Die Verwendung der Bitcoins durch juristische Personen in Russland kann offiziell untersagt werden. Foto: Reuters
Die Zentralbank Russlands veröffentlichte am 29. Januar eine offizielle Warnung, in der sie erklärte, dass alle Operationen juristischer Personen mit Bitcoins als potentiell zweifelhaft betrachtet werden. Die Verwendung der Bitcoins durch juristische Personen in Russland kann offiziell untersagt werden. Ob sich Geschäftsleute und Verbraucher von der Haltung der Zentralbank beeindrucken lassen, versuchte Russland HEUTE herauszufinden.
Michail betreibt zwei Subway-Cafés als Franchiseunternehmer. Beide Geschäfte akzeptieren die Bezahlung mit Bitcoins. Nach den Worten des Geschäftsmanns hat er damit auf die trendbewussten Studenten gesetzt. Der Unternehmer glaubt, dass die Zukunft eben dieser Kryptowährung gehört, und nicht etwa den Rubeln und Dollars. Was nun die Mitteilung der Zentralbank zu den Bitcoins betrifft, so will Michail die Cyberwährung als Zahlungsmittel entgegennehmen, solange keine offizielle Anordnung, zum Beispiel eine Begrenzung oder ein Verbot, durch die Regulierungsbehörden verabschiedet worden ist.
Die Firma Wheely, die Autos inklusive Fahrer vermietet, hat erst vor einer Woche die Bezahlung mit Bitcoins bei sich eingeführt. Der Marketing-Chef des Unternehmens, Sergej Kaljuschnyj, teilte mit, dass in dieser kurzen Zeit Dienstleitungen im Wert von insgesamt 740 Euro (1,20 Bitcoins) mit der Kryptowährung bezahlt wurden. „Zur Abwicklung solcher Transaktionen nutzen wir die Dienste eines amerikanischen Unternehmens, das uns die Möglichkeit eingeräumt hat, den Button ‚Bezahlen mit Bitcoin‘ in unsere Website zu integrieren“, unterstrich Kaljuschnyj.
„Anonyme Zahlungen gibt es bei uns nicht. Deshalb sehen wir gegenwärtig
– solange von der Zentralbank kein direktes Verbot der Bitcoins ausgesprochen wurde – keinen Grund, sie nicht entgegenzunehmen“, bemerkte er.
Ein ähnliches Verfahren nutzt auch die Uhrenfabrik Raketa aus Petrosawodsk. „Die Verwendung von Bitcoins war anfangs für uns ein reines Experiment. Bisher entfallen 95 Prozent der Verkäufe mittels der Kryptowährung auf den europäischen Markt“, sagt der Geschäftsführer und Kreativ-Direktor des Raketa-Werks, Jacques von Polier.
Edle Bitcoins. Oder vielleicht doch nicht?
„Von Bitcoin habe ich das erste Mal vor anderthalb Jahren gehört. Die ersten kaufte ich ein halbes Jahr später – aus Interesse an dem Modell selbst“ erzählt Alexej Petrow (Name geändert), der es vorzieht, dass seine Erfahrungen mit den Bitcoins anonym veröffentlicht werden.
Anfangs gab Alexej die Bitcoins für vollkommen unverfängliche Sachen aus. „Die eine Hälfte meines Bitcoin-Guthabens gab ich für die Gestaltung eines Logos für mein Unternehmen aus. Der Designer war damit einverstanden, für die virtuelle Währung zu arbeiten. Außerdem habe ich mehrfach Bitcoins an gemeinnützige Stiftungen in Afrika überwiesen. Dort ist diese virtuelle Währung wesentlich stabiler, als deren Nationalwährungen“, erinnert sich Alexej. Aber dann habe ich mitbekommen, dass es im Internet Internetseiten gibt, über die man verschiedenste verbotene Präparate gegen Bitcoins erwerben kann. Das Netz, in dem diese Websites gehostet werden, ist verschlüsselt – es ist ein sehr komplexes System, so dass du dort als vollkommen andere Person erscheinst und deine IP-Adresse nicht zurückverfolgt werden kann“, fügt Alexej hinzu.
Illegale Käufe können dank der Haupteigenschaft der Bitcoins – der Anonymität – getätigt werden. Das Nachverfolgen des Bitcoins-Besitzers und dessen Transaktionen mit dieser Währung ist nämlich unmöglich. Alle elektronischen Bitcoin-Geldbörsen sind anonym. Eben darin besteht die größte Gefahr für den Staat.
Schutzreaktion für das Finanzsystem
„Im Großen und Ganzen ist die Position der Zentralbank gerechtfertigt. Sie versucht, das Finanzsystem zu schützen. Die Beanstandung gegenüber den Bitcoins ist damit begründet, dass sie über keinerlei materielle Deckung verfügen. Sie basieren ausschließlich auf dem Vertrauen der Bürger, darauf, dass man für sie etwas erwerben kann“, erklärte Maxim Petronjewitsch, Chef des Expertenzentrums für ökonomische Prognosen der Gasprombank. „Die Gefahr für das Finanzsystem besteht darin, dass die Bitcoins ihren Wert verlieren. Vorerst wird ihr Wert dadurch gewährleistet, dass die Bitcoins äußerst schwer zu generieren sind.“
„Diejenigen, die Bitcoins zu privaten Zwecken verwenden, werden von diesem Verbot wahrscheinlich nicht besonders betroffen sein, da das Mining der Bitcoins und ihre Überweisung auf keine Weise durch die Zentralbank geregelt werden. Nicht nur das – niemand hat etwas dagegen, dass die virtuelle Währung in Wechselstuben gegen Valuta erworben wird, lediglich Rubel können nicht in Bitcoins eingetauscht werden“, versichert Michail Kusmin, Analyst bei Investcafé.
„In Russland werden Bitcoins vorwiegend als Anlage genutzt und weniger für die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen. Diejenigen, die rechtzeitig das Potential der Kursentwicklung der Kryptowährung erkannt und in sie investiert haben, können heute einen nennenswerten Gewinn verzeichnen“, versichert der Leiter des Analysezentrums Zecurion Wladimir Uljanow.
Insgesamt sind die Bitcoins in Russland nicht sonderlich populär. Nach der Meinung von Experten macht der Bitcoin-Umsatz in Russland lediglich einen sehr geringen Anteil am weltweiten Umsatz aus. Und selbst der globale Handel mit der Cyberwährung generiert in der Realwirtschaft gegenwärtig gerade einmal einen achtstelligen Dollar-Millionenbetrag.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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