossen worden. Nach Angaben des ukrainischen Militärs verfügen die Aufständischen über solche Raketenwerfer.
Aufständische weisen jede Schuld von sich
Seinerseits beschuldigte der Vertreter der Volksrepublik Donbass, Sergej Kawtaradse, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Interfax, die Regierungstruppen: „Das Flugzeug wurde von ukrainischer Seite abgeschossen. Wir verfügen gar nicht über die entsprechende Technik – unsere Flugabwehrraketen haben eine maximale Reichweite von 3 000 bis 4 000 Metern, eine Boeing fliegt normalerweise viel höher." Die Aufständischen seien hingegen bereit, die Ermittlungen des Vorfalls zu unterstützen. „Die Regierung der Volksrepublik Donbass ist an einer Untersuchung der Umstände dieser Tragödie interessiert und bereit, internationale Experten zur Klärung aller Umstände des Vorfalls zuzulassen", erklärte der Ministerpräsident der Volksrepublik Donbass, Alexander Borodaj, gegenüber Interfax.
Der Ministerpräsident Malaysias, Najib Razak, erklärte indes über Twitter seine Bestürzung. „Ich bin schockiert über die Mitteilung, dass das Flugzeug abgestürzt ist. Wir leiten unverzüglich eine Untersuchung ein", schrieb er. Einen Abschuss des Flugzeugs bestätigte der Verteidigungsminister Malaysias bislang nicht. Die Militärangehörigen des Landes seien damit beauftragt worden, den Vorfall zu untersuchen.
In einem Telefonat informierte Russlands Präsident Wladimir Putin seinen US-amerikanischen Kollegen Barack Obama über den Absturz des Flugzeugs der Malaysia Airlines in der Ukraine, wie der Kreml mitteilte. Putin sprach zudem dem Ministerpräsidenten Malaysias seine Anteilnahme aus. „Das Oberhaupt des russischen Staates bat darum, sein tiefstes Mitgefühl und seine Unterstützung für die Angehörigen der Opfer zu übermitteln", heißt es in der Mitteilung.
Bestürzung in den Vereinten Nationen
Laut ITAR-TASS nannte man den gestrigen Absturz des Passagierflugzeugs in der Uno eine Tragödie. „Wir haben die Meldung vom Absturz des Flugzeugs in der Nähe der russisch-ukrainischen Grenze erhalten. Momentan haben wir keine genaueren Informationen zu diesem Vorfall. Das ist eine Tragödie und alle unsere Gedanken drehen sich zurzeit
um das Schicksal der Passagiere, der Besatzung und deren Familien", erklärte der UN-Sprecher Farhan Haq. Das Ereignis kommentierte auch der ständige Vertreter der Russischen Föderation bei der Uno, Witalij Tschurkin: „Ich habe gerade eben davon erfahren. Das ist schrecklich. Ich weiß natürlich noch nichts Näheres über diesen Vorfall", sagte er nach der Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Die Mitglieder des Sicherheitsrats hätten diesen Vorfall noch nicht erörtert, fügte Tschurkin hinzu. Derweil schließen Diplomaten nicht aus, dass das Gremium sich diesbezüglich bereits heute zusammenfinden könnte.
Russland sei bereit, sich an der Bergungsaktion am Absturzort der malaysischen Boeing 777 zu beteiligen. Das erklärte der Minister für Katastrophenschutz der Russischen Föderation Wladimir Putschkow. „Russland hat bereits eine entsprechende, offizielle Anfrage gestellt", sagte Putschkow. Dabei fügte er hinzu, dass sich an Bord des abgestürzten Flugzeugs keine russischen Staatsbürger befunden haben.
Wer war an Bord der Maschine?
Nach Angaben der Fluggesellschaft Malaysia Airlines waren insgesamt 298 Insassen an Bord. Neben 154 Niederländern sollen 4 Deutsche, 27 Australier, 23 Malaysier, 11 Indonesier, 6 Briten, 4 Belgier, 3 Philippiner und 1 Kanadier zu den Opfern gehören. Die Nationalität der weiteren Passagieren war noch unklar.
Der Flug des malaysischen Flugzeugs verlief normal, es habe keine Mitteilungen von den Piloten über irgendwelche Probleme gegeben, teilte der kommissarische Direktor der Staatlichen Luftraumüberwachung der Ukraine, Dmitrij Babejtschuk, mit. „Die Maschine befand sich auf dem
Bildschirm des regionalen Flugkontrollzentrums von Donezk. Der Flug erfolgte im Luftraum der Ukraine ohne irgendwelche Probleme, es gab keinerlei Meldungen von den Piloten. Und plötzlich verschwand das Flugzeug vom Radar der Funkmessstation", erklärte Babejtschuk.
Zur gleichen Zeit hält Eurocontrol, die Internationale Organisation zur zentralen Koordination der Luftverkehrskontrolle in Europa, die Katastrophe für einen Unglücksfall, erklärte ein Vertreter der Einrichtung. „Wir untersuchen den Vorfall", sagte er. Die russischen Fluggesellschaften Aeroflot und Transaero, die deutsche Lufthansa sowie die französische Air France stellten ihre Flüge über den Luftraum der Ukraine ein. Mittlerweile hat die Flugsicherung der Ukraine den Luftraum über dem Unglücksgebiet geschlossen.
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