Zwölf Spielstätten in elf Städten verteilt auf drei Zeitzonen: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland ist eine logistische Herausforderung. Durchschnittlich 600 Kilometer liegen zwischen den Austragungsorten. 3 000 Kilometer trennen Jekaterinburg und Kaliningrad – die östlichste und die westlichste WM-Stadt. Russlands Politiker und Verkehrsexperten sind sich einig: Für die Fußball-WM müssen der öffentliche Transport und Verkehr besser organisiert werden. Eine neue Qualität im Management ist notwendig.
Für den Ausbau der Infrastruktur im Hinblick auf die WM 2018 stellte die russische Regierung zunächst umgerechnet rund 7,8 Milliarden Euro bereit, davon sollten 3,9 Milliarden Euro in den Bereich Verkehr fließen. Wegen der Wirtschaftskrise wurde dieses Budget zweimal gekürzt. Dem Rotstift zum Opfer fielen Hotels, hier konnten Einsparungen von rund 352 Millionen Euro erreicht werden, und Prestigeobjekte wie der geplante 240 Meter hohe Fernsehturm in Samara. Zudem wurde teilweise auf ausgefallene Architektur verzichtet. So konnten weitere 1,8 Milliarden Euro eingespart werden.
Die Ausgaben für den Verkehr wurden aber nicht angetastet. Die Gelder sollen in den Um- und Neubau von mehr als hundert Infrastrukturobjekten fließen. Flughäfen und das Straßennetz haben Vorrang. Wie Russlands Verkehrsminister Nikolaj Asaul erklärte, werden derzeit auf föderaler und kommunaler Ebene logistische Lösungen für den prognostizierten Massenansturm von Passagieren ausgearbeitet. Bereits abgeschlossen sind die Sanierungsarbeiten am Sankt Petersburger Flughafen Pulkowo und der Neubau eines Terminals am Flughafen Samara.
Ein Jahr haben die Arbeiten am Flughafen Sankt Petersburg gedauert. Während der WM sollen dort nur Inlandsflüge starten und landen. Abstriche mussten die Planer aber auch hier machen: Ursprünglich war angedacht, Pulkowo durch eine Schnellbahn mit dem Stadtkern zu verbinden. Nun werden Shuttlebusse die Fans auf eigens eingerichteten Busspuren ins Zentrum bringen.
In der Provinz werden unterdessen eifrig Straßen ausgebaut, die die Regionen verbinden sollen. In Jekaterinburg soll pünktlich zur WM endlich der Stadtautobahnring fertiggestellt werden. Daran wird bereits seit über zwanzig Jahren gebaut. Über 17,5 Millionen Euro wurden von der russischen Regierung nach Angaben von Gouverneur Jewgenij Kujwaschew dafür bewilligt.
In den Metropolen sollen die Fußballfans Shuttlebusse und den bereits vorhandenen öffentlichen Nahverkehr nutzen, sagt Konstantin Trofimenko, Direktor des Zentrums für die Erforschung des Großstadtverkehrs an der Higher School of Economics in Moskau. „In Großstädten mit einer U-Bahn – Moskau, Sankt Petersburg, Kasan – werden die Fußballfans, geschätzte fünfzig- bis achtzigtausend Menschen, mit in die täglichen Passagierströme einfließen. In anderen Städten werden zusätzliche Busse das höhere Aufkommen bewältigen“, erklärt der Verkehrsforscher. Die Fifa habe detaillierte Pläne zum Verkehrsmanagement in den Austragungsorten in der Schublade: „Das ist ein erprobtes Konzept und wird in Russland genauso umgesetzt werden wie in Deutschland, Brasilien oder Südafrika.“
In Russland wird die Herausforderung sein, die Fans innerhalb des Landes zu bewegen. Das verlangt originelle Lösungen. Die Spiele sind eng getaktet, die Entfernungen ungewöhnlich groß. Einen konkreten Plan gebe es bisher jedoch nicht, bemerkt Konstantin Trofimenko: „Ticketinhaber haben den Anspruch, 18 Stunden vor und nach einem Spiel kostenlos alle Verkehrsmittel nutzen zu können. Wie das realisiert werden soll, ist unklar. Ein föderales Konzept fehlt noch.“ Russland könnte von den Erfahrungen Brasiliens lernen. „Dort waren sogar Flüge zwischen den WM-Städten kostenfrei“, erinnert Trofimenko.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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