205 Tonnen Gold förderte Russland 2012. Das Land wurde damit zum viertgrößten Goldproduzenten der Welt. Foto: Shutterlock / Legion Media
Im vergangenen Sommer wurde die weltweite Sammlung einmaliger Goldklumpen um einen Fund aus Sibirien aufgestockt. Das Nugget mit einem Gewicht von über einem Kilogramm und der schmeichelhaften Form eines Herzens wurde in der Lena-Witimsker Golderzregion gefunden. Sie ist das eigentliche Eldorado des fünftgrößten Goldfördergebiets Russlands – Irkutsk. Wie die anderen Fördergebiete Krasnojarsk, Amur, der Autonome Kreis der Tschuktschen und Jakutien gehört es zu Sibirien.
Ohne seine originelle Form hätte die Welt wohl nie von diesem Goldklumpen Notiz genommen. Denn es ist bei Weitem nicht das größte Exemplar, und sein Gewicht ist nichts im Vergleich zu der Masse Goldes, die jährlich in Russland gefördert wird: 2012 waren es etwa 205 Tonnen. Der Goldpreis steigt nun schon das dreizehnte Jahr in Folge – allein im vergangenen um sieben Prozent –, und es verwundert deshalb nicht, dass die russische Regierung angesichts der unübersichtlichen Lage auf den Finanzmärkten und der erheblichen Währungsschwankungen die Goldbestände in ihren internationalen Reserven kontinuierlich aufgestockt hat. Waren es Anfang 2007 noch 402 Tonnen, hatten sie sich zum 1. Oktober 2012 mehr als verdoppelt und betrugen bereits 933 Tonnen.
Allerdings hat der anhaltende Preisanstieg eher spekulativen Charakter. „Und praktisch alle Industriestaaten haben ihren Verbrauch an diesem Edelmetall im vergangenen Jahr gedrosselt", sagt Valentina Bogomolowa, Senioranalystin für Metalle und Bergbau des Unternehmens URALSIB Capital. Russland stelle da eine Ausnahme dar: Hier sei der Goldverbrauch nicht zurückgegangen, sondern im Gegenteil um einiges angestiegen. Endgültige Zahlen für das vergangene Jahr lägen zwar noch nicht vor, aber für die ersten neun Monate könne man von sieben Prozent Wachstum ausgehen, schätzt Bogomolowa.
Die Situation in Russland ist insofern paradox, als Feingold hier bislang keine Rolle als Sparanlage gespielt hat. Für Privatpersonen ist es wenig lukrativ, in den Kauf von Goldbarren zu investieren. Die Ausgabesteuern sind zu hoch, und der schwache Wertzuwachs kompensiert nicht die obligatorischen Fiskalabgaben an den Staat.
Etwas ganz anderes ist es mit dem Kauf hochwertiger Juwelierserzeugnisse. Viele wohlhabende Privatanleger sehen wertvollen Schmuck als interessante Geldanlage in Zeiten von instabilen Dollar und Euro. Was die eigene Goldproduktion angeht, hat Russland seine Fördermengen im Jahr 2012 um einiges hochfahren können. Der Verband
1,1 Kilo wog ein Goldnugget in Herzform, das letzten Sommer im Lena-Witim-Bezirk gefunden wurde. Sibirien verfügt über reiche Goldvorkommen.
205 Tonnen Gold förderte Russland 2012. Das Land wurde damit zum viertgrößten Goldproduzenten der Welt.
933 Tonnen betrugen die russischen Goldreserven im Oktober 2012. 2007 waren es nur 402 Tonnen. Die deutschen Goldreserven machen 3396 Tonnen aus.
der Goldminenbesitzer der Russischen Föderation spricht von einer fünfprozentigen Steigerungsrate, die offizielle Statistik der staatlichen Behörde Rosstat verkündet sogar einen noch größeren Wert – 8,3 Prozent. Demnach wurden in den ersten elf Monaten des Jahres 2012 insgesamt 203,28 Tonnen des wertvollen Metalls abgebaut. Damit hat Russland Südafrika hinter sich gelassen und steht inzwischen weltweit auf Platz vier der Gold förderstaaten.
Der Löwenanteil der russischen Goldproduktion generierte sich mit mehr als 180 Tonnen aus Lagerstätten und verzeichnet hier ein Plus von 6,3 Prozent. 14,5 Tonnen stammen aus Nebenpro dukten (was einem Anstieg von 11,6 Prozent entspricht). Um ein Drittel hingegen sank der Anteil der Goldgewinnung aus Sekundärrohstoffen wie Schrott und Abfällen.
Im Jahr 2013 soll der Abbau des wertvollen Metalls noch einmal gesteigert werden. Dann könnte Russland bei der Fördermenge selbst die USA überholen. „Ein Teil des geplanten Ausbaus vorhandener Goldminen und der Erschließung neuer Lagerfelder wurde bereits realisiert, andere Projekte befinden sich noch ganz in der Entwicklungsphase. Der starke Anstieg der Fördermenge im vergangenen Jahr verdankt sich aber vor allem dem Ausbau der Förderkapazitäten bereits erschlossener Lagerstätten", sagt Andrej Schenk, Analyst bei Investcafé.
Bis 2014 soll das größte Goldvorkommen auf dem Territorium Russlands vollständig erschlossen sein: die Lagerstätte Natalka in Ostsibirien. Ihre Erkundung geht bis auf die Zeit des Zwei- ten Weltkriegs zurück, eine systematische Förderung scheiterte bislang an der mangelnden Infra- struktur. Das Bergbau- und Aufbereitungskombinat Natalka soll jährlich zehn Millionen Tonnen Erz verarbeiten unddabei bis zu 20 Tonnen Gold gewinnen. Gleichzeitig wird die benachbarte Golderzmine Pawlik erschlossen und ausgebaut. Hier sollen noch einmal sieben Tonnen Gold pro Jahr aus dem Erz gelöst werden. Valentina Bogomolowa ist sich sicher, dass die gegenwärtige günstige Wirtschaftslage des Landes weitere Investitionen im Edelmetallsektor nach sich ziehe.
Allerdings hat die instabile Lage auf den Finanzmärkten sowie die große Volatilität auf dem Goldmarkt eine Reihe großangelegter Deals in Russland bisher verhindert. So konnte die beabsichtigte Fusion von Polyus Gold und Polymetal International noch nicht realisiert werden, ebenso wenig wie einige Börsengänge in der Bergbau- und Metallurgiebranche. Auch die Versteigerung des riesigen Golderzfeldes Suchoj Log durch die Regierung lässt auf sich warten. In ihm werden bis zu 3000 Tonnen Gold und dazu Silberadern vermutet.
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