Die Skipisten des Wintersportortes verteilen sich auf vier Berge, wobei Zeljonaja mit 1 270 Metern der höchste Berg ist. Foto: Lori / LegionMedia
Scheregesch entstand in den 1930er Jahren, nachdem die Gebrüder Scheregeschew, nach denen der Ort später benannt wurde, eine Eisenerzlagerstätte entdeckt hatten. Heute ist es eine Siedlung städtischen Typs und liegt in der Oblast Kemerowo, tief im Herzen Sibiriens.
Ursprünglich siedelten sich dort die Schoren, ein Turkvolk, ein. Viel später erst wurde Scheregesch für den Wintersport erschlossen. Profisportler entdeckten den Ort als Trainingszentrum und trainierten auf dem Berg Zeljonaja für den alpinen Abfahrtslauf. In den letzten Jahren entwickelte sich Scheregesch zudem zum Geheimtipp für Wintersportfreunde aus ganz Russland. Aber auch ausländische Besucher wurden schon gesichtet. Mittlerweile gilt Scheregesch als eines der führenden russischen Wintersportorte.
Die Skilifte in Scheregesch sind von 9.00 bis 17.00 Uhr in Betrieb. Es gibt Karten für vier Stunden sowie Halbtages- und Ganztagestickets. Je nach Skilift und Schwierigkeitsgrad der Piste variiert der Preis für den Skilift zwischen 500 und 3 500 Rubel (etwa 7,50 bis 53 Euro). Kinder bis sieben Jahre fahren kostenlos. Einen Pistenplan finden Sie hier.
Natürlich sind die Skigebiete von Sotschi und die im Kaukasus für viele Russen leichter zu erreichen. Doch es gibt einen guten Grund, vier bis fünf Flugstunden nach Sibirien auf sich zu nehmen. In Scheregesch, das auch kurz „Gesch“ genannt wird, fällt der erste Schnee bereits im September und schon im November startet bereits die Ski-Saison. Wer keine Angst vor sibirischer Kälte hat, kann ganze sechs Monate Winterspaß erleben.
Russland und ganz besonders Sibirien sind bekannt für reiche Schneefälle und lange Winter. Die Temperaturen sinken häufig unter -30°С, aber auch frostige -52°С zeigte das Thermometer schon öfters an. Daher sind der November und die Frühjahrsmonate die beliebteste Zeit. Dem einmaligen Mikroklima von Scheregesch ist es zu verdanken, dass der Schnee von Scheregesch als einer der besten der Welt gilt – leicht, trocken und pulverig.
Die Skipisten des Wintersportortes verteilen sich auf vier Berge, wobei Zeljonaja mit 1 270 Metern der höchste Berg ist. Hier kann auch abseits der markierten Pisten weitgehend gefahrlos Ski gefahren werden. Da die Berge nicht besonders hoch sind, besteht keine große Lawinengefahr. Ein Paradies für Freerider, die es deshalb auch in Scharen hierherzieht. Letztere werden insbesondere vom Tiefschnee angelockt und natürlich von der vielseitigsten Landschaft.
Foto: RIA-Novosti
Ein Event, dass man nicht verpassen sollte ist zudem die Bikini-Abfahrt. Im vergangenen Jahr wurde diese Massenabfahrt erstmals veranstaltet. Die Teilnehmer traten dabei anstatt in Ski- in Badekleidung an, bei Temperaturen von für Sibirien nahezu sommerlichen zehn bis 15 °С. Eine ähnliche Veranstaltung gab es vorher nur in Kanada. Die Einwohner von Scheregesch fühlten sich dadurch herausgefordert, schließlich ist man in Sibirien davon überzeugt, alles besser zu können als anderswo auf der Welt. Mit über 700 Teilnehmern schaffte es die Bikini-Abfahrt von Scheregesch auch gleich den Einzug ins Guinness Buch der Rekorde. Inzwischen sind auch Karnevalskostüme auf der Piste salonfähig. Gefeiert wird in Scheregesch oft und viel. Zu Saisonbeginn werden Schamanentänze aufgeführt, zu Silvester wird im Schnee ins neue Jahr hineingefeiert. Zu Essen gibt es oft und gerne Bliny, die berühmten russischen Eierkuchen, die manchmal sogar auf den Pisten angeboten werden.
Vor drei Jahren rückte Scheregesch jedoch wegen einem ganz anderen Ereignis ins Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit. In 35 Kilometer Entfernung zum Wintersportparadies, in der Azasskaja-Höhle, fanden sich Spuren eines sehr berühmten Zeitgenossen, des Schneemenschen. Der sibirische Yeti lockte Scharen von Wissenschatlern und Yeti-Jägern an. Regelrechte Expeditionen wurden gestartet und es soll auch zahlreiche Augenzeugenberichte geben. Der ein oder andere will seine Begegnung mit dem legendären Schneemenschen sogar mit der Kamera festgehalten haben.
Die angestammten Bewohner der Gegend, die Schoren, schlugen aus dem Yeti-Hype Profit. In den Andenkenläden gibt es den Yeti in allen Variationen, zum Beispiel als Figur oder Magnet. Zottige lebensgroße Puppen sind ständige Begleiter bei festlichen Veranstaltungen. Exkursionen zur Höhle mit dem Schneemobil stehen auf dem Programm und Sommer wie Winter machen sich unerschrockene Forscher beherzt auf die Suche nach dem zotteligen Schneemenschen. Ob sie die Abenteuerlust treibt? Vielleicht wollen sie aber auch nur die Prämie von einer Million Rubel (umgerechnet etwa 15 100 Euro) kassieren, die der Gouverneur von Kuzbass demjenigen versprochen hat, der den Yeti findet.
Von Moskau ausfliegt man zunächst vier Stunden nach Nowosibirsk und fährt anschließend nochacht Stunden mit dem Bus (Preis für die Busfahrt hin und zurück: 1 700 Rubel(etwa 25 Euro). Es besteht auch die Möglichkeit nach Nowokusnezk zu fliegen(viereinhalb Stunden ab Moskau). Von da aus sind es noch drei Stunden Busfahrt(einfacher Fahrpreis etwa 200 Rubel/ drei Euro). Insgesamt muss man für dieAnreise 8 000 bis 10 000 Rubel(etwa 120 bis 151 Euro) einplanen.
Von Moskau aus kann man auchnach Kemerowo, Barnaul oder Tomsk fliegen und die Reise nach Scheregeschfortsetzen.
In Scheregesch können Hotelzimmer ebenso wie Ferienwohnungen und -häuser gemietet werden. Die Preisspanne ist ziemlich breit – von 700 bis 17 000 Rubel (etwa 10,50 bis 257 Euro die Nacht). Hier können Unterkünfte gesucht und direkt gebucht werden. Es gibt Angebote, die den Ski-Pass und auch Verpflegung beinhalten. Wer sein Haustier mitbringen will, sollte sich vorher erkundigen, ob das Mitbringen von Tieren erlaubt ist.
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