Spazieren entlang der grünen und roten Linie
Seit 2010 gibt es in Perm die grüne Touristenroute: Sie startet nahe den Permer "Salzohren" und endet am Denkmal "Der laufende Bär".
Selfie mit dem "Laufenden Bär" / Oleg Vorobyov
Insgesamt führt die rund zweistündige Strecke an 40 spannenden Sehenswürdigkeiten vorbei, unter anderem an der Permer Staatsoper und dem Ballett-Theater, wo dier berühmte Dirigent Teodor Currentzis seine beeindruckenden Performances inszenierte und das Sankt Petersburger Mariinski-Theater im Exil den Zweiten Weltkrieg überdauerte.
Das städtische Theaterhaus / Oleg Vorobyov
Zwei Jahre später wurde eine zweite Route ergänzt: Entlang der roten Strecke wird Perm aus der Perspektive seiner berühmtesten Einwohner geszeigt, beispielsweise des Schriftstellers Arkadij Gaidar, Michael Romanow aus der Zarendynastie und vieler anderer. Die etwa einstündige Tour beinhaltet um die 20 sehenswerte Orte.
Die nötigen Karten und Audioguides können auf der offiziellen Webseite der Stadt heruntergeladen werden - allerdings nur auf Russisch.
Traditionelle Stärkung im Ural
Was isst man eigentlich nach eine langen Spaziergang in Perm zum Mittag? Da gibt es eine ganze Menge Möglichkeiten - vom günstigen Fastfood-Kiosk bis zu eleganten In-Restaurants. Aber um sich ein bisschen wie ein "Permjak", ein Einwohner der Stadt, zu fühlen, darf es auch gern etwas aus der regionalen Küche sein: zum Beispiel Posikuntschiki. Das sind frittierte Taschen mit gut gewürztem Fleisch und Zwiebeln. Sie sind ein bisschen kleiner als ihre "großen Brüder" Tschebureki aus der Kaukasus- und Mittelasien-Region. In Perm finden Sie diesen Snack an jeder Ecke.
Oder Sie probieren Schangi/Schaneschki - ein einfacher, aber leckerer und sättigender Snack für Zwischendurch. Sie sehen aus wie eine Mischung aus Piroschki und Gebäck-Schnecken. Es sind meist herzhaft gefüllte Gebäckteilchen, oben offen und gefüllt mit Kartoffeln, Hüttenköse, Fisch oder Buchweisen.
Posikuntschiki / Anna Sorokina
Das berühmteste Gericht der Ural-Küche allerdings ist unangefochten Beefsteak "Stroganoff". Der Legende nach soll Fürst Stroganoff einst seine Diener angewiesen haben, jeden zu ernähren, der sich auf seinem Terrirorium befindet. Weil dazu ein Gericht hermusste, das schnell zubereitet werden kann und lange sättigt, berieten sich der First und seine Köche lange gemeinsam: Und heraus kam dabei das bis heute auf der ganzen Welt berühmte Stroganoff-Steak.
Schiffahrt auf der Kama
An der Kama / Oleg Vorobyov
In eineinhalb Stunden können Sie - von Mai bis September - den Fluss Kama in Perm einmal auf und ab fahren. Die Fähren starten stündlich von der Anlegestelle Perm 1, Tickets gibt es vor Ort. Am Abend lohnt sich ein anschließender Uferspaziergang, der traumhafte Sonnenuntergangsaussichten auf den Fluss und sein Ufer bieten.
Kuscheln mit dem Weißen Moos der Taiga
Mit Moos - mehr los! / Oleg Vorobyov
Die Straße in den Norden des Permer Gebiets führt direkt durch den dichten Wald der Taiga. Außergewöhnliche Licht- und Farbenspiele begleiten die Touristen. Die Blaubeersträucher leuchten oft rot auf. Und zwischen den Blättern und Nadeln scheint immer wieder ein ganz, ganz helles Grün hervor - das Weiße Moos.
Kuscheln mit Moos / Oleg Vorobyov
Manchmal bedeckt es gar ganze Wege. Darum müssen - und sollten - Sie auch gar nicht tief in den Wald gehen, denn da kann man sich als Nicht-Einheimischer schnell verlaufen. Und die meisten natürlichen Sehenswürdigkeiten wachsen auch schon direkt am Weges- oder Straßenrand.
Atlantis des Urals: das versunkene Usolje
Die heutige Insel Usolje / Oleg Vorobyov
Der kleine Ort Usolje etwa 150 Kilometer nördlich von Perm war im 17. Jahrhundert gegründet worden. Heute - genauer, seit der Inbetriebnahme des Wasserwerkes an der Kama Ende der 50er Jahre - ist es eine Insel. Die Anwohner mussten umgesiedelt werden, aber die Stadtanlage steht in ihren Grundzügen bis heute.
Ruinen der Kleinstadt Usolje / Oleg Vorobyov
Die meisten Gebäude ergeben heute ein malerisches Ruinenbild.Unter anderem die Stroganow-Kammern und die barocke Verklärungskirche sind noch gut zu erkennen. Etwas abseits steht außerdem die Kirche des Heiligen Nikolaus, die Andrej Woronichin, dem Architekten der Kasaner Kathedrale in Sankt Petersburg, zugeschrieben wird.
/ Oleg Vorobyov
Antike Hauptstadt des Großen Perm
Tscherdyn von oben / Oleg Vorobyov
Das kleine Tscherdyn, etwa 200 Kilometer nördlich von Perm gelegen, gilt als Hauptstadt des Großen Perms zu Zeiten der Alten Rus. Es war nicht nur ein bedeutendes Handelszentrum, sondern auch kultureller Mittelpunkt der ganzen Region. Heute kann man entlang seiner alten Holzkirchen und malerischen Hügellandschaft wie durch ein Freilichtmuseum spazieren.
Traditioneller Feiertag in Tscherdyn / Oleg Vorobyov
"Die alten Architekturformen hier sind geschützt und seit Jahrhunderten unverändert geblieben", sagt der Historiker Michail Netschaew.
Ur-russische Schönheit / Oleg VorobyovDas Zentrum Tscherdyns liegt auf dem Dreifaltigkeitshügel, wo 2003 sogar wertvolle Schätze der mittelalterlichen Persier, Platten in "Bestien"-Gestalt, gefunden worden. Die Ausgrabungsarbeiten dauern bis heute an. Ziel ist es, den womöglich ersten und ältesten Kreml im Ural zu finden.
Traditionelles HAndwerk / Oleg Vorobyov
Im 20. Jahrhundert, genauer 1933, sollte ebenjenes Tscherdyn dann eine tragische Rolle in der Biografie des russischen Poeten Ossip Mandelstamm spielen: Aus Angst vor dem NKWD kam er hierher ins Exil. Nach zwei Wochen schon aber versuchte er Selbstmord: Er sei überzeugt gewesen, dass man ihn morgens um 6.30 Uhr abholen würde. Darum stellte seine Frau immer wieder die Uhren vor, erklärt Jekaterina Schischigina vom örtlichen Museum in Tscherdyn. "Erst als er verstand, dass niemand ihn hier abholen würde, wurde er ruhiger." Trotzdem sprang er kurze Zeit später aus dem Fenster - aber überlebte. Später wurde er nach Woronesch ins Exil geschickt, wo er dann auch starb.
Der gefangene Dichter: Mandelstam kurz vor seinem Tod / Archive image
Obwohl es für ihn ein Exilort war, wollte Mandelstam bis zuletzt nach Tscherdyn zurückkehren: Er hatte die Natur und die Menschen liebgewonnen, so Schischigina. Viele der nach Tscherdyn deportierten Menschen, die überlebten, seien letzlich sogar noch nach ihrer Rehabilitierung geblieben. Deren Habseligkeiten und Geschichten zeigt das Museum bis heute.
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