Foto: Diana Serebrennikova
Einsam stehende Häuser, ein eisiger Ozean, lange Winter, heiße Quellen und Geysire, von Vulkanasche bedeckter Schnee und die auf der ganzen Halbinsel verbreiteten Steinbirken, die auch den schärfsten Nordwinden standhalten: Kamtschatka hat beinahe mehr Ähnlichkeit mit Island als mit dem Rest von Russlands Fernem Osten. Tausende Touristen zieht es jedes Jahr dorthin. Sie lassen sich auch von der beschwerlichen Anreise und hohen Preisen nicht abschrecken.
Foto: Diana Serebrennikova
Kamtschatka ist das Land der Bären. Nach unterschiedlichen Schätzungen leben hier 15 bis 30 000 Bären, so viele wie sonst nirgends im Rest der Welt. Rund um den Kurilensee, der rund 200 Kilometer von Petropawlowsk-Kamtschatski, der Hauptstadt der Region Kamtschatka, entfernt liegt, lassen sich die Bären besonders gut beobachten. Vielleicht gelingt Ihnen dort eine ebenso beeindruckende Fotoaufnahme wie Sergej Gorschkow. Der Fotograf schaffte es, auf einem Foto gleich 17 Bären abzulichten. Der Kurilensee gehört zum Kronozki-Naturreservat. Auf der Website des Reservats finden Sie alle wichtigen Informationen für Ihren Besuch.
Von Petropawlowsk-Kamtschatski aus sind bei klarem Wetter die Vulkane Korjakskaja Sopka, Awatschinskaja Sopka und Koselski zu sehen. Die Einheimischen nennen sie ihre „Hausvulkane". Touristen mag es erschrecken, dass zwei der Vulkane noch aktiv sind. Ab und an sind in der Stadt leichte Erschütterungen zu spüren oder aus den Vulkanen steigen kleine Rauchwolken auf. Leben auf dem Vulkan ist für die Bewohner Kamtschatkas nichts ungewöhnliches, dennoch beobachten sie die bedrohlichen Nachbarn aufmerksam. Die beste Aussicht bietet sich vom Berg Mischennaja. Das Hotel Petropawlowsk hat Zimmer mit Vulkan-Blick. Diese können ab umgerechnet etwa 80 Euro gebucht werden.
An die dreihundert Vulkane gibt es auf Kamtschatka. Sie gehören zum Unesco-Weltnaturerbe. Vom Flughafen Jelisowo aus können sie mit dem Hubschrauber die Caldera des Uson, das Tal der Geysire oder das „Todestal" besuchen.
Kamtschatka ist kein Reiseziel für Touristen mit kleinem Budget. Für ein Flugticket von Moskau aus muss man mit wenigstens 20 000 Rubel, etwa 317 Euro, rechnen. In der Hochsaison steigen die Ticketpreise auf das Dreifache. Ein Ausflug mit dem Hubschrauber ins Tal der Geysire kostet rund 90 000 Rubel, also rund 1 400 Euro. Ein Liter Benzin bekommt man im besten Fall für 45 Rubel, umgerechnet ungefähr 70 Cent. Deutlich teurer ist mit rund 1 000 Rubel, etwa 15 Euro, ein durchschnittliches Mittagessen. Selbstversorgung ist kaum günstiger. Im Supermarkt Wega etwa kann ein Kilo Salatgurken schnell mal 700 Rubel, also 11 Euro, Paprika 800 Rubel, rund 12 Euro, und ein Trinkjoghurt 200 Rubel, immerhin drei Euro, kosten. Für einen Urlaub auf Kamtschatka muss man also ähnlich tief in die Tasche greifen wie für eine Safari in Tansania oder eine Kreuzfahrt vor den Küsten Australiens. Der schwache Rubelkurs macht diese eigentlich teure Region für ausländische Touristen derzeit jedoch erschwinglich.
Foto: Julia Schandurenko
Die spärliche Besiedelung und die unberührte Natur auf Kamtschatka haben viele Vorteile. Das Ökosystem ist intakt, das Wasser sauber. Es ist so sauber, dass der Lachs hier massenhaft laicht. Die Basis der heimischen Küche bildet denn auch wenig überraschend pazifischer Lachs: Rot-, Buckel-, Silber- und Königslachs. Auf dem typischen Speiseplan stehen auch Jakobsmuscheln, die Kamtschatkakrabbe und Tintenfisch. Roter Kaviar ist eine kostbare Delikatesse, die es ausschließlich auf Kamtschatka gibt. Fangfrisch kann man ihn im Sommer genießen. Auf den örtlichen Fischmärkten wird dieses kulinarische Souvenir ab 2 000 Rubel, etwa 31 Euro, für 1 Kilogramm angeboten.
Die Hautstadt Petropawlowsk-Kamtschatski wurde vor 275 Jahren gegründet. Heute hat Kamtschatka nicht mehr als 350 000 Einwohner, davon leben 170 000 in der Hauptstadt. Hier gibt es weder Leuchtreklamen noch ein Nachtleben, wie es die Bewohner großer Städte sonst kennen. Bis 1990 durften Ausländer Kamtschatka nicht betreten; selbst Russen brauchten eine Sondergenehmigung. Heute ist die Halbinsel offen für alle, aber noch nicht überlaufen. Auf Kamtschatka kann man sich heute noch wie ein Entdecker fühlen.
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