Foto: Lori/Legion Media
An den Ufern der Lena, dem 4 400 km langen Fluss gelegen, ist Jakutsk im Winter Temperaturen von durchschnittlich -40°C ausgesetzt. Nebelschleier umhüllen in dieser Jahreszeit die Stadt. Jakutsk steht für Temperaturextreme. In den Sommermonaten klettert das Thermometer nicht selten auf 30°C.
Trotz der ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse ist Jakutsk mit seinen 200 000 Einwohnern eine wachsende Stadt, die sich zu einem dynamischen Zentrum der Region entwickelt hat. Jakutsk ist die Hauptstadt der Republik Sacha, eines weitläufigen Gebiets, das etwa so groß wie Indien ist, aber von weniger als einer Million Menschen bewohnt wird. Die Bevölkerung von Jakutien setzt sich überwiegend aus Jakuten, Ewenken und Ewenen zusammen. Wer sich für Russlands entlegenste Winkel interessiert, sollte einen Abstecher nach Jakutsk nicht verpassen.
Ein Trupp von Kosaken gründete Jakutsk im Jahr 1632. Bis ins späte 19. Jahrhundert, als man Goldvorkommen in der Region entdeckte, blieb die Siedlung ein unbedeutender kleiner Vorposten. Der Ausbau der weltweit
kältesten Großstadt brachte einige Herausforderungen mit sich. Jakutsk ruht auf einer Permafrostschicht. Viele Gebäude sind daher auf Betonstelzen gebaut, um den darunter liegenden Boden nicht zu destabilisieren. Vor der russischen Eroberung des Fernen Ostens war die heutige Republik Sacha von halbnomadisch lebenden Rentierzüchtern besiedelt. Viele konvertierten im Laufe der Zeit zur russisch-orthodoxen Religion und wurden in der Sowjetära dazu gezwungen, russisch zu lernen.
Jakutsk bietet seinen Besuchern viele Möglichkeiten, sich mit der einzigartigen Geschichte der Region vertraut zu machen. Die für Touristen interessanten Sehenswürdigkeiten befinden sich alle im Stadtzentrum und sind leicht zu Fuß erreichbar. Begeben wir uns auf einen Stadtrundgang.
Wer nach einer langen Überlandreise in Jakutsk ankommt und einen Kaffee braucht, sollte den ersten Tag im Café Jonathan Kofejnja beginnen lassen (ul. Jaroslawskogo 26). Danach geht es weiter die ul. Jaroslawskogo hinab in Richtung Süden zum Mammutmuseum (ul. Kulakowskogo 48). Die Permafrostschicht der Taiga hat eine Menge Mammuts erhalten, die einst durch Sibirien zogen. In den Vitrinen sind Mammutskelette und Tierpräparate dieser alten Säugetiere ausgestellt. Das angrenzende Museum für Archäologie und Ethnographie bietet Einblicke in die Kultur und Lebensweise der Ureinwohner der Republik Sacha.
Im Anschluss folgen Sie der ul. Kulakowskogo östlich und biegen links ab auf den Prospekt Lenina. Schauen Sie im Landesmuseum (Prospekt Lenina 5/2) vorbei, dort gibt es Dauerausstellungen über Flora und Fauna dieser Region und frühe russische Siedlungen. Alternativ folgen Sie dem Prospekt Lenina weiter und biegen links in die ul. Kirowa ein. Sie erreichen dort das Maultrommel-Museum (ul. Kirowa 31). Die Maultrommel, auch Jüdische Harfe genannt, ist ein kleines, in vielen asiatischen Kulturen verbreitetes
Empfehlenswert ist das Polar Star Hotel (Prospekt Lenina 24) wenige Minuten von der Altstadt und den wichtigsten touristischen Zielen entfernt. Die Preise für Übernachtungen beginnen dort bei 110 Euro.
Instrument. Maultrommelspieler halten den Rahmen zwischen ihren Zähnen oder Lippen und zupfen an einer kleinen elastischen Zunge. Durch Veränderung des Luftvolumens und der Resonanz des Mundhohlraums wird der Ton gebildet.
Folgen Sie weiter in südöstlicher Richtung der ul. Kirowa in Richtung Lenin-Platz in die Altstadt von Jakutsk. Sie lädt ein zu einem entspannten Bummel und einem Mittagessen. Typisch jakutische Küche, mongolisches Grillfleisch und Schaschlik, gibt es im Restaurant Kemelok in der ul. Ordschonikidse 30/1 oder am Ordschonikidse-Platz in der Gaststube Tamerlan.
Am Nachmittag bietet sich ein Besuch im Nationalen Kunstmuseum (ul. Kirowa 9) am Lenin-Platz an, um sich einen Eindruck von regionalem Handwerk und jakutischer Kunst zu verschaffen.
Den Abend könnten Sie im Lokal Tschotschur Muran verbringen, das einen Blick auf Jakutsk bietet und in man üppige jakutische Gerichte wie Fisch oder Rentier genießen können – mit dem Taxi nach 7 km über die Straße Wiliuski Trakt zu erreichen. Oder sie bleiben in der Stadt und besuchen eine Vorstellung im Sacha-Theater am Ordschonikidse-Platz.
Wenn Sie Jakutsk in der wärmeren Jahreszeit besuchen, sollten Sie eine Flussfahrt über die Lena einplanen. Nur einen Tageausflug flussabwärts von der Stadt entfernt liegt der Nationalpark Lenskie Stolby, der mit einem unvergleichlichen Ensemble von Kalksteinfelsen beeindruckt. Er wurde unlängst in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen. Eine Führung durch den Nationalpark „Lenafelsen" kann man unter www.askyakutia.com oder in einem Reisebüro in der Stadt buchen.
Im Süden von Jakutsk, auf dem Weg nach Pokrowsk, liegt der Zoo Orto-Dojdu, in dem Besucher Tiere des gesamten Fernen Ostens besichtigen
können. Im Sommer kann man sich in der Touristenattraktion Permafrost Kingdom, einem Tunnelsystem in 150 Meter Tiefe, Erleichterung bei großer Hitze verschaffen. Die Temperaturen dort liegen niemals über -5°C. Das Zentrum informiert über den Permafrost von Jakutsk, stellt Eisskulpturen aus und lädt in seiner Bar zu einem Wodka in Eisgläsern ein. Das Permafrostmuseum stellt seinen Besuchern warme Kleidung zur Verfügung, die den winterlichen Frost in seinen Räumen erträglich macht.
Versuchen Sie, die Republik Sacha während eines seiner Festivals zu besuchen. Am letzten Juni-Wochenende kommen Menschen aus ganz Jakutien im Dorf Schetaj bei Jakutsk zum jährlichen Ysyach-Fest zusammen., Dort präsentieren sich Einheimische in ihren Trachten, Tänze und andere Darbietungen. Während der Wintermonate empfiehlt sich Ende März als Reisezeit. Mit einem Mietauto erreichen Sie das 650 km entfernte Ojmjakon, den kältesten bewohnten Ort der Welt. Dort findet um diese Zeit das Kältepolfestival statt, auf dem Konzerte und Rentiershows dargeboten werden.
Flüge nach Jakutsk können kostspielig sein, aber wer langfristig und zeitlich flexibel plant, findet Rundreisen und Direktflüge von Moskau, Nowosibirsk, Wladiwostok oder Chabarowsk für rund 350 Euro. Die russische Fluggesellschaft S7 hat die besten Angebote.
Überlandreisen nach Jakutsk dauernd länger, sind aber ein lohnenswertes Abenteuer. Die Amur-Jakutische Magistrale (AJAM) mit Reisezugverkehr nach Jakutsk soll 2014 in Betrieb genommen werden. Bis zur Fertigstellung ihres letzten Streckenabschnitts kann man mit dem Zug bis Aldan oder Tommot reisen. Von dort bieten Privatautos annehmbare Möglichkeiten, die verbleibenden 450-500 Kilometer bis nach Jakutsk zurückzulegen.
Wer eine Russlandreise mit dem Zug plant und Jakutsk ansteuern möchte, sollte die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) nutzen und über die AJAM bis nach Tynda fahren.
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