Listwjanka: Kleine Perle des Baikalsees

Von Listwjanka legen täglich Schiffe zu den unterschiedlichsten Anlegepunkten entlang des Baikalsees ab. Foto: Lori / Legion Media

Von Listwjanka legen täglich Schiffe zu den unterschiedlichsten Anlegepunkten entlang des Baikalsees ab. Foto: Lori / Legion Media

Im Osten Sibiriens befindet sich der majestätische Baikalsee mit der Insel Olchon und der Stadt Irkutsk. Genau zwischen diesen Touristenmagneten liegt jedoch noch ein Ort, der fasziniert: das Städtchen Listwjanka. Ein Reisebericht.

Listwjanka, das von Wäldern und in Nebel gehüllten Berggipfeln umrahmt wird, liegt etwa 70 Kilometer von Irkutsk entfernt. Das kleine Städtchen, dessen Häuser verschiedener nicht sein könnten, erstreckt sich auf etwa fünf Kilometern entlang des Baikalsees und kann weder übersehen noch mit einer anderen Stadt verwechselt werden.

Listwjanka ist nämlich der Endpunkt der kürzesten Autobahn Russlands, dem Baikaltrakt. Früher führte in dieses Städtchen nur ein alter Kiesweg, der aber in den 1960er-Jahren in Rekordzeit zu einer modernen Autobahn ausgebaut wurde. Damals bereitete man sich in der Sowjetunion auf den Staatsbesuch des Präsidenten der Vereinigten Staaten Dwight D. Eisenhower vor. Das Treffen der Staatsoberhäupter am Baikalsee fand zwar nicht statt, doch mit der neuen Autobahn wurde der einsame Ort Listwjanka zu einem wahren Mekka für Touristen, die den Baikalsee besuchen wollten.

Nicht zuletzt hat bei dem Aufstieg der Ortschaft zu einem beliebten Reiseziel für Touristen auch seine geografische Lage beigetragen. Listwjanka liegt nur eine Stunde entfernt vom Angara, dem einzigen Fluss, der dem Baikalsee entspringt. Zudem lockt auch der Hafen, von dem aus täglich Schiffe zu den unterschiedlichsten Anlegepunkten entlang des Baikalsees ablegen, zahlreiche Touristen in die Ortschaft. Auch Wissenschaftler kommen gern hierher, im Winter wie im Sommer, um den legendären See zu erforschen.

 

Geschichte in Listwjanka

Listwjanka fand erstmals im 18. Jahrhundert in Aufzeichnungen von Reisenden Erwähnung. Damals zählte es zu jenen Orten, die nur schwer zu erreichen waren, sodass sich nur freie Kosaken und flüchtige Sträflinge dorthin vorwagten.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Schiffswerft zum wichtigsten Unternehmen von Listwjanka, weil dort die in England gebauten Eisbrecher „Baikal“ und „Angara“ zusammengesetzt wurden. Die kleine Ortschaft wuchs rasant an und erlebte kurz darauf ihr goldenes Zeitalter, da sie an der wichtigsten Handelsroute zwischen Russland und dem Osten lag. So wurde aus Listwjanka nicht nur der größte Hafen am Baikalsee, sondern auch ein bedeutendes Administrationsgebiet im Zarenreich.

Besucher von Listwjanka sollten unbedingt das Ethnografische

Architekturmuseum Talzy besuchen, das auf ungefähr halber Strecke zwischen Irkutsk und Listwjanka liegt. Bereits im Jahr 1980 zählte dieses Museum zu den fünf größten Freilichtmuseen Russlands, wobei es seine Gäste mit historischen Denkmälern, architektonischen Kunstwerken und spannenden ethnografischen Daten über verschiedene Völker erstaunt, die vom 17. bis 20. Jahrhundert in Russland lebten.

Das Zentrum von Listwjanka erwacht erst an den Wochenenden zum Leben. Dann ist die Hauptstraße an beiden Seiten gesäumt mit parkenden Autos, die ein Durchkommen auf dieser stetig schmaler werdenden Straße kaum erlauben. Die Häuser, die man an der Küstenlinie so nahe am Wasser baute, dass ihre Fenster durch die rauen Wellen mit Seewasser bespritzt wurden, befanden sich entlang der Straße in einer Zweierreihe – bis hin zum Wasserkraftwerk der Region Irkutsk. Ende der 1950er-Jahre wurden die Häuser aus der zweiten Reihe dann an andere Plätze in der Stadt umgesiedelt, wodurch man sie vor Überschwemmungen rettete.

 

Ort und See stecken voller Leben

In Listwjanka kann man an diesen Tagen Touristen dabei beobachten, wie sie sich durch den Autodschungel hin zum Miniaturstrand schlagen, wobei sie sich vorher noch frischen Fisch aus dem Baikalsee besorgen. Dieser wird ihnen auf ihrem Weg von älteren Damen, die hinter Holztheken stehen, kunstvoll angeboten – jede von ihnen verkauft natürlich „den schmackhaftesten Fisch“.

Wer mehr über den tiefsten See der Welt erfahren möchte, kann dies direkt in Listwjanka tun, denn dort befindet sich das einzige Museum in Russland, das dem Baikalsee gewidmet ist. Es liegt beim Limnologischen Institut und wurde 1993 mit dem Ziel gegründet, das einzigartige Ökosystem um den Baikalsee, das eine reiche Pflanzen- und Tierwelt beherbergt, zu erhalten und zu erforschen. Die Museumsführer können erklären, wie der See entstanden ist, was ihn so einzigartig macht und wer die Tiefen des Süßwassergiganten bewohnt.

Im Winter begeistert das Freizeitzentrum „Eastland“ seine Besucher. Foto: Lori / Legion Media

Listwjanka beeindruckt seine Besucher in vielerlei Hinsicht: einerseits durch die vielen Souvenirläden und kleinen Cafés, andererseits durch seine Pavillons, in denen man entlang des Seeufers zum Rasten Halt machen kann. Oder anders gesagt: Hier fühlt man sich nicht wie in einer vom Rest der Welt vergessenen, alten Ortschaft.

Im Sommer werden hier beispielsweise Tauchtouren veranstaltet und im Winter begeistert das Freizeitzentrum „Eastland“ seine Besucher. Hier kann man Ski und Snowboard fahren sowie eine Rodeltour machen. Die Besucher können dabei zwischen insgesamt vier Pisten verschiedener Schwierigkeitsstufen wählen, die alle im Durchschnitt etwa 1 200 Meter lang sind. Das Freizeitzentrum verfügt auch über Orte zum Entspannen: Bäder und viele Gastronomiebetriebe, in denen man gemütlich russische Pfannkuchen essen kann, während man von einer Plattform aus eine fabelhafte Aussicht auf den Baikalsee genießt.

Wenn im Winter der Baikalsee zufriert, dann veranstalten die Einwohner von Listwjanka auch Hundeschlittentouren. Im Februar kann man darüber hinaus den zauberhaften Eispark besuchen, wo unter anderem auch Wettbewerbe veranstaltet werden, bei denen Eisskulpturen geschnitzt werden.

 

Anfahrt

  Nach Irkutsk gelangt man am besten mit dem Zug oder mit dem Flugzeug. Von dort aus sind es nur noch 68 Kilometer auf dem Baikaltrakt bis nach Listwjanka. Im Sommer kann man per Schiff vom Hafen Raketa aus nach Listwjanka fahren. Vom Busbahnhof in Irkutsk aus kann man auch ein Sammeltaxi oder den Bus nach Listwjanka nehmen – die Fahrt dauert in etwa eine Stunde.  

Unterkunft

 In Listwjanka gibt es insgesamt acht Hotels und noch weitere fünf, die im Umkreis von einigen Kilometern liegen. Die Auswahl ist dennoch vielfältig: Man kann sich entweder ein Zimmer bei den Einheimischen nehmen oder ein Gästezimmer mieten, zum Beispiel im Hotel Majak, das direkt um Ufer des Baikalsees liegt.  

Gastronomie

Ein ausgiebiges Abendessen kann man im Café Proschly wek oder im Restaurant oder der Barbecue-Bar des Hotels Majak genießen. Touristen kaufen jedoch meistens auf dem örtlichen Markt ein und genießen dann ihr Essen direkt am Ufer des Sees – entweder in einem Pavillon oder direkt auf den an der Küste gelegenen Steinen.  

Sehenswürdigkeiten

Der Schamanenstein (Schaman-kamen) – ein sagenumwobener Fels, der unter Naturschutz steht und direkt neben dem Baikalsee, östlich vom Fluss Angara, liegt. Diesem Naturmonument des Pribaikalskij-Nationalparks werden von den Einwohnern der Region Priangarje schon seit vielen Jahrhunderten besondere Kräfte nachgesagt. Die Tscherskij-Spitze – ein Berggipfel, der etwa 700 Meter hoch ist und neben dem sich eine Aussichtsplattform befindet, die bei klarer Sicht einen atemberaubenden Blick auf die Ortschaft Listwjanka sowie auf die Weiten des Baikalsees eröffnet. Zur Spitze gelangt man entweder zu Fuß oder mit der Seilbahn. Das Nerpinarium – ein Ort, an dem man eine einzigartige Show mit dressierten Baikalrobben bewundern kann. Die lustigen und herzigen Tiere singen, tanzen, spielen Fußball, zählen und malen sogar für ihr Publikum.

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