Jaroslawl: Älteste Stadt an der Wolga

Ein Blick auf die Wolga und das Stadtzentrum Jaroslawls. Foto: Lori / Legion Media

Ein Blick auf die Wolga und das Stadtzentrum Jaroslawls. Foto: Lori / Legion Media

Das Stadtzentrum von Jaroslawl gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Kultur prägt die Stadt an der Wolga – sie gilt als Geburtsstätte des russischen Theaters. RBTH nimmt den Besucher mit auf eine Route, die durch die Epochen vom 13. bis zum 21. Jahrhundert führt.

13. bis 17. Jahrhundert: Das Staatliche Jaroslawler Museumsreservat

Es empfiehlt sich, die Reise mit einem Besuch des Staatlichen Jaroslawler Museumsreservats zu beginnen. Das älteste Bauwerk der Stadt ist das Christi-Verklärungs-Kloster, das sich auf dem Gelände des Reservats befindet. Die Fundamente des Klosters wurden bereits im 13. Jahrhundert gelegt. Es war eines der Lieblingsklöster von Iwan IV., bekannt als Iwan der Schreckliche, und wurde vor 150 Jahren in ein Museum umgewandelt. Das Museumsreservat umfasst weitere sechs Kirchen, die in den Traditionen der Jaroslawler Architektur des 18. Jahrhundert errichtet worden sind.


Das Christi-Verklärungs-Kloster in Jaroslawl. Foto: Lori/Legion Media

Die Jaroslawler Künstler, die die monumentalen Landschaften porträtierten, waren die ersten, die ihre Werke signierten. Damit setzten sie Maßstäbe für zukünftige russische Künstlergenerationen. Neben den Landschaftsgemälden kann man hier eine Vielzahl alter russischer Ikonen besichtigen und vergleichen, auch die erste gedruckte Ausgabe des Igorlieds, des bekannten russischen Epos aus dem Mittelalter, zählt zu den Exponaten.

Die Johannes-der-Täufer-Kirche in Jaroslawl. Foto: Lori/Legion Media

Am Ende des Besuchs des Jaroslawler Museumsreservats sollte man unbedingt den Glockenturm zu Fuß erklimmen, um das imponierende Panorama der Stadt auf sich wirken lassen zu können. Nehmen Sie ein Fernglas mit, um eine Weile beim Anblick der Perle der altrussischen Architektur, der Johannes-der-Täufer-Kirche, zu verweilen. Die Umrisse dieser Kirche kennt jeder Russe: Sie ist auf dem 1 000-Rubel-Schein abgebildet.

18. Jahrhundert: Erstes russisches Theater „Wolkow"

Das Wolkow-Theater in Jaroslawl. Foto: Lori/Legion Media

Die Geschichte des ältesten Theaters Russlands begann vor 250 Jahren mit Aufführungen junger Schauspieler in einem ehemaligen Lagerhaus für Lederwaren. Schon bald wurde der Kopf dieser Bewegung, der Sohn der Kaufmannsfamilie Wolkow, von Zarin Katharina nach Petersburg bestellt. Der Gründer des ersten russischen Theaters kehrte darauf nicht mehr in seine Heimat zurück. Seine Arbeit wurde in Jaroslawl jedoch fortgesetzt. Noch heute ist das Wolkow-Theater eines der berühmtesten und größten Schauspielhäuser der russischen Provinz. Seit einigen Jahren profiliert es sich mit moderner Dramaturgie und junger Regie.

19. Jahrhundert: Das Haus des Gouverneurs

Das Haus des Gouverneurs, heute das Kunstmuseum von Jaroslawl. Foto: Lori/Legion Media

Das Haus, dessen Garten mit Sitzschaukeln ausgestattet war, diente im 19. Jahrhundert als Reisepalais von Zar Alexander I. Danach wurde es zur offiziellen Residenz des Gouverneurs, heute ist dort das bekannteste Kunstmuseum von Jaroslawl untergebracht. Der Stolz der Sammlung dieses Museums sind die Ikonenmalereien der Jaroslawler Schule, ein Landschaftsporträt, Werke aus der Pariser Periode des berühmten russischen Künstlers Konstantin Korowin und Gemälde der Meister der russischen Avantgarde.

20. Jahrhundert: Kulturpark auf der Damanski-Insel und Brooklyn-Brücke

Die Damanski-Brücke in Jaroslawl. Foto: Lori/Legion Media

An einem dunklen Winterabend könnte dieser Vergnügungspark im sowjetischen Industriestil den idealen Drehort für einem Horrorfilm abgeben. Tagsüber aber bestechen seine Attraktionen mit ihrem unaufdringlichen provinziellen Reiz und überraschend günstigen Preisen. Die russische Achterbahn „Goldener Pfeil" übrigens zählt weltweit zu den mörderischsten und ist in Russland die höchste ihrer Art. Die Damanski-Brücke, die auf die gleichnamige Insel und zum Kulturpark führt, nennt man in Jaroslawl „Brooklyn-Bridge".

 

Das Denkmal der Heiligen Dreifaltigkeit

Foto: Lori/Legion Media

Vor der Entstehung dieser umstrittenen Skulptur durfte nach den Regeln der russischen Orthodoxie nur Christus in Stein gemeißelt werden. Ausnahmen bildeten lediglich wenige Heilige und historische Persönlichkeiten, etwa Fürst Wladimir oder Sergij Radoneschski.

Der berühmte zeitgenössische Jaroslawler Künstler Nikolai Muchin schuf zusammen mit seinem Mitstreiter Trejwus ein spektakuläres Werk – die in Stein gemeißelte alttestamentarische Dreifaltigkeit von Abraham und seiner Frau erschienenen Engeln. Die Skulptur ist der mutige Versuch, die gleichnamige mittelalterliche Ikone von Andrej Rubljow in einer Skulptur umzusetzen. Es ist die einzige bildhauerische Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit in Russland.

 

21. Jahrhundert: Wolgaufer

Foto: Lori/Legion Media

Heute ist der Park an der Stelle, an der die Flüsse Wolga und Kotorosl zusammenfließen und vor tausend Jahren Jaroslawl entstand, geteilt. Hier sollte jeder Spaziergang entlang dem Wolgaufer beginnen. Es ist der Ort für besondere Verabredungen, Liebeserklärungen, Heiratsanträge und Hochzeitsfotos. Seit Kurzem ist es offiziell verboten, an Hochzeitstagen Schlösser am Pavillon zu befestigen, weil sie das spätklassizistische Bauwerk bereits verschandeln. Als Alternative für die jungen Paare wurde ein „Baum der Liebe" gepflanzt.

 

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