Die über den Fluss Ob führende Brücke in Nowosibirsk gilt mit ihren 2 145 Metern als die längste gedeckte U-Bahn-Brücke der Welt. Foto: Lori/Legion Media
Transsibirisches Erbe
Die Einwohner der Stadt Nowosibirsk haben eine Vorliebe für Züge und sind stolz darauf, dass ihre Stadt eine nicht unbedeutende Rolle in der Geschichte der berühmten Transsibirischen Eisenbahn, die durch ganz
Am einfachsten reist man nach Nowosibirsk mit einem Flugzeug der Airline Aeroflot oder der Nowosibirsker Fluggesellschaft S7 an. Der einfache Flug aus Moskau ist schon für einen Preis ab 150 Euro zu haben.
Wenn Sie aus der russischen Hauptstadt dagegen mit dem Zug anreisen wollen, müssen Sie etwa ein Drittel der Strecke mit der Transsibirischen Eisenbahn zurücklegen, 3 300 Kilometer, für die Sie nahezu drei Tage benötigen.
Sie können natürlich auch mit dem Auto nach Nowosibirsk fahren, aber wenn Sie alleine am Steuer sitzen und Pausen zum Schlafen und Essen einlegen, wird die Reise nahezu eine ganze Woche in Anspruch nehmen.
Russland führt, spielt. Sogar auf dem Stadtwappen ist sie verewigt, zusammen mit der Brücke über den Fluss Ob und zwei auf den Hinterbeinen stehenden Sibirischen Zobeln.
In der Stadt gibt es fünf Zug-Denkmäler und in der Nähe der Eisenbahnstation Sejatel wurde ein Freilicht-Dampflok-Museum eingerichtet. Im Museum sind über 100 Dampfloks, Dieselloks und Eisenbahnwaggons zu bestaunen, die die Geschichte des russischen Eisenbahntransports Russlands von der Vorrevolutionszeit bis zur Gegenwart zeigen. Wenn Sie jedoch nicht nur die Technik bestaunen und sich vor den gigantischen Rädern der ersten Dampfloks fotografieren lassen möchten, sondern auch einmal das Innere der Eisenbahnwaggons betrachten und erfahren wollen, wie in Russland vor der Revolution die Oberschicht zu reisen pflegte, müssen Sie Ihren Besuch vorab anmelden. Das Museum ist täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldungen sind per Internet möglich.
Nowosibirsk ist an beiden Seiten des Flusses Ob gelegen. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlief hier die Zeitzonengrenze. In dem Teil der Stadt, der auf der rechten Flussseite liegt, begann damals der Tag eine Stunde früher als auf der linken Seite. Die über den Fluss führende Brücke gilt mit ihren 2 145 Metern als die längste gedeckte U-Bahn-Brücke der Welt. Aufgrund des Temperaturgefälles – und das ist in Nowosibirsk mit seinen Durchschnittstemperaturen von plus 30 bis minus 30 Grad Celsius nicht gerade gering – ist die U-Bahn-Brücke im Sommer um einen halben Meter länger als im Winter. Damit diese Bewegung ausgeglichen werden kann, bewegt sich die Brückenkonstruktion auf speziellen Rollenlagern.
Kulturelles Zentrum Sibiriens
Die Nowosibirsker Oper ist das größte Theater Russlands. Foto: Lori/Legion Media
Im Zentrum der Stadt befindet sich auf dem Lenin-Platz das Wahrzeichen der Stadt – das Nowosibirsker Ballett- und Operntheater, das größte Theater Russlands. Es ist so gigantisch, dass sogar das Moskauer Bolschoi-Theater
vollständig in dieses Gebäude passen würde. Das Nowosibirsker Operntheater war gerade fertiggestellt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. In der Stadt erzählt man sich bis heute, dass sich unter dem Theater ein riesiger Luftschutzkeller, vielleicht aber auch ein Geheimbunker oder gar eine ganze unterirdische Stadt befinde – mit mehreren Straßen und sogar Ampeln. Die Legende besagt auch, dass dorthin die sowjetische Regierung evakuiert hätte werden sollen, wäre Moskau von den Deutschen eingenommen worden. Es halten sich hartnäckige Gerüchte, dass sich heutzutage unter dem Theater ein künstlicher unterirdischer See befindet, der als strategische Trinkwasserreserve oder als Reservoir für die Feuerwehr dient. Aber für keine dieser Geschichten existiert eine offizielle Bestätigung.
Den Spielplan des Theaters kann man auf dessen Webseite einsehen. Die Theatersaison dauert von September bis Juli, das Repertoire umfasst im Wesentlichen klassische Stücke, wie zum Beispiel Tschaikowskis Ballett „Der Nussknacker", Borodins Oper „Fürst Igor" und Verdis „La Traviata".
Was ist ein Liger?
Der Zoo von Nowosibirsk ist für die Kreuzungen aus Löwe und Tiger bekannt. Foto: RIA Novosti
Durch Nowosibirsk fließt Russlands längster Fluss, der Ob. Er bildet in der Nähe der Stadt einen riesigen Stausee mit über zwei Dutzend Inseln, bewohnten wie auch unbewohnten. Die Einheimischen nennen ihn deshalb das Obsker Meer und er ist für sie der beliebteste Erholungsort – Regatten, Kiteboarden und Windsurfing sorgen für Abwechslung. Im Winter, wenn sich auf dem Stausee eine dicke Eisschicht bildet, tauschen die Hobbysportler
das Surfbrett oder den Kite in Abfahrtskier oder ein Snowboard ein und üben sich auf der verschneiten Oberfläche oder den eingefrorenen Wasserfällen im Snowkiting. Diese Sportart kann man in Nowosibirsk von Dezember bis Februar betreiben, aber alles hängt natürlich vom Wetter ab, da der Wind ausreichend stark dafür sein muss.
Das Wochenende kann man auch im Nowosibirsker Zoo verbringen. Der Zoologische Garten ist für seine Raubkatzenzucht berühmt, unter anderem auch für seine erfolgreichen – wenn auch vom ethischen Standpunkt aus betrachtet umstrittenen – Kreuzungen aus Löwe und Tiger, die in freier Wildbahn nicht vorkommen. Die sogenannten Liger, die exotischen Nachkommen afrikanischer Löwen und bengalischer Tiger, fühlen sich im sibirischen Klima durchaus wohl und bringen sogar eigene Junge zur Welt.
Der Zoo ist ganzjährig täglich geöffnet und bietet eine kostenlose App mit dem Namen „Zoo Nsk" an.
Sibirisches Silicon Valley
Akademgorodok wurde von Anfang an als eine Stadt der Zukunft geplant. Foto: Lori/Legion Media
Der bekannteste Bezirk Nowosibirsks ist wahrscheinlich Akademgorodok. Die Siedlung wurde einer Oase gleich geschaffen, um die besten Wissenschaftler des Landes hier zusammenzubringen. Hier befindet sich auch ein Pendant zum US-amerikanischen Silicon Valley, der Nowosibirsker Technopark, in dem IT-Unternehmen von Weltruf, experimentelle Hochpräzisionswerkstätten und zwei Dutzend wissenschaftliche Forschungsinstitute tätig sind. Die Forschungseinrichtungen sind in den verschiedensten Bereichen tätig – von der Gentechnologie bis zur Philosophie und von der Archäologie bis hin zur Kernphysik.
Auch wenn Akademgorodok vor einem halben Jahrhundert mitten in der unbewohnten sibirischen Taiga aufgebaut wurde, hat man aus architektonischer Sicht Weitsicht bewiesen – das Viertel ist wie eine Stadt der Zukunft geplant. Zu seiner Errichtung wurden keine Bäume gefällt, die Häuser wurden zwischen den Waldstücken gebaut. Die Bewohner laufen durch den Wald und stoßen scheinbar zufällig auf diese Gebäude. Damals war dieser gestalterische Ansatz noch ein Novum, solche ökologischen Siedlungen kamen erst weitaus später in Mode.
Spaziert man über das Gelände von Akademgorodok, kann man von den Einwohnern dieser Stadt handgefertigte Kunstobjekte wie auch offiziell aufgestellte Denkmäler entdecken. Zum Beispiel ist auf einem kleinen Platz neben dem Institut für Zytologie und Genetik das Denkmal für die Labormaus, die an einer DNA-Doppelhelix strickt, zu finden.
Im Nowosibirsker Untergrund
Die U-Bahn Station "Gagarinskaja". Foto: ITAR-TASS
In Russland gibt es lediglich in sieben Städten ein U-Bahn-Netz, und U-Bahnen, die im direkten Sinne des Wortes unterirdisch verlaufen, wie in Moskau, Sankt Petersburg und Nowosibirsk, sind eher die Ausnahme –
meist handelt es sich um eine sogenannte Metro-Tram, wie etwa in Samara. Die Nowosibirsker U-Bahn wurde unter sehr ungünstigen geologischen und meteorologischen Bedingungen gebaut. Die Jahresdurchschnittstemperatur des Bodens in dieser Region liegt unter dem Gefrierpunkt. Die überirdischen Stationen bleiben von diesem Problem dagegen unberührt.
Jeden Tag begeben sich Massen an Touristen in die Moskauer Metro hinab, um ein paar Selfies vor dem Hintergrund des berühmtesten unterirdischen Museums der Stadt zu schießen. Die Nowosibirsker U-Bahn kann ganz zu Recht ebenso als unterirdisches Museum angesehen werden. Sie verfügt über 13 Stationen, von denen die schönsten die Gagarinskaja, die Sibirskaja und der Retschnoj woksal (Flusshafen) sind.
In Nowosibirsk gibt es viele gute Hotels. Zu den besten gehört das Vier-Sterne-Hotel Doubletree by Hilton, das in der unmittelbaren Nähe zum Lenin-Platz liegt. Ein Zimmer kostet dort ab 200 Euro pro Nacht. Nach seinem Umbau und der Renovierung ist auch das gegenüber dem Bahnhof gelegene Kongress-Hotel Nowosibirsk (ab 100 Euro) zu empfehlen.
Preiswerter, aber nicht unbedingt schlechter ist das Vier-Sterne-Hotel River Park am Flusshafen. Dort kostet eine Übernachtung ab 80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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