Spa-Urlaub in Russland: Mineralwasser und Thermalquellen

Schon im 19. Jahrhundert kam die russische Bohème nach Kislowodsk, trank das hiesige Quellwasser Narsan und flanierte im Kurpark.

Schon im 19. Jahrhundert kam die russische Bohème nach Kislowodsk, trank das hiesige Quellwasser Narsan und flanierte im Kurpark.

Lori/Legion-Media
In Russland gibt es eine Vielzahl an Thermalquellen und eine ausgeprägte Bäderkultur. Der Kurtourismus bildet ein eigenständiges Marktsegment. RBTH sagt Ihnen, wo Sie Gesundheit und Jugend finden und nebenbei auf den Spuren Puschkins oder Tolstois wandeln können.

1. Wechselduschen auf Kamtschatka

Die bei Touristen beliebtesten Thermalquellen auf der Halbinsel Kamtschatka liegen in der Umgebung von Malkino. Sie treten direkt aus dem Boden aus, riechen stark nach Schwefelwasserstoff und bilden kleine Seen, in denen die Wassertemperaturen zwischen 20 und 40 Grad Celsius liegen. Ab und zu können die Temperaturen dieser Quellen auf bis zu 84 Grad ansteigen, bedingt durch die geologischen Vorgänge auf Kamtschatka.

Anfänglich war ein Urlaub hier nur der sowjetischen Militärelite vorbehalten. Später konnten auch werktätige Normalsterbliche eine Erholungsreise zu den Thermalbädern ergattern. Foto: Shutterstock/Legion-Media

Die Quellen von Malkino sind insbesondere für Fans von Wechselduschen geeignet: Wer sich von einer Quelle zur andern bewegt, kommt abwechselnd in einen heißen und einen kalten See. Bei einem Besuch in Malkino kann man sich sowohl in einem Ferienhaus mit Pool einmieten als auch auf einem Campingplatz nahe des Parkplatzes. In unmittelbarer Nähe befinden sich kalte Quellen mit Malkinskaja-Trinkwasser. Das Malkinskaja-Wasser soll besonders gut gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirken und ist in Geschäften von Petropawlowsk-Kamtschatski erhältlich.

Mit einem Snowboard einen Sopka, einen Vulkan, hinunterdüsen, gehüllt in Dunstwolken, die über einer 30 Grad heißen Quelle aufsteigen, und über einen Swimmingpool fliegen – klingt fantastisch, lässt sich aber im Feriencamp Sneschnaja Dolina umsetzen. Es ist einer der russischen Urlaubsorte, wo man nach einem Ausflug mit dem Mountainbike in einem Swimmingpool mit Thermalwasser seine Muskeln entspannen lassen kann.

2. Bestrahlung im Altai

Die traditionsreiche Kurstadt Belakuricha, von Thermalquellen des Altaigebirges umgeben, ist als balneologischer Kurort in Sibirien seit den 1960er Jahren von Touristen sehr geschätzt. Pressebild.

Die Radonquellen von Belokuricha im Altai-Gebirge wurden Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Seitdem hat sich das Bad zu einem Klimakurort mit mehreren Herbergen entwickelt.

Die Quellenbecken erinnern an eine riesige Granitschale mit mehreren Suppentellern, die aufeinander getürmt sind; das Wasser zirkuliert in diesem Labyrinth, wobei es sich in der Sonne allmählich erwärmt und mit Radon angereichert wird. Anschließend tritt es mit einer Temperatur von 28 Grad Celsius aus.

Trotz seiner Radioaktivität ist Radon in kleinen Mengen heilsam: Radon normalisiert den Blutspiegel, wirkt schmerzstillend und hemmt Alterungsprozesse.

3. Heilung in Krasnodar

Erwachsene und Kinder mit thermischen und chemischen Verletzungen, aber auch Menschen, die auf eine gesunde Lebensweise Wert legen, kommen allesamt nach Mazesta. Foto: Tass/Victor Klyushkin

Der Bädertourismus hat sich in der Region Krasnodar in der Umgebung des Kurorts Mazesta etabliert, der unlängst sein 113-jähriges Bestehen feierte. Die ortsansässigen Reisebegleiter erzählen gern die Geschichte von Kremlchef Leonid Breschnew, der sich bei seiner Anreise angeblich noch auf sein Personal stützen musste und dann am Abreisetag ohne fremde Hilfe energisch zum Auto schritt.

Erwachsene und Kinder mit thermischen und chemischen Verletzungen wie Verbrennungen oder Verätzungen, Kranke, die sich kaum bewegen können, aber auch Menschen, die auf eine gesunde Lebensweise Wert legen, kommen allesamt nach Mazesta. Neben dem schwefelhaltigen Wasser wird in diesem Kurort vielfach jod- und bromhaltiges Wasser aus dem nahe liegenden Bad Kudepsta verkauft. Das Wasser mit nach Hause zu nehmen, ist allerdings kaum empfehlenswert: Es riecht stark nach Schwefelwasserstoff und seine Heilsubstanz hält nicht länger als 24 Stunden.

Besucher berichten auf Tripadvisor, dass die Thermen abgenutzt aussehen. Das liegt daran, dass Schwefelwasserstoff eine sehr aggressive Substanz ist, die alles, sogar Kacheln, zersetzt. Aber wer braucht schon schicke Bäder, wenn er Heilung erfährt?

4. Flanieren im Nordkaukasus

Zu den berühmtesten Gästen der Thermen in Kislowodsk zählen Alexander Puschkin, Michail Lermontow und Leo Tolstoi. Foto: Lori/Legion-Media

Die bekanntesten russischen Thermalquellen liegen jedoch in nordkaukasischen Kurorten, in den Bergtälern zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer.

Schon im 19. Jahrhundert kam die russische Bohème nach Kislowodsk, trank das hiesige Quellwasser Narsan, atmete die frische Gebirgsluft und flanierte im Kurpark. Zu den berühmtesten Gästen zählen Alexander Puschkin, Michail Lermontow und Leo Tolstoi.

In den Galerien und Quellpavillons von Pjatigorsk und Jessentuki gibt es alkali-, schwefelwasserstoff- und kohlendioxidhaltiges Wasser, das besonders gut bei Magen- und Stoffwechselerkrankungen geeignet ist.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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