Die Geschichte der Touristenroute „Goldener Ring“ begann im Jahr 1967, als der sowjetische Journalist Jurij Bytschkow das Konzept eines noch namenlosen Rings historischer Städte rund um Moskau erarbeitete. Die Zeitung „Sowjetskaja kultura“ (deutsch: Sowjetische Kultur) veröffentlichte daraufhin eine Artikelreihe unter dem Titel „Der Goldene Ring“. Der Name der neuen Touristenroute war geboren. 2017 feierte der Goldene Ring seinen 50. Geburtstag.
Tatsächlich ist der Verlauf der Städte aber gar nicht ringförmig, sondern besteht aus abstrakt angeordneten Punkten auf der Landkarte. Bei der Frage, welche Städte dem Goldenen Ring angehören, streiten sich Geschichtsfreunde und Kulturliebhaber. Einige glauben, nur neun Städte sollten dem ursprünglichen Goldenen Ring zugeordnet werden: Sergijew Possad, Pereslawl-Salesski, Rostow Welikij, Susdal, Kostroma, Iwanowo, Jaroslawl, Wladimir und Uglitsch. Andere widersprechen und bestehen darauf, dass Russlands Goldener Ring aus zwölf Städten bestehe. Wiederum andere wollen die beliebte Reiseroute stetig erweitern.
Die Stadt an der Wolga wurde im frühen 11. Jahrhundert von Großfürst Jaroslaw dem Weisen, einem der größten Herrscher der mittelalterlichen Rus, gegründet. Das älteste Bauwerk der Stadt ist das Christi-Verklärungs-Kloster, das heute zum Gelände des Staatlichen Jaroslawler Museumsreservats gehört. Die Fundamente des Klosters wurden bereits im 13. Jahrhundert gelegt. Es war eines der Lieblingsklöster von Iwan IV., bekannt als Iwan der Schreckliche, und wurde vor 150 Jahren in ein Museum umgewandelt. Das Museumsreservat umfasst weitere sechs Kirchen, die in der Traditionen der typischen Jaroslawler Architektur des 18. Jahrhundert errichtet worden sind. Das Stadtzentrum gehört heute zum Unesco-Weltkulturerbe.
Wladimir, einst Zentrum der nordöstlichen Rus, liegt 176 Kilometer östlich von Moskau an den Ufern des Flusses Kljasma. Die Stadt wurde 1108 von Wladimir Monomach, dem ersten russischen Zaren, gegründet. Die Stadt beeindruckt mit einer einzigartig großen Zahl an Denkmälern der Kalkstein-Architektur des zwölften Jahrhunderts, die alle dem Unesco-Weltkulturerbe angehören. So etwa die Kirche des Heiligen Demetrius, die Mariä-Entschlafens-Kathedrale oder das Goldene Tor – das Wahrzeichen von Wladimir. Nach nur 15 Minuten Autofahrt erreicht man die kleine historische Siedlung Bogoljubowo (4500 Einwohner) mit der Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche an der Nerl, die ebenfalls unter dem Schutz der Unesco steht.
Erstmals erwähnt wurde Kostroma 1213. Doch Historiker meinen, die Stadt an der Wolga sei schon 1152 von Jurij Dolgorukij, dem Moskauer Fürsten, gegründet worden – nur fünf Jahre später als die russische Hauptstadt.
Kostroma heute: Ein Flusshafen, verarbeitendes Gewerbe, 277 000 Einwohner. Und gestresste Moskauer, die hier – wenn auch nur kurz – die Seele baumeln lassen. In vergangenen Jahren haben die Stadtväter in die Tourismusförderung investiert: Denkmäler restauriert, öffentliche Plätze saniert, neue Ausflugsrouten konzipiert, Stadtfeste und Events etabliert.
Zwar ist Kostroma von allen Städten des Goldenen Rings von Moskau am weitesten entfernt, doch nehmen sich immer mehr Großstädter eine Auszeit für einen Wochenendtrip hierhin. Der Weg lohnt sich: Die Stadt besticht durch atemberaubende Architektur und kulturellen Traditionsreichtum.
Susdal ist eine der ältesten Städte des Goldenen Rings. Erstmals wurde sie im Jahr 999 erwähnt. Die Geburtskirche und der kleine weiße Kreml im Zentrum der Stadt sind beinahe 400 Jahre älter als die roten Mauern Moskaus. In Susdal, das keine 10.000 Einwohner hat, befinden sich an die 200 Architekturdenkmäler, darunter fünf Klöster, über drei Dutzend Kirchen und einige Museen. Die Stadt selbst ist klein und alles fußläufig erreichbar. Vom Stadtrand bis zum Zentrum gelangt man innerhalb von zehn Minuten. Verlaufen kann man sich hier kaum.
Das kleine historische Städtchen wurde im Jahr 1152 von dem Fürsten Juri Dolgoruki erbaut, dem Gründer Moskaus und einiger weiterer Städte des Goldenen Rings. Die Errichtung von Pereslawl-Salesskij auf dem sumpfigen Untergrund war so kompliziert und teuer, dass es mit dem Bau Sankt Petersburgs durch Peter den Großen im 18. Jahrhundert vergleichbar sein kann. Symbolisch ist dabei auch, dass Zar Peter I. seine erste Flotte auf dem Pleschtschejewo-See in Pereslawl-Salesskij bauen ließ.
Die Verklärungskathedrale ist die einzige Kirche aus weißem Stein im nordöstlichen Russland, die fast vollständig erhalten ist. Im 13. Jahrhundert wurde Alexander Newskij hier getauft. Da die Kathedrale stark unter der Invasion der Goldenen Horde gelitten hatte, wurde sie restauriert. Theophanes der Grieche malte hier seine berühmte Ikone der Verklärung. Heute ist das Original dieser Ikone in der Tretjakow-Galerie in Moskau zu bewundern, während sich in der Kathedrale eine Kopie befindet.
Rostow ist eine der ältesten Städte Russlands und ein Tourismuszentrum am Goldenen Ring. Es liegt am Ufer des Nerosees, 126 Meilen nordöstlich von Moskau.
Zum ersten Mal erwähnt wurde die Stadt im Jahr 862, als sie bereits eine wichtige Siedlung war. Um das 13. Jahrhundert wurde Rostow zur Hauptstadt eines der bedeutendsten russischen Fürstentümer. Nachdem das Fürstentum Rostow im 15. Jahrhundert in das Großherzogtum Moskaus übergegangen war, verlor die Stadt im Laufe der Jahre an Bedeutung.
Seinen Ursprung nimmt Sergijew Possad im 14. Jahrhundert: Um 1340 gründete der Heilige Sergius von Radonesch hier das berühmte Dreifaltigkeitskloster. Heute prägt es den Stadtkern und zieht seit Jahrhunderten pilgernde Christen und über seine Schönheit staunende Touristen an.
Die berühmten russischen Ikonenmaler Andrej Rublew und Daniil Tschernyj gestalteten die zentrale Ikonostase des Klosters. Mehr als 50 Bauwerke gehören zum Klosterensemble. Seit 1993 gehört es als Architekturdenkmal zum UNESCO-Welterbe.
Die erste Erwähnung der Siedlung stammt aus dem Jahr 1608, damit ist Iwanowo eine der jüngsten Städte des Goldenen Ringes.
Iwanowo ist das Zentrum des Konstruktivismus der 1920er- und 1930er-Jahre. Aus dieser Zeit stammen das Schiff-, Hufeisen-Haus sowie Haus des Kollektivs und weitere ungewöhnliche Orte. Die Stadt ist berühmt für ihre Textilindustrie. Die zahlreichen Spinn- und Webfabriken, in der überwiegend Frauen arbeiteten, brachten ihr den Namen „Stadt der Bräute“ ein.
Die kleine historische Stadt Uglitsch liegt rund 150 Kilometer nördlich von Moskau. Seit Mitte Februar gehört sie nun auch offiziell zum Touristenmagneten Goldener Ring und damit zu den meistbesuchten Orten Russlands. Das historische Ensemble der Stadt lebt von seinen historischen Gebäuden, den zahlreichen Kirchen und Klöstern. Gleichzeitig finden sich hier jedoch auch unerwartete Einrichtungen wie das Russische Wodka- oder das interaktive Wasserkraft-Museum.
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